Internationalisierung hat in den letzten 50 Jahren das Wirtschaftsgefüge erheblich verändert2. So lag beispielsweise bei kontinuierlich steigendem Welthandel (siehe Tabelle 1-1) das prozentuale Wachstum des Weltexports zu alien Zeitpunkten über dem Wachstum des Weltbruttosozialproduktes3. Dabei internationalisieren nicht nur große Konzerne und DAX-Unternehmen, sondern auch kleinere und mittelgroße Unternehmen4. Internationalisierung stellt sich somit als gesamtwirtschaftliches Phänomen dar, mit beteiligten Unternehmen in alien Gröβenklassen und Branchen5. Selbst Unternehmen, die mit ihren Produkten nationale Marktnischen besetzten, müssen sich mit zunehmender Konkurrenz durch internationale Unternehmen auseinandersetzen und entsprechend reagieren.
Zur Untersuchung der Forschungsfrage wird im Folgenden ein theoretischer Ansatz identifiziert, der die Argumentationsbasis bildet. Der bereits als sinnvoll erkannte61, aber auf das Gesamtunternehmen ausgerichtete Competence-based View weist zunächst keine internationalisierungsspezifischen Ausprägungen auf62. Daher werden auf Grund ihrer thematischen Nähe zur Forschungsfrage zunächst bestehende Ansätze zur Erklärung von Internationalisierungsphänomenen auf ihre Anwendbarkeit untersucht. Zur Bewertung der Ansätze bedarf es sinnvoller Kriterien, die im Folgenden definiert werden.
Nachdem sich eine Nutzung der bisher untersuchten Ansätze zur Untersuchung der Forschungsfrage nicht empfiehlt, wird im Folgenden erörtert, inwieweit der Competence-based View (CBV) als Ansatz des strategischen Managements diese Lücke füllen kann. Weiterhin hat sich gezeigt, dass der CBV bisher nur unzureichend auf den Bereich der Internationalisierung übertragen wurde – dies wäre bei positiver Beantwortung der ersten Fragestellung auszubauen. Dazu ist ein genaues Verständnis der Inhalte, Wirkungszusammenhänge, Starken und Schwächen des Ansatzes notwendig272, welches im Folgenden aufgebaut wird. Die einleitende kurze Betrachtung der historischen Wurzeln des Ansatzes dient dabei der Aufdeckung der verschiedenen Strömungen und gibt bereits erste Indizien für die notwendige Ausführlichkeit der Betrachtung des CBV.
In den bisherigen Kapiteln wurden zunächst die Forschungsfrage und das Untersuchungsgebiet definiert, anschließend bestehende Ansätze der Internationalisierungsforschung auf ihre Eignung, als Basis zu dienen, untersucht und abgelehnt und schließlich der nicht primär auf die Erklärung von Internationalisierungserfolg ausgerichtete CBV als potenzielle theoretische Verankerung diskutiert.
Auf Grund der idiosynkratischen Ausprägungen von Ressourcen und Kompetenzen nach dem CBV finden sich in diesem Bereich viele Studien, die explorativ mit kleiner Fallzahl arbeiten.887 Großzahlige empirische Arbeiten sind trotzdem sinnvoll und anzustreben, wenn diese so genannte Metafaktoren untersuchen, also Bereiche, die „hinter” den idiosynkratischen Ausprägungen der Kompetenzen und Ressourcen liegen888, beispielsweise fur die Koordination oder Erstellung von Kompetenzen verantwortlich sind. Dadurch ergeben sich für erfolgreiche Unternehmen tendenziell gleiche Ausprägungen889, wie auch Eisenhardt/Martin beschreiben.890 Die Bildungsfaktoren von Kompetenzen können als solche angesehen werden, daher sind Gemeinsamkeiten über Unternehmensgrenzen hinweg zu erwarten.
Vor dem Einstieg in die Diskussion der theoretischen und empirischen Implikationen der vorliegenden Studie sollen, ausgehend von der Forschungsfrage, in einem kurzen Abriss Gang und Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammengefasst werden. Dies erscheint an dieser Stelle sinnvoll, da mit Vorliegen (i) des Modells am Ende des 4. Kapitels und (ii) der empirischen Auswertung (Kapitel 5) die primären Erkenntnisgewinne abgeschlossen sind. Diese sind im weiteren Verlauf von Kapitel 6 anwendungsorientiert auf Implikationen hin zu untersuchen.
Backmatter
Metadaten
Titel
Competence-Building und Internationalisierungserfolg