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18.03.2025 | Compliance | Im Fokus | Online-Artikel

Mit klaren Regeln gegen Arbeitszeitbetrug

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

3 Min. Lesedauer

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Verlängerte Pausen und private Aufgaben während der Arbeitszeit: Unternehmen unterschätzen das Ausmaß von Arbeitszeitbetrug. Statt mit harten Konsequenzen zu drohen, sollten sie auf gelingende Kommunikation setzen.

Sieben von zehn Beschäftigten (72 Prozent) haben ihre privaten Angelegenheiten gelegentlich während der Arbeitszeit erledigt und nur 34 Prozent noch nie beim Erfassen von Pausen oder kurzen Unterbrechungen geschummelt. Der Rest, immerhin 66 Prozent, geht mehr oder weniger großzügig mit dem Aus- und Einstempeln von Pausenzeiten um.

Zwar ist der gute alte Stundenzettel nahezu Geschichte und in den meisten Unternehmen durch moderne digitale Zeiterfassungssysteme ersetzt worden, aber Arbeitszeitbetrug ist damit aber nicht aus der Welt geschafft. Beschäftigte, das zeigt eine Studie, dokumentieren ihre geleisteten Arbeitsstunden nach wie vor flexibel und zu ihren Gunsten, weniger aus Nachlässigkeit, als um unbezahlte Überstunden auf eigene Faust zu kompensieren.

Arbeitszeitbetrug ist Auslegungssache

Die Wahrnehmungen von Führungskräften und Beschäftigen über das Ausmaß von Arbeitszeitbetrug driften dabei auseinander. Zahlen dafür liefert die im Herbst 2024 vom Softwareanbieter Time Management Office (Timo) beauftragte Studie Arbeitszeiterfassung 2024, eine repräsentative Befragung unter 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 373 Führungskräften aller Unternehmensgrößen. Die Analyse zeigt, dass Arbeitszeitbetrug in deutschen Unternehmen ein strukturelles Problem ist, das durch unzureichende Kontrolle und fehlende Transparenz begünstigt wird. Weitere Kernergebnisse der Studie sind: 

  • 79 Prozent aller Beschäftigten verwenden digitale Systeme zum Ein- und Ausstempeln,
  • 87 Prozent der Arbeitnehmenden geben an, ihre Arbeitszeiten "sehr genau" oder "meistens genau" zu erfassen,
  • 38 Prozent aller Befragten haben verlängerte Pausenzeiten beobachtet,
  • 72 Prozent der Beschäftigten haben schon einmal private Angelegenheiten während der Arbeitszeit erledigt,
  • 19 Prozent von ihnen geben an, dass private Tätigkeiten während der Arbeitszeit eine gängige Form der nicht-korrekten Arbeitszeiterfassung sind,
  • Beschäftigte der GenZ erledigen dreimal häufiger private Angelegenheiten während der Arbeit als Beschäftigte der älteren Generationen (20 zu 7,3 Prozent)
  • 13 Prozent der Beschäftigten erfassen ihre Arbeitszeit regelmäßig nicht korrekt,
  • Beschäftigte der Medien- und Kreativbranche sind besonders nachlässig bei der Pausenerfassung: nur 27 Prozent dokumentieren Pausen regelmäßig,
  • 32 Prozent der Beschäftigten geben nicht-bezahlte Überstunden als vorstellbaren Grund für Arbeitszeitbetrug an,
  • 16 Prozent manipulieren ihre Arbeitszeit aus Frust über die Arbeitsbedingungen.

Arbeitgeber sehen Arbeitszeitbetrug keineswegs entspannt

Auch wenn ein bisschen Schieberei bei der Pausenzeit oder private Erledigungen neben der Arbeit im Homeoffice scheinbar ausgleichende Gerechtigkeit schaffen: Arbeitszeitbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Zwei Drittel der befragten Führungskräfte befürchten Einbußen des Jahresumsatzes von zehn bis 30 Prozent und ein Drittel spricht von starken bis sehr starken Einflüssen auf die Leistungsfähigkeit des gesamten Teams. Auf der Strecke bleibt außerdem das gegenseitige Vertrauen, ein wichtiges Gut funktionierender Unternehmenskultur. Arbeitnehmende äußern sich dazu laut Umfrage deutlich entspannter. Was tun?

Kommunikation statt Konsequenzen gegen manipulierte Pausenzeiten

In einem Punkt sind sich die befragten Führungskräfte einig: Mit Sanktionen lässt sich keine Verhaltensänderung bewirken. Sie setzen auf Prävention durch Dialog und bevorzugen Mitarbeitergespräche (65 Prozrnt) statt verhaltensbedingter Kündigung (14 Prozent) oder Gehaltskürzungen (elf Prozent ). Auch die Studienexperten raten: Unternehmen sollten transparente Richtlinien zur Arbeitszeiterfassung etablieren und diese regelmäßig kommunizieren sowie kontrollieren. Denn, der offene Austausch stärkt das Vertrauen und unterstützt eine auf gegenseitiger Fairness basierende Arbeitskultur.

Über den präventiven Charakter von Kontrollen schreibt Springer-Autorin Janine Schleper: "Bezweckt wird eine verhaltenslenkende Wirkung der kontrollierten Personen, indem diese sich vor allem durch das Wissen um die Kontrolle ihres Handelns rechtskonform verhalten. Ohne eine solche Möglichkeit der Kontrolle würden Verbote, Anweisungen sowie die Einhaltung von Pflichten womöglich leerlaufen und nicht effektiv durchgesetzt werden können." (Seite 65)

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