Die nicht ganz leicht verständliche KI-Regularien des EU AI Act aus Brüssel stoßen bei Unternehmen auf wenig Begeisterung, sagen Berater. Die Umsetzung dürfte aufwendig werden.
In deutschen Unternehmen herrscht Skepsis gegenüber der neuen EU-Verordnung zur Künstlichen Intelligenz. Nach einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Deloitte bei 500 Managern, die sich in den Unternehmen mit dem Thema beschäftigen, sehen 52 Prozent ihre Innovationsmöglichkeiten dadurch eingeschränkt, knapp 19 Prozent erwarten eine Stärkung.
"Die teils wohl bewusst unklaren Regelungen des AI Act machen eine Auslegung tatsächlich nicht immer leicht", sagt Deloitte-Partner Till Contzen. "Die Umsetzung der Anforderungen wird je nach Umfang der KI-Nutzung in einem Unternehmen einen erheblichen Aufwand mit sich bringen - zumal viele Unternehmen nicht einmal wissen, wie viel KI sie genau nutzen." Erst ein Viertel der Firmen habe sich bereits auf die Umsetzung vorbereitet. Es drohe eine Situation vergleichbar mit der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im Mai 2018.
EU AI Act trifft viele Unternehmen unvorbereitet
"Andererseits hat der EU AI Act wie bisher kaum eine andere Regulatorik den Sprung in die deutschen Boardrooms geschafft. Gerade in hoch-regulierten Branchen wie zum Beispiel dem Finanzsektor oder dem Gesundheitssektor sind deutsche Unternehmen gewohnt, dass Regulatorik in Compliance-Prozesse und -Systeme überführt wird und fester Bestandteil ihrer Rahmenbedingungen auch für Innovationen ist."
Weitere Studienergebnisse:
- Beinahe die Hälfte der befragten Unternehmen hat sich noch nicht richtig auf den EU AI Act vorbereitet. Lediglich gut ein Viertel hat das Thema bereits auf der Agenda.
- Rund ein Drittel der teilnehmenden Firmen ist optimistisch und stuft sich als gut gewappnet ein, die Vorgaben des AI Act umzusetzen. Knapp ein Fünftel sieht sich allerdings schlecht präpariert.
- 39 Prozent der Befragten versprechen sich vom EU AI Act mehr Rechtssicherheit im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, während rund 35 Prozent dies nicht so sehen. Ein Viertel erwartet keinen großen Unterschied durch das neue Gesetz.
Hohe Bußgelder durch KI-Regulierung
Eine angemessene KI-Regulierung könne Vertrauen herstellen, aber auch die Innovationskraft schwächen, sagt Deloitte-Digitalexpertin Sarah Becker. Der EU AI Act ist seit August in Kraft und muss in den kommenden zwei Jahren in allen EU-Staaten umgesetzt werden. Bei Nichteinhaltung der Vorgaben drohen hohe Bußgelder.
Deloitte hatte von 24. Juli bis 14. August 500 Manager befragen lassen, die sich in ihrem Unternehmen mit KI befassen. Die Ergebnisse seien "repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 8,5 bis 8,7 Prozentpunkten beim jeweiligen Gesamtergebnis".