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21.02.2017 | Compliance | Schwerpunkt | Online-Artikel

Korruption lebt von der Gelegenheit

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

4 Min. Lesedauer

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Wenn Schmiergelder fließen, dann sind zwei Täter am Werk, die die Wahrscheinlichkeit ausblenden, dass es irgendwo Opfer geben könnte. Das machen alle so, ist die Selbsttäuschung der Korruption. 

Während der frisch vereidigte Präsident der USA Anfang Februar über seinen offiziellen Twitteraccount lautstark die Modelinie seiner Tochter verteidigt, weitet sich in Südkorea der Korruptionsskandal im direkten Umfeld von Präsidentin Park Geun Hye auf den Samung-Konzern aus. Und in Rumänien ziehen Hunderttausende auf die Straße. Sie wehren sich gegen ein von der Regierung unter Sorin Grindeanu verabschiedetes Dekret, das Vorteilsnahme und Amtsmissbrauch straffrei lässt, wenn dabei weniger als umgerechnet 50.000 Euro verschoben werden. 

"Korruption ist schon lange ein Teil der rumänischen Gesellschaft“, hatte Staatspräsident Klaus Johannis im vergangenen November bedauert. Unter dem Druck der größten Straßenproteste seit Ceausescu musste die rumänische Regierung mittlerweile einlenken und kündigte einen Volksentscheid an. In Südkorea wurde der Konzernerbe wegen Korruption, Untreue und Meineid verhaftet. Und in den USA stellen Trump-Kritiker unermüdlich unter dem Hashtag #CountdownToImpeachment sämtliche Interessenkonflikte des Präsidenten zusammen. 

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Anti-Korruption braucht politischen Willen

Korruption ist ein diffuser Vorwurf der viele Gesichter hat, sich in Grauzonen bewegt, sich nicht immer beweisen lässt, das verantwortungsvolle Handeln Dritter entlang ethischer Richtlinien massiv untergräbt und schließlich auch irgendwie Ansichtssache ist. In Deutschland, so meinen Juristen und Korruptionsbekämpfer, hätte Präsident Trump wegen seiner Verkaufshilfe via Präsidentenaccount schon längst eine Verfassungsklage am Hals. Der zur gleichen Zeit veröffentlichte  Korruptionswahrnehmungsindex 2016 (CPI) von Transparency International lässt Zahlen sprechen: Die USA sind innerhalb eines Jahres um zwei Plätze auf Rang 18 abgerutscht, Südkorea gar um 15 Plätze auf Rang 52. Rumänien allerdings hat sich um einen Platz auf Rang 57 verbessern können. Der Index misst die in Wirtschaft, Politik und Verwaltung wahrgenommene Korruption auf Grundlage verschiedener Expertenbefragungen. In vergangenen Jahr wurden 176 Länder untersucht.

So hat sich Georgiens politischer Wille gegen die Korruption innerhalb von zwölf Monaten bereits ausgezahlt. Die Öffentlichkeit honorierte das neue Plus an Integrität mit einer höheren Punktzahl als im Vorjahr. Das Land konnte sich um vier Plätze auf Rang 44 verbessern. Auf der Weltkarte der Korruption belegen Dänemark, Neuseeland und Finnland die ersten Plätze, Somalia wird als das korrupteste Land der Welt eingeschätzt. Deutschland, Luxemburg und Großbritannien teilen sich den zehnten Platz. An den Spitzen-Ländern nehmen die befragten Experten transparente Regierungsführung, Pressefreiheit, starke Bürgerrechte und ein unabhängiges Justizsystem war. Am anderen Ende der Skala schwächt das Fehlverhalten von Institutionen und Regierungen die Länderreputation. 

Vetternwirtschaft lässt sich mit dem Gewissen vereinbaren

"Corrumpere" für "verderben" ist der ethymologische Stamm des Begriffs Korruption. Transparency International definiert den Hergang als "Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil". Salopp ausgedrückt, ist Korruption eine Täterschaft ohne direktes Opfer, aber mit zwei Tätern, die zur Tat schreiten, weil sie ungehindert Vorteile ausschöpfen können. Zudem finden Wirtschhaftskriminelle im weltweit expandierenden digitalen Raum neue Schutzräume für ihr Handeln. Wer mit Schmiergeldern hantiert, verletzt die Wettbewerbsregeln und die Integrität von Gesellschaften und Wirtschaftsstandorten. Anti-Korruptionsmaßnahmen auf staatlicher Ebene, institutionelle Reformen  und verpflichtende Compliance-Regeln für Wirtschaftsakteure könnten das Treiben einhalten. Der Index liefert dafür jährlich den Beweis.

Um der Korruption auf Unternehmensebene vorbeugen zu können, ist es wichtig, die Rechtfertigungsstrategien zu kennen, mit denen Korrumpteure ihr Handeln vor anderen und dem eigenen Gewissen legitimieren. Diese reichen von der lapidaren Feststellung "das machen alle so" über das Beschreiben von Zielkonflikten bis hin zu dem Phänomen, dass Opfer und Schaden leicht zu abstrahieren sind. "Coachen gegen Korruption" kann nach Ansicht von Springer-Autorin Sabine Roeder Schorr also nur gelingen, wenn "Selbstimmunisierungs- und Selbstrechtfertigungsstrategien, die letztlich dazu führen, Korruption als normales und daher unproblematisches Verhalten zu qualifizieren durchbrochen werden und die involvierten Personen eine eigene Wertebasis als Orientierungsrahmen für ihr Handeln erarbeiten (Seite 291).

Die Korruptionsversuchung lauert überall

Gelegenheit, Motivation und Rechtfertigung bereiten der Korruption also den Nährboden. Eine weitere Grundvorraussetzung für effektive Korruptionsprophylaxe ist daher die Analyse der Risikofaktoren im Unternehmensumfeld. Denn Anti-Korruptions-Compliance erfordert nach Ansicht von Springer-Autor Christian Pelz, dass  Unternehmen in beide Richtungen aktiv werden, sie Korruptionshandlungen aus dem Unternehmen heraus sowie die Korrumpierung der Mitarbeiter von Außen verhindern. Risikokriterien für Unternehmen sind (Seite 50): 

  • Länderrisiko Unternehmensstandorte
  • Länderrisiko Zielmärkte
  • Industrie- und Branchenrisiko
  • Produkt- und Leistungsrisiko
  • Kundenstruktur
  • Geschäfts- und Vertriebsmodell

Fazit: Der Inhalt- und Detailierungsgrad von Compliance-Regeln in Unternehmen richtet sich an der Risikobewertung aus. So könnten in einer Anti-Korruptionsrichtlinie allgemeine Verhaltensanweisungen gegeben, in spezifischen Policies darüber hinausgehende "Regelungen und Prozesse für besondere Situationen und Gestaltungen getroffen werden", rät Pelz (Seite 51).

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