Immer mehr verdächtige Transaktionen werden der Financial Intelligence Unit (FIU) weitergeleitet. Laut ihrer aktuell veröffentlichten Bilanz für 2019 gingen bei der Stelle 37.500 Meldungen mehr ein als im Vorjahr. Ein Grund: Banken automatisieren zunehmend ihre Prozesse.
Wie die FIU in ihrem aktuellen Jahresbericht schreibt, sind bei ihr 2019 insgesamt 114.914 Verdachtsmeldungen eingegangen. Das ist eine Steigerung von fast 50 Prozent gegenüber 2018. In Deutschland habe sich das jährliche Meldeaufkommen seit 2009 fast verzwölffacht. Die Behörde, die im Rahmen der Bekämpfung von Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung auffällige Finanztransaktionen sammelt und untersucht, führt den enormen Anstieg auf die kontinuierliche Sensibilisierung der nach dem Geldwäschegesetz Verpflichteten sowie die fortschreitende Automatisierung bei großen Kreditinstituten zurück.
Sensibilisierung für Geldwäsche wirkt
"Die Tendenz der kontinuierlich steigenden Zahl der an die FIU übermittelten Verdachtsmeldungen zeigt, dass die umfangreichen Sensibilisierungs- und Koordinierungsmaßnahmen der FIU wirken. Die Aufmerksamkeit der Verpflichteten zur Identifizierung auffälliger Sachverhalte im Zusammenhang mit möglicher Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wächst spürbar an", erläutert FIU-Leiter Christof Schulte das Ergebnis.
Der Anstieg des Meldeaufkommens erstrecke sich sowohl auf Finanz- und Nichtfinanzsektor als auch auf Behörden und sonstige Verpflichtete. Nach wie vor stammten aber rund 98 Prozent aller Meldungen aus dem Finanzbereich. Diese meldete allein mehr als 35.000 verdächtige Transaktionen mehr als noch im Jahr 2018.
Mehr Meldungen aus den Bereichen Glücksspiel und Immobilien
Auch die absolute Anzahl der eingegangenen Verdachtsmeldungen aus dem Nichtfinanzsektor ist im Jahr 2019 zwar angestiegen, mache jedoch weiterhin nur rund 1,3 Prozent der Gesamteingänge aus, heißt es weiter. Für den Anstieg im Nichtfinanzsektor seien vor allem Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen verantwortlich. Auch aus dem Bereich der Güterhändler gingen in diesem Jahr deutlich mehr Meldungen ein, wobei der prozentuale Anstieg mit gut 50 Prozent in etwa dem Gesamttrend entsprach. Außerdem erhöhte sich ebenfalls die Zahl der Verdachtsmeldungen von Immobilienmaklern und Finanzunternehmen.
"Dies verdeutlicht, dass es uns nur durch ein gemeinsames und schlagkräftiges Vorgehen aller Beteiligten – also sowohl mit den nationalen Partnern als auch im weltweit vernetzten FIU-Verbund – gelingen wird, die globale Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nachhaltig zu bekämpfen und international agierenden kriminellen Netzwerken das Handwerk zu legen", bringt es Schulte auf den Punkt.
Leichter Anstieg bei Transaktionen von Kryptowährungen
Interessant: Auch bei den Meldungen rund um Kryprowährungen verzeichnete der Report mit 760 Transaktionen eine leicht steigende Kurve – allerdings auf einem insgesamt sehr niedrigen Niveau. Insbesondere stellt die Weiterleitung von Geldern an Handelsplattformen ins Ausland zum Umtausch der Gelder in Kryptowerte mit anschließendem Weitertransfer eine typische Begehungsweise dar.
"Gleich ob nur die gemeldeten Verdachtsfälle in die Höhe geschnellt sind oder die tatsächlichen Fallzahlen: Der Gesetzgeber muss Digitalisierung und Professionalisierung der Geldwäscheprävention entschieden vorantreiben", betont Christian Tsambikakis, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Geldwäschebeauftragten BVGB. "Nur so kann die wichtige Funktion der Geldwäschebeauftragten in Unternehmen und Organisationen gestärkt und Geldwäsche nachhaltig eingedämmt werden." Es sei weiterhin zu befürchten, "dass eine enorm große Zahl an fragwürdigen Transaktionen von den Behörden unbemerkt bleibt". Tsambikakis forderte daher alle Beteiligten auf, nun "an einem Strang zu ziehen, denn Deutschland darf kein Eldorado der Geldwäsche bleiben".