Globale Konzerne bilden ihre Finanzmitarbeiter zunehmend in eigenen Finance Academies weiter. Im Gespräch mit der Zeitschrift Controlling & Management Review berichten Praktiker über ihre Erfahrungen.
CMR: Bayer und Henkel haben für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter aus dem Finance-Bereich schon vor Jahren eine eigene Finance Academy oder wie es bei Henkel heißt — einen Finance Campus — gegründet. Auch andere Unternehmen betreiben eigene Akademien, um ihre Finance-Mitarbeiter weiterzuentwickeln. Welche Ziele werden damit verfolgt?
Daniel Frensemeier: Der Finance Campus ist ein fester Bestandteil bei Henkel. Es gibt ihn seit acht Jahren. Wir sehen unser Angebot als Ergänzung zu den klassischen HR-Trainings und versuchen, alle relevanten Finance-Themen für Henkel abzudecken und entsprechende Lernangebote bereitzustellen. Die Finance-Organisation hat sich ja in den letzten Jahren sehr verändert. Ich denke da beispielsweise an die stark gewachsenen Shared Service Center, in die unter anderem viele operative Controlling-Prozesse ausgelagert worden sind. Daher ist es wichtig, den Kolleginnen und Kollegen in den Regionen Trainingsangebote zu unterbreiten, die es ihnen möglich machen, notwendige Skills aufzubauen. Auch die Rollen haben sich ganz klar verändert und damit natürlich auch die Lernanforderungen. Hier bieten wir Themenblöcke, die über das operative Controlling hinausgehen. Der Fokus liegt zurzeit auf Business Partnering mit den Business Units. Aber auch Projekt-Management, Tools und Systeme sowie die Prozesse betreffendes Know-how werden stark nachgefragt. Außerdem legen wir großen Wert auf Vernetzung.
Und wie sieht es bei Bayer aus? Warum gibt es dort eine eigene Inhouse-Akademie?
Rainer Schiller: Eigentlich aus drei Gründen: Wir wollen Bayer-internes Know-how vermitteln. Das ist entscheidend. Keine Allgemeinplätze, die man zukauft, sondern wirklich selbstkreierte Trainings. Die weiteren Ziele sind, den Austausch der Mitarbeiter untereinander zu fördern und prinzipiell — wie bei Henkel auch — eine Vernetzung innerhalb des Unternehmens zu generieren. Die Wissensvermittlung steht von der Priorisierung her aber deutlich an erster Stelle. Wir sind im Prinzip der professionelle Partner für die Weiterentwicklung der Finance-Mitarbeiter.
Herr Radtke, wie stellt sich die Situation aus der Sicht eines Beratungs- und Trainingsunternehmens dar, das den Überblick über viele Konzern-Akademieansätze hat?
Björn Radtke: Aus CTcon-Sicht sehen wir unterschiedliche Motive, die man klaren Typologien zuordnen kann: Manche Unternehmen stellen eine Finance Academy im Rahmen einer großen Finance-Transformation auf. Die Academy ist dann wesentliches Umsetzungsvehikel des Transformationsprogramms. Andere setzen auf strategische Ziele ihres CFO-Ressorts in Bezug auf die Themen People and Talent Development sowie Community-Entwicklung auf. Die Gründung von sogenannten "funktionalen Akademien" ist gerade in den Großkonzernen immer mehr en vogue. Die Aussage "Ich trage Verantwortung für eine spezialisierte globale Community und die hat eigene Lernbedarfe, eigene Lernanforderungen und damit auch Bedarf an einer eigenen spezialisierten Academy" hören wir von immer mehr Konzern-CFOs.
Das komplette Interview mit Daniel Frensemeier, Björn Radtke und Rainer Schiller lesen Sie in der Zeitschrift Controlling & Management Review: "Wir suchen nach den optimalen Lernmethoden".