Skip to main content

12.08.2020 | Controlling | Infografik | Online-Artikel

Finanzabteilungen gehen die qualifizierten Bewerber aus

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Über Fachkräftemangel klagen das Handwerk und das Gesundheitswesen nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Krise. Nun fehlt auch im Controlling und Rechnungswesen zunehmend qualifiziertes Personal, zeigt eine Studie.

Die Digitalisierung wird in vielen Unternehmensbereichen als Segen gefeiert, da sie Prozesse beschleunigt und Kosten senkt. Doch in der Finanzabteilung zeigt sie auch ihre negativen Seiten. Denn dort werden qualifizierte Mitarbeiter langsam zur Mangelware, die den digitalen Wandel stemmen können. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Personalberatung Maxmatch und des Marktforschungsinstituts Dynata. Von den insgesamt 201 im Februar 2020 befragten Finanzmanagern in Führungsposition bezeichnen 65 Prozent die Suche nach geeignetem Fachpersonal als "schwer" oder "sehr schwer".

Digitalisierung ändert das Profil, nicht den Personalbedarf

Ob sich die digitale Transformation insgesamt eher mindernd auf die Teamgröße in der Finanzabteilung auswirkt, sind sich die Befragten nicht einig. Ein Drittel (34 Prozent) geht davon aus, künftig weniger Beschäftigte in diesem Bereich zu benötigen. Knapp 20 Prozent glauben das Gegenteil. Eindeutig ist aber: Über die Hälfte der befragten Unternehmen braucht mehr als acht Wochen für die Besetzung neuer Stellen. Und Bewerber mit besonderen Fähigkeiten zu finden, wird der Umfrage zufolge tendenziell noch schwieriger. Fast 80 Prozent der Teilnehmer sind überzeugt, dass sich die Berufsprofile verändert haben und potenzielle Jobanwärter neue Anforderungen erfüllen müssen. 

Besonders gefragt sind dabei Anwender-Kenntnisse im Bereich kollaborativer Technologien sowie Kompetenzen im Umgang mit Datenbanken und großen Datenmengen. Dass Bewerber offensichtlich häufig nicht über dieses nötige Know-how verfügen, verschärft den Fachkräftemangel im Finanzbereich.

Auch die Lage kann den Ausschlag geben, ob eine Stelle für potenzielle Bewerber besonders attraktiv ist, wie folgende Übersicht zeigt:

Regionale Unterschiede beim Recruiting im Finanzbereich

Großstadt & mittelgroße Stadt

Kleinstadt, Vorort & Land

46,6 % bewerten ihren Unternehmensstandort für die Mitarbeitersuche als "positiv" oder "sehr positiv"

44,1 % sehen ihren Unternehmensstandort für die Mitarbeitersuche "neutral"

39,1 % sehen ihn als neutral

33,8 % bewerten ihn als "negativ" oder "sehr negativ"

14,3 % bewerten ihn als "negativ" oder sehr negativ"

22,1 % bewerten ihn als "positiv"

Quelle: Maxmatch Personalberatung, 2020

Tendenzen zum standortunabhängigen Arbeiten, die mit der Digitalisierung einhergehen und durch die Corona-Pandemie noch mal einen Schub bekommen haben, könnten in diesem Fall Standortnachteile ausgleichen, glauben die Studienautoren.

Klassische Stellenanezige hat die Nase vorn

Für die Zukunft erwarten 56 Prozent der Finanzmanager, dass die Suche nach qualifizierten Kollegen noch schwieriger wird. Knapp 41 Prozent gehen davon aus, dass die Herausforderungen gleich bleiben. Allerdings suchen knapp die Hälfte der Unternehmen ihre Finanzfachkräfte noch über klassische Online- oder Print-Stellenanzeigen. Hier können neue Suchkanäle und Instrumente in Zukunft künftig eine wichtige Rolle spielen: Mit alternativen Suchmethoden wie Jobbörsen suchen aktuell nur 27,4 Prozent der Befragten ihre neuen Finanzexperten. Über Social Media sind es 14,4 Prozent und auf externe Personalberater setzen nur für 6,5 Prozent.

Die zu­künftigen Jahrgänge an Arbeitnehmern werden kleiner, was die Zahl der möglichen Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt allgemein verringert, so die Studienautoren. Hier bilde das qualifizierte Fachpersonal für die Finanzfunktionen keine Ausnahme. Schon die derzeit hier arbeitenden Personen seien für die zunehmend digi­talisierten Tätigkeiten und Arbeitsabläufe nicht mehr optimal qualifiziert und diese Wissenslücke werde sich künftig noch vergrößern.

Neue Recruiting-Kanäle für den Finanzbereich

Ein Baustein, um dieses Problem zu bekämpfen, liegt in der Weiterbildung von Mitarbeitern ohne digitales Fachwissen und in einer Anpassung der Ausbildungs- und Studienprogramme für den Finanzbereich. Hier müssen in Zukunft die benötigten digitalen Kompetenzen stärker miteinbezogen werden, fordern die Studienautoren. Zum anderen sollten Unternehmen auch auf alternativen Kanälen nach geeigneten Bewerbern suchen – etwa über externe Partner oder in den sozialen Medien. So ließen sich ausgewählte Zielgruppen besser ansprechen. 

"Bei­spielsweise auf LinkedIn sind in den vergangenen zehn Jahren die Nutzerzahlen im DACH-Raum von einer Million auf 14 Millionen angestiegen, was die größer werdende Bedeutung dieses Mediums unterstreicht. Diese Plattform nutzen gerade Fachkräfte aus dem akademischen Umfeld regelmäßig, wodurch sich ein in­teressanter Pool für Personalsuchende bietet", heißt es zur Begründung.

Fazit: Ein allgemein gültiges Rezept, wie der Finanzbereich die Herausforderung rundum den Fachkräftemangel stemmen kann, gibt es nicht. "Unterschied­liche Finanzabteilungen haben unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse und je nach Stellenprofil kann die Mitarbeitersuche selbst in Zeiten des Fachkräftemangels unkompliziert und leicht gelingen", so die Studie. Somit müsse jedes Unter­nehmen für die Besetzung vakanter Stellen im Einzelfall entscheiden, wann für welchen Job bestimmte Recruiting-Methoden und -Kanäle am geeignetsten sind.

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren