Skip to main content

23.03.2022 | Corona-Krise | Schwerpunkt | Online-Artikel

Durch Corona viel Bewegung, aber kein Wandel

verfasst von: Anne Steinbach

4 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Bis heute haben viele Unternehmen Probleme damit, den digitalen Wandel strategisch anzugehen. Und das, obwohl Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit drängender denn je sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie.

Trotz turbulenter Zeiten und drängender Themen wie etwa Digitalisierung und Nachhaltigkeit konnten die meisten deutschen Unternehmen ihre eigene Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit in den letzten Jahren nur leicht erhöhen. Das ergab die dritte Auflage der "Change Readiness Index 2022", bei dem 363 Unternehmen in Deutschland zum Thema "Unternehmen im Wandel" von der Unternehmensberatung Staufen befragt wurden. Dabei kamen 68 Prozent der Befragten aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, der Elektroindustrie und der Automobilindustrie.

Empfehlung der Redaktion

2021 | Buch

Quick Guide Change Management für alle Fälle

Was uns Case Studies lehren

Dieser Quick Guide zum Change Management für alle Fälle dient als Kurzleitfaden. Er bietet Verantwortlichen und Betroffenen einen schnellen Überblick, wie Unternehmenswandel erfolgreich gelingen kann. 

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:

  1. Das Veränderungstempo in der deutschen Wirtschaft hat noch einmal zugelegt. 
  2. Der technologische Fortschritt ist, abgesehen vom Sondertreiber Corona, der mit Abstand größte Motor für den Wandel.
  3. Trotz turbulenter Zeiten konnten die Unternehmen ihre eigene Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit insgesamt nur leicht steigern.
  4. Viele Unternehmen arbeiten zu sehr im Jetzt, ohne über den Tellerrand hinauszuschauen. 
  5. Prozesse werden zwar perfekt dokumentiert, aber nicht ausreichend infrage gestellt.
  6. Veraltete Führungsmethoden und ein überholtes Karriereverständnis erschweren den Wandel.
  7. Der Know-how-Aufbau in Sachen Digitalisierung kommt nicht voran.
  8. Der deutschen Wirtschaft droht beim Thema Industrie 4.0 eine harte Spaltung in digitale Vorreiter und digitale Nachzügler.

Corona überdeckt unerledigte Hausaufgaben

Eine große Mehrheit der Befragten hat eine klare Begründung für den leichten Stillstand der eigenen Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit: Die Pandemie habe zwar in den meisten Unternehmen viele Steine ins Rollen gebracht, doch seien die wirklich wichtigen Themen erst einmal liegen geblieben. Interessant ist, dass 77 Prozent der Befragten angaben, dass sich ihr Unternehmen in den letzten zwei Jahren stark verändert habe, dabei wurden vor allem die Bereiche Wandlungsfähigkeit in den Bereichen Strukturen, Prozesse, Führungs- und Unternehmenskultur sowie Mitarbeitende und Qualifikationen betrachtet.

Am stärksten geprägt war der Wandel seit 2019 – wenig verwunderlich – durch die Pandemie. Sie war der wichtigste Katalysator für Veränderungen. "Corona stellt unser gesamtes Wirtschaftssystem und nahezu alle Unternehmen vor neue Herausforderungen. Diese Krise stellt besondere Anforderungen an die Unternehmen. Sie erfordert ein besonderes Vorgehen zur Krisenbewältigung", so Springer-Autoren Thomas Forster, Rainer E. Ulrich, Immanuel Ulrich, Armin Gruber im Buchkapitel "Strategische Business Transformation in der Praxis" (Seite 192). 

Doch auch der technische Fortschritt, der Wandel der Arbeitswelt und Probleme durch wegbrechende Supply Chains zwangen Unternehmen zum Handeln. Die Studie zeigt jedoch, dass es weiterhin nur in kleinen Schritten vorangeht und das, obwohl ein Wandel heutzutage wichtiger denn je ist. "Es ist heute keine Frage mehr, ob sich die Unternehmen wandeln wollen. Vielmehr entscheidet das Tempo, in der sie sich an veränderte Bedingungen anpassen können, über ihre Wettbewerbs- und damit am Ende auch ihre Überlebensfähigkeit", erklärt Wilhelm Goschy, CEO der Staufen AG.

Beginnt jetzt der Wandel?

Rückblickend mag Corona viel ins Rollen gebracht haben. Die Möglichkeit, aus dem Homeoffice zu arbeiten, Remote Work, die vielen Meetings über ganz diversen Plattformen. Es wurden Prozesse angepasst, Gewohnheiten verändert und vielleicht sogar Traditionen gebrochen. Doch, und da müsse man auch den Tatsachen ins Auge blicken, die Euphorie über veränderte Arbeitsweisen sei auch wieder schnell abgeflacht. In vielen befragten Unternehmen sei aufgefallen, dass sich die Innovationskraft verringert habe – doch dies passierte vor allem in Unternehmen, die auch schon vor der Krise geschwächelt haben. 

Dennoch ist gerade jetzt die perfekte Zeit für radikale Veränderungen, erklären Springer-Autoren Thomas Forster, Rainer E. Ulrich, Immanuel Ulrich und Armin Gruber im Buchkapitel "Die Krisenbewältigung erfordert einen 'radical change'" (S. 338): "Durch Corona werden viele Lieferketten, Strukturen und Märkte wahrscheinlich langfristig gestört bleiben. Alte und ursprünglich erfolgreiche Geschäftsmodelle werden deshalb nicht mehr funktionieren. Auch das Herumdoktern an Symptomen, das Basteln an der Organisation wird nicht helfen. Unternehmenskrisen können nicht durch Symptombehandlungen gelöst oder vermieden werden. Es geht um Grundsätzliches, es bedarf radikaler Veränderungen."

Vom Krisenmodus auf die aktive Gestaltung des Wandels umschalten 

Ist der so oft zitierte Corona-Katalysator also nur eine Einbildung? "Nein", ist Unternehmensberater Goschy überzeugt. "Die vor allem auf den Feldern Digitalisierung und New Work gemachten Erfahrungen bieten enorme Chancen." 

"In den vergangenen Jahren waren die Unternehmen sehr damit beschäftigt, die Arbeit so gut wie möglich auch unter Pandemie-Bedingungen fortzuführen. Die ein oder andere Hausaufgabe ist ihnen dabei unerledigt aus dem Blick geraten", resümiert Staufen-CEO Goschy. "Jetzt müssen sie über die akuten Herausforderungen hinausblicken und den Wandel aktiv gestalten."

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren