Im Maschinenbau sank die produktive Leistung zwischenzeitlich um 25 Prozent, in der Automobilindustrie sogar um fast 75 Prozent. Trotz allmählicher Erholung wird das Vorkrisenniveau wohl erst 2022 erreicht.
Die Automobilindustrie und der Maschinenbau wurden infolge der Corona-Krise stärker beeinträchtigt als etwa die Chemie- und die Pharmaindustrie.
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Im zurückliegenden Halbjahr hat die deutsche Volkswirtschaft den schwersten Einbruch seit Ende des zweiten Weltkriegs erlebt. Allein im zweiten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal, auf die gesamte erste Jahreshälfte 2020 bezogen beträgt der Rückgang preisbereinigt 5,8 Prozent. Seit Mai erholt sich die Wirtschaft jedoch zunehmend. Die Bundesregierung rechnet für das kommende Jahr mit einem Plus von 4,4 Prozent, zu Beginn des Jahres 2022 könnte das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden.
Mittlerweile zeichnet sich auch ab, wie stark die unterschiedlichen Wirtschaftszweige im produzierenden Gewerbe von der Corona-Krise und dem Lockdown betroffen waren. Während die Automobilindustrie und der Maschinenbau deutliche Einbußen hinnehmen mussten, waren andere Wirtschaftszweige wie die Chemie- oder die Pharmaindustrie vergleichsweise wenig betroffen, wie der Produktionsindex des Statistischen Bundesamts verdeutlicht. Der Produktionsindex erfasst Wert und Menge der in Deutschland produzierten industriellen Güter und bezieht sie auf die Produktionsleistung im Vergleichsjahr 2015.
Wieder mehr Aufträge und gestiegene Produktion
Zu Jahresbeginn lag die produktive Leistung im Fahrzeugbau gegenüber 2015 noch bei 88 Prozent, im April kam die Automobilindustrie gerade noch 14,2 Prozent. Nicht ganz so dramatisch war die Lage im Maschinenbau, dessen produktive Leistung im Januar bei hundert Prozent lag und im April auf 74,5 Prozent sank. Beispielsweise im Werkzeugmaschinenbau gingen die Aufträge im ersten Halbjahr 2020 um 35 Prozent zurück. Der Einbruch dürfte sich auch nachhaltig auf die Beschäftigungslage auswirken, wie eine Mitgliederumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ergab. Demnach nutzten im Juli 2020 68 Prozent der Betriebe Kurzarbeit, in 62 Prozent herrschte ein Einstellungsstopp, während 17 Prozent einen Personalabbau in die Wege geleitet haben. Hoffnung macht immerhin der Produktionsindex, der im Juni für die Automobilindustrie wieder auf 70 Prozent, für den Maschinenbau auf 91 Prozent stieg.
Die positive Entwicklung dürfte sich mit Blick auf die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe fortsetzen. So meldet das Statistische Bundesamt für den Juli 2020 ein Auftragsplus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vormonat, während das Auftragsplus im Juni gar bei 28,8 Prozent lag. In der Automobilindustrie ist der Auftragseingang im Juli 2020 um 8,5 Prozent zum Vormonat gestiegen. Er liegt aber noch um 2,4 Prozent niedriger als im Februar 2020.
Die Produktion im produzierenden Gewerbe lag im Juli 2020 1,2 Prozent über dem Vormonat, jedoch 10 Prozent niedriger als im Juli 2019. In der Automobilindustrie, der größten Branche des verarbeitenden Gewerbes, ist die Produktion im Juli 2020 gegenüber dem Vormonat um 6,9 Prozent gestiegen.
Nach Einschätzung der Bundesregierung wird es Einschränkungen wie während des Lockdowns im März und April kein zweites Mal mehr geben. Steigenden Infektionszahlen sollten stattdessen künftig mit gezielten und regionalen Maßnahmen eingedämmt werden.
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