Die Aufträge im deutschen Werkzeugmaschinenbau sind im ersten Halbjahr 2020 um 35 Prozent gesunken. Anzeichen für eine Erholung der Lage mischen sich mit der Sorge vor einer zweiten Infektionswelle.
Gründe für den Rückgang sind unter anderem die temporären Produktionsschließungen und Liquiditätsengpässe in der Luftfahrt und der Automobilindustrie
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Umsatzrückgänge in wichtigen Kundenbranchen sowie die weltweit eingebrochene Investitionstätigkeit haben der Werkzeugmaschinenindustrie zugesetzt. Nach Angaben des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) haben Kurzarbeit, temporäre Produktionsschließungen und Liquiditätsengpässe insbesondere in der Luftfahrt und in der Automobilindustrie auf die Auftragslage im Werkzeugmaschinenbau durchgeschlagen.
Dem VDW zufolge sind im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 35 Prozent weniger Bestellungen eingegangen. Die Inlandsaufträge lagen dabei um 28 Prozent unter Vorjahr, die Auslandsorders 39 Prozent. Allein im zweiten Quartal verbuchte die Werkzeugmaschinenbauindustrie 46 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahreszeitraum. Bereits 2019 erfuhr die Werkzeugmaschinenindustrie – nach guten Vorjahren – ein Auftragsminus von 22 Prozent, was mitunter Folge der schwächelnden Weltkonjunktur, dem Strukturwandel in der Automobilindustrie und weltweiter Handelsstreitigkeiten war.
Industrie rechnet wieder mit Zunahme der Produktion
Trotzdem erkennt der VDW erste Anzeichen einer Erholung. So habe der Auftragseingang im Juni 2020 wieder "spürbar" über den beiden Vormonaten gelegen. Der Frühindikator Purchasing Managers Index (PMI) prognostiziere zudem wieder weltweites Wachstum und laut Ifo-Institut erwartet auch die deutsche Industrie in den kommenden drei Monaten eine Zunahme ihrer Produktion.
Allerdings wirkten sich Erholungen in den Kundenbranchen erfahrungsgemäß erst verzögert in der Werkzeugmaschinenindustrie aus, so der der VDW weiter, weswegen die Erwartungen der Branche für die nächsten sechs Monate gedämpft blieben. Dazu komme die Unsicherheit um die Risiken einer möglichen zweiten Infektionswelle. Verlässliche Aussagen über eine Stabilisierung der internationalen Investitionstätigkeit ließen sich vor diesem Hintergrund kaum treffen.
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