Obwohl die Zahl der Insolvenzen in Deutschland rückläufig ist, steigen die durchschnittlichen Schäden. Wie gut sind Unternehmen und Banken darauf vorbereitet?
Das Kreditversicherer Euler Hermes hat eine Insolvenzstudie veröffentlicht. Sie zeigt, dass sich die Schäden durch Pleiten in Deutschland seit 2015 verdoppelt haben. Euler Hermes geht für 2018 von voraussichtlich 19.350 Insolvenzfällen aus. Das sind vier Prozent weniger als im Vorjahr. Obwohl die Fallzahlen sinken, sind die Schäden deutlich gestiegen.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass eine Insolvenz auch andere Unternehmen in die Krise stürzen kann. "Das bedeutet, wenn es kracht, dann richtig", sagt Van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Dann ist meist die ganze Lieferkette betroffen. Viele Lieferanten sind plötzlich mit großen Schadenssummen konfrontiert. Häufig auch, weil sie sich in falscher Sicherheit wägen angesichts der stetig sinkenden Fallzahlen und der anhaltend guten Wirtschaftslage in der Welt und vor allem auch in Deutschland selbst. Doch auch hier ziehen langsam Wolken auf."
Eine Unternehmensinsolvenz stürzt weitere Beteiligte in die Krise
Ist ein Unternehmen zahlungsunfähig, leiden sowohl Geschäftspartner als auch Kreditgeber. Nicht jedes Unternehmen hat genügend Puffer, um Forderungsausfälle zu verkraften. Euler Hermes fürchtet, dass der weltweite Trend von steigenden Insolvenzen bald auch Deutschland erreichen wird. "Seit Anfang 2018 gab es in der Hälfte der von Euler Hermes monatlich analysierten Ländern mehr Pleiten als im Vorjahreszeitraum", sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt von Euler Hermes und stellvertretender Chefvolkswirt der Allianz.
"Für das Gesamtjahr gehen wir von acht Prozent mehr Insolvenzen aus und im kommenden Jahr kommen weitere fünf Prozent hinzu. Haupttreiber dieser Entwicklung ist vor allem China. Dort verschwinden aktuell viele 'Zombie-Unternehmen' vom Markt, die dort lange Zeit künstlich am Leben gehalten wurden. Diese Marktbereinigung setzt sich auch 2019 weiter fort."
Zudem verweist der Kreditversicherer auf
- wirtschaftliche und politische Risiken,
- Handelsbarrieren,
- eine teilweise hohe Verschuldung von Unternehmen und
- dadurch steigende Kreditrisiken.
Banken brauchen mehr Risikovorsorge
Auch die Bundesbank hat die Banken vor einer möglichen Krise und steigenden Risiken gewarnt. Bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2018 wies Professorin Claudia Buch, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, darauf hin, dass die gute Lage bei den deutschen Unternehmen momentan dazu führe, dass Banken zu wenig Risikovorsorge betreiben. Falls es also zu einem konjunkturellen Umschwung bei Unternehmen kommt, stellt sich die Frage, ob die Bankenbranche darauf vorbereitet ist, wenn Kunden ihre Kredite nicht mehr bedienen können.