Die Gehälter der Vorstandsvorsitzenden von Dax-Unternehmen sorgen regelmäßig für Diskussionen. Sind sie angemessen oder völlig überzogen?
Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
Die Vergütung von Vorständen in Dax-Unternehmen ist zwischen 2014 und 2017 – allen Kontroversen zu diesem Thema zum Trotz – deutlich gestiegen. Das geht aus der Studie "Manager To Worker Pay Ratio 2017" (PDF) des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U) hervor, das zur Hans-Böckler-Stiftung gehört.
Demnach verdienten die Top-Manager 2017 im Schnitt 71 Mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter. Im Jahr 2014 war es noch das 57-Fache. Die Einkommenskluft variert je nach Konzern stark. So ist der Unterschied unter den 30 Dax-Konzernen bei der Commerzbank am geringsten: Dort verdient ein Vorstand das 20-Fache seiner Angestellten. Bei der Deutschen Bank beläuft sich das Gap auf das 35-Fache. Am größten sind die Gehaltsdifferenzen bei der Deutschen Post. Dort können sich die Vorstände über eine 157-mal höhere Entlohnung als ihre Mitarbeiter freuen.
Vorstandsvorsitzende streichen am meisten ein
Bei den Vorstandsvorsitzenden (CEOs) fallen die Gehaltsunterschiede noch gravierender aus. Demnach erhalten Vorstandsvorsitzende sogar das 97-Fache dessen, was ein durchschnittlicher Mitarbeiter verdient. So bekommt etwa Post-Chef Franz Appel das 232-Fache seiner Mitarbeiter und belegt damit im Ranking den Spitzenplatz. Es folgen die Chefs von Heidelberg Cement (Bernd Scheifele, 201-Fache), Adidas (Kasper Rorsted, 192-Fache), Daimler (Dieter Zetsche, 171-Fache) und SAP (Bill McDermott, 163-Fache).
Die Dax-Chefs kassieren derzeit so viel noch nie. 7,4 Millionen Euro betrug ein durchschnittliches Jahresgehalt 2017. Das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung hat die sogenannte Manager-to-Worker-Pay-Ratio zum fünften Mal seit 2005 berechnet. Bis zum Jahr 2017 hat der Gehaltsabstand zwischen Top-Managern und Durchschnittsbeschäftigten demzufolge um etwa 70 Prozent zugenommen.
Diskussion um Manager-Gehälter schwelt unentwegt
Ob diese XXL-Gehälter im Verhältnis zur erbrachten Leistung stehen, ist umstritten. Daher wird immer wieder über eine Begrenzung von Manager-Gehältern debattiert. Zuletzt hatte die SPD 2017 vorgeschlagen, die steuerliche Absetzbarkeit der Verdienste zu deckeln. In den Koalitionsvertrag hat es dieses Vorhaben allerdings nicht geschafft.
Doch derzeit macht Brüssel bei dem Thema Druck. Denn die Aktionärsrechte-Richtlinie der Europäischen Union (EU) empfiehlt den Mitgliedstaaten, die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Pay Ratio zu verpflichten. Damit will die EU Ländern wie den USA oder Großbritannien nacheifern, die dieses Vorgehen bereits rechtlich veranker haben.