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2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

Corporate Social Responsibility und das Lauterkeitsrecht: Braucht es ein „Europäisches Unternehmerleitbild“?

verfasst von : DrDrDrh.c Franz Jürgen Säcker

Erschienen in: Corporate Social Responsibility

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Beim Corporate Governance-Kodex geht es bislang allein darum, die Unternehmen zur Rechtstreue zu verpflichten. Unbeachtet bleiben ökologische und soziale Ziele, soweit diese (noch) nicht zum Inhalt der Rechtsordnung geworden sind. Die Vorstellung, dass Preisbildung und Markt nicht von der Ethik dirigiert werden sollten, war eines der großen Dogmen des klassischen Liberalismus. Das Regelwerk der UNO „The Responsibility of National Corporations and other Business Enterprises with regard to Human Rights” und die Corporate Social Responsibility-Richtlinien der EU wollen diese Ideologie überwinden aus der Erkenntnis heraus, dass eine moderne Zivilgesellschaft auch auf nicht in Rechtsnormen verdichteten gemeinsamen sozialen, ökologischen und kulturellen Grundüberzeugungen beruht, die ein Unternehmen beachten muss, wenn es langfristig erfolgreich sein will. Eine Beschränkung von Compliance auf die strikte Einhaltung von Rechtsnormen ohne ethische Fundierung i.S. eines auch sozial und ökologisch verantwortungsvollen Handelns würde auf Dauer jedes Corporate Governance System zu einem als lästig empfundenen Überbau machen. Das Corporate Governance-Konzept sollte deshalb stärker mit den Grundsätzen von Corporate Social Responsibility verbunden werden.

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Fußnoten
1
Heuser, „Die Zeit“ v. 16. Mai 2013, S. 21.
 
2
Säcker, Zielwandlungen und Zielkonflikte in der Wettbewerbspolitik, 1971, 36 ff.
 
3
Vgl. dazu Nawroth, Die Sozial- und Wirtschaftsphilosophie des Neoliberalismus, 1962, 162 ff.
 
4
Der in der Öffentlichkeit verbreitet bestehende Eindruck, die Liberalisierung eines Monopolmarktes müsse zum Abbau gesetzlicher Regelungen führen, ist im Bereich von natürlichem Infrastrukturmonopolen unzutreffend. Nur die Produktmärkte sind durch den diskriminierungsfreien Zugang zu den Netzen gemäß §§ 17, 20 EnWG wettbewerblich organisiert; der Transportmarkt bleibt monopolisiert, vgl. näher Mestmäcker, in: Coing/Kronstein/Mestmäcker (Hrsg.), FS für Böhm, 1965, 353 ff.
 
5
Näher Säcker, Gruppenparität und Staatsneutralität als verfassungsrechtliche Grundprinzipien des Arbeitskampfrechts, 1974, 112 ff.
 
6
Vgl. auch Stehr, Die Moralisierung der Märkte, 2007.
 
7
Vgl. dazu Schricker, Gesetzesverletzung und Sittenverstoß, 1970, 190 ff.
 
8
Henning-Bodewig, Der „ehrbare“ Kaufmann, Corporate Social Responsibility und das Lauterkeitsrecht, WRP 2011, 1014, (1023).
 
9
Vgl. den UN Global Compact (http://​www.​unglobalcompact.​org/​); OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen (http://​www.​oecd.​org/​daf/​inv/​mne/​48808708.​pdf); näher dazu Birk, GRUR 2011, 196 ff.
 
10
“Guiding Opinion on Strengthening the Building of Corporate Culture in Centrally Controlled Corporations”, issued by SASAC on 16 March 2005 (www.​sasac.​gov.​cn/​eng/​zrzc.​htm, accessed 28 Nov. 2007); dazu Hawes, “Representing Corporate Culture in China: Official Academic and Corporate Perspectives”, The China Journal, No. 59, January 2008, 33.
 
11
Deal/Kennedy, Corporate Culture: The Rites and Rituals of Corporate Life, 1988, 22 ff.
 
12
Vgl. M. Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 1922.
 
13
Earnings before interests and taxes.
 
14
Return on Capital Employed.
 
15
C. Schmitt, Der Begriff des Politischen, 1932 (Neuauflage 1963), 70 f.
 
16
Vgl. zur Kritik Morgensterin, in: Klothen/Krelle/Müller/Neumark (Hrsg.), FS für Beckerath, 1964, 558 ff.; Eucken, Die Grundlagen der Nationalökonomie, 6. Aufl. 1950, 97 ff.; Heuss, ORDO XVIII (1967), 411 ff.; Roper, ORDO III (1950), 239 ff.; Günther, Der Stand der deutschen Kartellgesetzgebung, BB 1950, 879 ff.; Raiser, Vertragsfreiheit heute, JZ 1958, 1 ff.; Mestmäcker, Über die normative Kraft privatrechtlicher Verträge, JZ 1964, 441 ff.
 
17
Vgl. Kantzenbach, Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, 2. Aufl. 1967, 12 ff.; Hoppmann, in: Albert/Wilhelm/Besters, FS für Wessels, 1967, 145 (168 ff.); zur Kritik Lampert/Althammer, Lehrbuch der Sozialpolitik, 2007; Clark, Competition as a Dynamic Process, 1961, 85 ff; Holzer, Theorie des Datenrahmens, 1964, 61 ff.
 
18
Vgl. z. B. Göbel, Unternehmensethik, 2. Aufl. 2010; Homann/Blome-Drees, Wirtschafts- und Unternehmensethik, 1992.
 
19
Vgl. zutreffend BGH, GRUR 1996, 36 – Umweltfreundliches Bauen; GRUR 1991, 546 – Altpapier; GRUR 2007, 247 – Regenwaldprojekt I; GRUR 2007, 251 – Regenwaldprojekt II.
 
20
Vgl. Säcker, in: Boguslawskij/Trunk (Hrsg.), Festgabe für Seiffert, 2006, 479 ff.
 
21
Lampert/Matthey, in: Hauschka, Corporate Compliance, § 26, Rn. 53; Burgi, Compliance im Staat – Staat und Compliance, CCZ 2010, 41 ff.; Kort, Verhaltensstandardisierung durch Corporate Compliance, NZG 2008, 81 (85).
 
22
Was allerdings das OLG München (Az. 5 U 2472/09) im Fall Kirch/Deutsche Bank über das Verhalten des Vorstandes der Deutschen Bank feststellt, lässt daran dann doch wieder gewisse Zweifel aufkommen; vgl. dazu Rüthers, Oberlandesrichter stechen mit Kirch-Urteil ins Wespennest, FAZ v. 17.4.2013, Nr. 89, S. 22.
 
23
Vgl. EuGH, Rs. C-210/96, Gut Springenheide, Slg. 1998, I – 4657, Rn. 31; Rs. C- 220/98, Estée Lauder, Slg. 2000, I-117, Rn. 32; BGH GRUR 2000, 619 (621); BGHZ 156, 250 (252); BGH GRUR 2012, 184, Rn. 19; BGH GRUR 2012, 1053.
 
24
Dies entspricht der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der den Aufsteller Allgemeiner Geschäftsbedingungen verpflichtet, bei der Gestaltung des Inhalts nicht nur seine Interessen, sondern auch die Interessen seiner künftigen Vertragspartner angemessen zu berücksichtigen, vgl. BGHZ 41, 151 (154); 48, 264 (268); 51, 55 (57 ff.); BAG AP Nr. 1 zu § 305 BGB – Billigkeitskontrolle.
 
25
Vgl. dazu Art. 19 RL 2004/39/EG über Märkte für Finanzinstrumente, ABl. EU v. 30.4.2004 Nr. L 145/17.
 
26
Schrader, Nachhaltigkeit in Unternehmen – Verrechtlichung von Corporate Social Responsibility, ZUR 2013, 451 (453); Säcker, Corporate Social Responsibility and Compliance, CB 7/2013.
 
27
Vgl. Birk, Corporate Responsibility, unternehmerische Selbstverpflichtungen und unlauterer Wettbewerb GRUR 2011, 196 (196); Die EU Kommission hatte CSR von Anfang an wie folgt eingegrenzt: CSR ist „ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, um auf freiwilliger Basis soziale und ökologische Belange in ihre Unternehmenstätigkeit“ aufzunehmen. Die CSR Grundsätze sich nach Ursprung und Präzisionsgrad auch nicht geeignet, die Generalklausel des Lauterkeitsrecht unmittelbar zu konkretisieren.
 
28
Roth, Wirtschaftsrecht auf dem Deutschen Juristentag 2012 – Möglichkeiten und Grenzen für staatliche und nichtstaatliche Eingriffe in die Unternehmensführung -, NZG 2012, 881 (881).
 
29
Vgl. statt anderer Kort, Gemeinwohlbelange beim Vorstandshandeln, NZG 2012, 926 ff.; Muelbert, Soziale Verantwortung von Unternehmen im Gesellschaftsrecht, AG 2009, 766 ff.; Karlss, in: MünchKommAktG, 3. Aufl. 2008, § 76 Rn. 118.
 
30
Vgl. Säcker, Das zivilrechtliche Schicksal von gegen § 87 Abs. 1 AktG verstoßenden Vergütungsvereinbarungen, JZ 2006, 1154 ff.
 
31
Vgl. Zimmer, in: Immenga/Mestmäcker, GWB 4. Aufl. 2007, § 1 Rn. 303 ff.
 
32
Gundel, in: MünchKommWettbR, 2. Aufl. 2014, Art. 106 AEUV, Rn 74 ff.
 
33
Vgl. dazu Birk, Corporate Responsibility, unternehmerische Selbstverpflichtungen und unlauterer Wettbewerb, GRUR 2011, 196 ff.
 
34
Vgl. BGH, NJW 1970, 194 f.; BKartA, Tätigkeitsbericht 1969, BT-Drs. VI/950, 19; Hoppmann, Preismeldestellen und Wettbewerb, WUW 1966, 97 (120).
 
35
EuGH, Rs. C-379/98, PreussenElektra, Slg. 2001, I-2099.
 
36
Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, 4. Aufl. 2011, Art. 34-36, Rn. 210, 214. Näher dazu Säcker, Die Europäisierung des Energie-Umweltschutzrechts als nicht länger aufschiebbare Aufgabe, EWERK-Sonderausgabe im Gedenken an H. Scheer, 2011, 27 ff.
 
37
Zimmer, in: Immenga/Mestmäcker, GWB, 4. Aufl. 2007, § 1 Rn. 201 ff.
 
38
Säcker, Die Konvergenz von unionsrechtlicher & mitgliedstaatlicher Verfassung der Wirtschaft gem. der Zielvorgabe in Art. 3 Abs. 3 EUV, in: Altmeppen (Hrsg.), FS für Roth, 2011, 671 ff.
 
39
Dazu näher: Henning-Bodewig, Der „ehrbare“ Kaufmann, Corporate Social Responsibilitiy und das Lauterkeitsrecht, WRP 2011, 1014 ff.
 
40
T. Mann, Die Buddenbrooks, 1909, 168.
 
41
Vgl. dazu Bornkamm, in: Köhler/Bornkamm, UWG, 30. Aufl. 2012, § 5 Rn. 1.68.
 
42
Vgl. dazu Windbichler, in: Möllers (Hrsg.), Geltung und Faktizität von Standards, 2009, 19 ff.; Möslein, Dispositives Recht, 2011, 120 ff.; ferner Ernst in: Engel/Schön (Hrsg.), Das Proprium der Rechtswissenschaft, 2007, 15 ff.
 
43
Kort, Gemeinwohlbelange beim Vorstandshandeln, NZG 2012, 926 (927); Rau, Social Compliance – Nachhaltigkeitsrisiken richtig bewerten und kontrollieren, CCZ 2008, 224 ff.; Windbichler, Dienen staatliche Eingriffe guter Unternehmensführung?, NJW 2012, 2625 ff.
 
44
Diese sind aber nach einhelliger Auffassung nicht geeignet, sozial oder ökologische motivierte wettbewerbseinschränkende Regelungen zu legitimieren, vgl. Timme, in: MünchKommWettbR, Bd. 2, 2008, § 24 Rn. 26 ff.
 
45
Vgl. Zimmer, in: Immenga/Mestmäcker, GWB, 4. Aufl. 2007, § 1 Rn. 205 ff.
 
46
Fuchs, Wertpapierhandelsgesetz, 2009, Einl. Rn. 71.
 
47
Vgl. dazu kritisch Säcker/Boesche, in: Säcker, Neues Energierecht, 2. Aufl. 2003, 135 ff.
 
48
Zimmer, in: Immenga/Mestmäcker, (Fn. 45), Rn. 203 ff.
 
49
Vgl. dazu Säcker, Corporate Governance und Co. – Worum geht es?, Online-Magazin „Deutscher AnwaltsSpiegel“, 03/2009, 17 f.
 
50
Vgl. Popper, Conjectures and Refutations, 1963, 215 ff.
 
51
Vgl. z. B. § 5 Abs. 1 S. 2 Nr. 6 UWG.
 
52
Vgl. dazu den Wortlaut des „Sündenregisters“: Bundeswirtschaftsministerium vom 17.11.1974 (WRP 1975, 24); dazu Kellermann, in: Immenga/Mestmäcker, (Fn. 45), § 24 Rn. 139 ff. Kritisch dazu Säcker/Mohr, Forderung und Durchsetzung ungerechtfertigter Vorteile – Eine Analyse des § 20 Abs. 3 GWB, WRP 2010, 1 (7).
 
53
Vgl. BGH WUW/E 1466 – Eintrittsgeld; einschränkend zu Recht BGH GRUR 2011, 431 ff. – FSA- Kodex.
 
54
Vgl. exemplarisch BGH, GRUR 1996, 367 – Umweltfreundliches Bauen; BGH GRUR 1991, 546 zum Altpapier; BGH GRUR 2007, 247 – Regenwaldprojekt I; BGH GRUR 2007, 251 – Regenwaldprojekt II.
 
55
Vgl. zur Problematik Möllers/Hailer, Möglichkeiten und Grenzen staatlicher und halbstaatlicher Eingriffe in die Unternehmensführung, JZ 2012, 841 ff.; Vetter, Corporate Governance als Thema der Juristentagung, NZG 2012, 900 ff.
 
56
Vgl. Dzida/Reinhard, Globale Rahmenabkommen: zwischen Corporate Social Responsibility und Gewerkschaftlichen Kampagnen, BB 2012, 2241 ff.
 
57
Vgl. dazu Thüsing, International Framework Agreements: Rechtliche Grenzen und praktischer Nutzen, RdA 2010, 78 ff.
 
58
Vgl. dazu näher Ebenroth, Code of Conduct, Ansätze zur vertraglichen Gestaltung Internationaler Investitionen, 1987.
 
59
Norms on the Responsibilities of Transnational Corporations and Other Business Enterprises with Regard to Human Rights, U.N. Doc. E/CN.4/Sub.2/2003/12/Rev.2 (2003), abzurufen unter: http://​www1.​umn.​edu/​humanrts/​links/​norms-Aug2003.​html#approval.
 
60
Vgl. dazu Schmidt-Preuß, in: Säcker (Hrsg), Neues Energierecht, 2. Aufl. 2003, 179 ff.
 
61
Vgl. dazu auch Scherer/Picot, Unternehmensethik und Corporate Social Responsilbility – Herausforderungen an die Betriebswirtschaftslehre, zfbf- Sonderheft 58/08; Schwalbach, Corporate Social Responsilbility, ZfB 3/08; Wieland, Unternehmensethik und Compliance Management – Zwei Seiten einer Medaille, CCZ 2008, 15 ff.
 
Metadaten
Titel
Corporate Social Responsibility und das Lauterkeitsrecht: Braucht es ein „Europäisches Unternehmerleitbild“?
verfasst von
DrDrDrh.c Franz Jürgen Säcker
Copyright-Jahr
2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-54005-9_18