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2016 | OriginalPaper | Buchkapitel

Corporate Social Responsibility: Viel Schein – Wenig Sein?

verfasst von : Barbara Happe, Regine Richter

Erschienen in: CSR und Investment Banking

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Ob öffentliche oder private, multilaterale oder nationale Banken: auch 20-30 Jahre nach ihren ersten Bekenntnissen zu Umwelt- und Menschenrechtsschutz sind sie immer wieder in die Finanzierung zerstörerischer Großprojekte oder fragwürdiger Unternehmen verstrickt, die die Umwelt schädigen, das Klima anheizen oder grundlegende (Mitsprache-) Rechte Betroffener missachten.
In der Gesamtschau betrachtet sind multilaterale Banken in zentralen Aspekten oft weiter vorangeschritten als die privaten Institute. Sie verfügen über ein Set etablierter Umwelt- und Sozialstandards, veröffentlichen ihre Finanzierungen und haben in den vergangenen Jahrzehnten Beschwerdemechanismen etabliert. Die Implementierung und Weiterentwicklung eines kohärenten, auf ökologische Nachhaltigkeit und Armutsreduktion ausgerichteten Regelwerkes gerät jedoch unter Druck politischer Akteure, die daran kein Interesse haben. Aufweichungen von Standards oder der Versuch, durch immer neue Finanzierungsinstrumente das Regelwerk ganz zu unterlaufen sind die Folge. Da die multilateralen Banken weiter als wichtiger Referenzpunkt für private Finanzinstitute fungieren, bedeutet jede Abschwächung und jedes systematische Unterlaufen ihrer Standards, dass international weiter problematische Finanzierungen getätigt werden.
Die Bilanz deutscher Großbanken in Sachen ökologische und soziale Nachhaltigkeit sieht im Vergleich zu den multilateralen Banken deutlich bescheidener aus: zwar haben die Großbanken inzwischen fast flächendeckend Nachhaltigkeitsabteilungen eingerichtet, schreiben Nachhaltigkeitsberichte und greifen auf Datenbanken zurück, die über die ökologische und soziale Performance von Kunden informieren. Einige Banken haben sich sogar für einzelne sensitive Bereiche wie z.B. Atom, Rüstung, Rohstoffe oder Bergbau sogenannte Sektorrichtlinien gegeben. Qualitativ sind diese allerdings sehr unterschiedlich. Positiv hervorzuheben sind am ehesten einzelne Ausschlusskriterien von Commerzbank und Bayerischer Landesbank zum Uranbergbau oder dem Neubau von Atomkraftwerken sowie der fast flächendeckende Ausstieg deutscher Finanzinstitute aus der Finanzierung von Streumunitionsherstellern.
Von einem umfassenden Bekenntnis zu einem ökologisch und sozial nachhaltigen Geschäftsmodell sind die großen deutschen Privatbanken und die Landesbanken noch weit entfernt. Kursorische Praxischecks, die urgewald zu den Themen Atom, Kohle und Rüstung durchgeführt hat, belegen dies anschaulich. Statt vorausschauend einen minimalen ökologischen und ethischen Handlungskodex zu etablieren, der verbindliche Umwelt-, Sozial- und Menschenrechtsstandards für das gesamte Geschäft enthält sowie kontroverse Kunden ausschließt, richtet sich das Risikomanagement vielfach auf die Begrenzung drohender Imageschäden. So behält der von urgewald in einer Studie aus 2009 propagierte Slogan „Neue Banken braucht das Land!“ weiterhin Gültigkeit.

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Fußnoten
1
Independent Evaluation Group (IEG), Safeguards and Sustainability Policies in a Changing World, An Independent Evaluation of the World Bank Group Experience, The World Bank Group, 2010. https://​ieg.​worldbankgroup.​org/​Data/​reports/​safeguards_​eval.​pdf.
 
2
Compliance Advisor Ombudsman (CAO), CAO Audit of IFC Investment in Corporación Dinant S.A. de C.V. Honduras, Washington, D.C., The World Bank Group, December 20,2013. http://​www.​cao-ombudsman.​org/​documents/​DinantAuditCAORe​fC-I-R9-Y12-F161_​ENG.​pdf.
 
3
Independent Evaluation Group (IEG), Safeguards and Sustainability Policies in a Changing World, An Independent Evaluation of the World Bank Group Experience, The World Bank Group, 2010. https://​ieg.​worldbankgroup.​org/​Data/​reports/​safeguards_​eval.​pdf.
 
4
Compliance Advisor Ombundsman (CAO), CAO Audit of a Sample of IFC Investments in Third-Party Financial Intermediaries, Washington, D.C., The World Bank Group, October 10, 2012. http://​www.​cao-ombudsman.​org/​documents/​Audit_​Report_​C-I-R9-Y10-135.​pdf.
 
6
„The Mopani copper mine, Zambia“ Counter Balance, Dezember 2010.
 
8
Die u. a. von urgewald erstellte Studie „Banking on Coal“ zeigt aktuell erschreckende Trends und Zahlen im Kohlesektor auf: Trotz Klimaschutzbemühungen hat die globale Kohleproduktion seit 2000 um fast 70 % zugenommen und beträgt heute 7,9 Mrd. t jährlich. Diesen Ausbau finanzieren Privatbanken, die die Kohlebergbauindustrie zwischen 2005 und 2013 mit 118 Mrd. € unterstützten. Über 70 % dieser Summe stellten nur 20 Banken zur Verfügung, unter ihnen die Deutsche Bank auf Platz fünf mit 5,2 Mrd. €. Die ersten drei Plätze nehmen die amerikanischen Banken Citi (7,3 Mrd. €), Morgan Stanley (7,2 Mrd. €) und Bank of America (6,5 Mrd. €) ein. Vgl.: http://​urgewald.​org/​sites/​default/​files/​banking_​on_​coal.​pdf.
 
12
Recommendation of the Council on Common Approaches for officially supported export credits and environmental and social due diligence http://​www.​agaportal.​de/​pdf/​nachhaltigkeit/​info/​e_​common_​approaches.​pdf.
 
14
Common Approaches: II.i) Scope S. 5.
 
19
urgewald hat zudem gemeinsam mit Partnerorganisationen Studien zur Verstrickung der (inter-) nationalen Finanzindustrie in die Förderung der klimaschädlichen Kohleindustrie veröffentlicht: Bankrolling Climate Change (2011) und Banking on Coal (2013).
 
20
„Wie radioaktiv ist meine Bank?“ urgewald Dezember 2010.
 
21
„Was haben deutsche Banken aus Fukushima gelernt?“ urgewald März 2013 http://​urgewald.​org/​sites/​default/​files/​briefingfukushim​a2013-4.​pdf.
 
31
So hört sich z. B. das Ausschlusskriterium zu Streumunition bei der Deutsche Bank Tochter und Kapitalanlagegesellschaft DWS heute wieder sehr unverbindlich an: „Die DWS wird sich bei von ihr gemanagten Fonds bemühen, Unternehmen, die geächtete Produkte wie Streumunition und geächtete Landminen herstellen, zu identifizieren und wird generell nicht in solche Unternehmen investieren, es sei denn, zwingende Gründe sprechen für ein Investment“, (https://​www.​dws.​de/​Suche?​searchterm=​ESG+Richtlinien);. In der ersten generellen ESG-Richtlinie der DWS aus 2010 hieß es noch kategorisch: „Unternehmen, die geächtete Produkte wie Streumunition oder Landminen herstellen, sind aus dem Investmentuniversum ausgeschlossen.“ Zit. n.: http://​www.​test.​de/​Streubomben-in-Riester-Vertraegen-Auf-vermintem-Gelaende-4180804-4180808/​.
 
33
Zit. n.: http://​www.​taz.​de/​!89330/​; Jan von Aken, MdB und Rüstungsexperte der Linken, kritisierte damals: „Die Allianz argumentiert hier nach dem Motto: Ich töte Nachbars Katze, solange es kein Gesetz dagegen gibt. Das ist armselig.“ Die Wirtschaft sei verpflichtet, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen.
 
36
Medienberichten vom Sommer 2013 zufolge ist der milliardenschwere Panzerverkauf an Saudi-Arabien wegen der massiven Kritik in der deutschen Öffentlichkeit inzwischen offenbar geplatzt. http://​www.​tagesschau.​de/​inland/​panzer172.​html.
 
38
Vgl. Zusammenstellung von Informationen zu Coal India unter http://​urgewald.​org/​artikel/​umweltzerstoerun​g-unverantwortlich​e.
 
Metadaten
Titel
Corporate Social Responsibility: Viel Schein – Wenig Sein?
verfasst von
Barbara Happe
Regine Richter
Copyright-Jahr
2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-43709-4_25