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24.11.2021 | Corporate Social Responsibility | Interview | Online-Artikel

"Klimafreundliche Unternehmen stärken ihre Marktposition"

verfasst von: Andrea Amerland

4 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Kersten Karl Barth

ist Director Sustainability Solutions Deutschland bei Engie Impact, einem Unternehmen der Engie-Gruppe.

Nachhaltigkeit und digitale Transformation sollten für Unternehmen zusammengehören. Im Interview spricht Experte Kersten Karl Barth über Nachhaltigkeitsstrategien, von denen Umwelt und Organisationen profitieren.

Springer Professional: In der Management-Literatur ist die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit sicher ein Top-Thema. Wie sieht es aber in der Unternehmenspraxis damit aus, insbesondere im Mittelstand?

Kersten Karl Barth: Es haben sich bereits zahlreiche Unternehmen, Konzerne und Branchen eigene Klimaziele gesetzt. Doch scheitern viele an der langfristigen Umsetzung der Maßnahmen. Denn die Umstellung zu nachhaltigem Wirtschaften ist ein komplexer Prozess, insbesondere für mittelständische Unternehmen. Große Konzerne sind häufig intern bereits für die Aufgabe gerüstet oder verfügen über die nötigen finanziellen Mittel, neue Rollen zu besetzen und Umweltprogramme im Unternehmen voranzutreiben. Auch können sie leichter langfristige Verträge abschließen, etwa mit Ökostromanbietern. Doch Nachhaltigkeit ist auch Aufgabe des Mittelstands. Allein, um auf dem Markt zu bestehen, müssen sich Unternehmen anpassen, auf den zunehmenden Druck von Stakeholdern reagieren und sich vor den Klimarisiken schützen.

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Wie profitieren Unternehmen von mehr Nachhaltigkeit?

Nachhaltig aufgestellte Unternehmen erfahren eine Reihe von Vorteilen. Doch sollte an oberster Stelle der Wunsch stehen, das Klima zu schützen. Mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen kann versteckte Effizienzpotenziale aufdecken und so neben den CO2-Emissionen auch Kosten reduzieren. Ein weiterer Punkt ist das Ansehen. Nachhaltigkeit wird zunehmend auch für Kunden, Investoren, Mitarbeiter oder Kooperationspartner zu einem entscheidenden Thema und das Interesse an nachhaltigen Produkten und Services steigt. Klimafreundliche Unternehmen stärken ihre Marktposition und ihren Ruf.

Langfristige Veränderungen brauchen Zeit und kosten Aufwand. Im Hinblick auf zukünftige Richtlinien und Gesetze im Rahmen einer Klimapolitik, zahlt es sich für Unternehmen daher aus, schon jetzt in klimaschützende Maßnahmen zu investieren. Denn wie die Pandemie und die damit beschleunigte digitale Transformation gezeigt hat, gewinnen vorbereitete Unternehmen, da sie resilienter aufgestellt sind.

Wie entwickeln Unternehmen am besten eine Nachhaltigkeitsstrategie, die zu ihrem Geschäftsmodell passt und setzen diese dann auch um?

Eine Nachhaltigkeitsstrategie unterscheidet sich je nach Unternehmen und es gibt kein einheitliches Modell. Es gibt jedoch vier Schritte, an denen sich jedes Unternehmen orientieren kann. 

Im ersten Schritt geht es darum, den Fokus der Nachhaltigkeitsstrategie zu legen. Hier sollten verschiedene Interessengruppen aktiv eingebunden werden und interne sowie externe Stakeholder befragt werden. Eventuell werden so auch neue Themen auf die Agenda gesetzt oder Kernthemen gefestigt.

Dann sollte der aktuellen CO2-Fußabdruck gemessen werden. Ein umfassender Überblick wird erreicht, indem sämtliche Emissionsdaten gesammelt und analysiert werden. Hierzu zählen neben dem Energieverbrauch auch Scope-3-Emissionen. So kann die Ausgangslage definiert werden.

Allein das Festlegen von Zielen ist nicht ausreichend. Unternehmen müssen diese und den Weg dahin auch verstehen. Ein Nachhaltigkeitsteam im Unternehmen kann dabei unterstützen, verschiedene Szenarien aufzuzeigen, die sowohl die zuvor gewonnenen Daten als auch wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen. So können ehrgeizige und realistische Ziele vereinbart werden.

Dann geht es darum, einen positiven Business Case zur Finanzierung der beschlossenen Aktivitäten aufzustellen. Unternehmen müssen die verschiedenen Investitionen aufeinander abstimmen und in einen detaillierten Budgetplan aufnehmen. Ein Teil der Maßnahmen, Emissionen zu reduzieren, werden wiederum Mittel freisetzen, die wiederum für die Nachhaltigkeitstransformation genutzt werden können. So halten sich zusätzliche Kosten auf einem minimalen Niveau.

Klimaschutz ist ein komplexes Thema und die genannten Schritte sind essenziell für einen späteren Erfolg. Wer sich direkt an die Umsetzung macht, riskiert, dass sich die Aktivitäten am Ende nicht wie gewünscht auszahlen.

Wie können Nachhaltigkeitstransformation und digitale Transformation Hand in Hand gehen?

Das letzte Jahr hat deutlich gezeigt, dass die Digitalisierung kein Nice-to-have ist. Genauso verhält es sich mit der Nachhaltigkeitstransformation, die auch der Mittelstand spätestens jetzt in Angriff nehmen sollte. Moderne Technologien und Daten machen diese erreichbar. Daten helfen dabei, fundierte Entscheidungen zu treffen und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Moderne Technologien erleichtern es, die nötigen Daten auch über mehrere Standorte oder länderübergreifend zu ermitteln und zu analysieren. Mithilfe der gewonnenen Daten können zudem der Return on Investment und die Ergebnisse einzelner Initiativen gemessen werden. So lässt sich feststellen, welche Änderungen die gewünschten Ergebnisse erzielen und gegebenenfalls die Strategie anpassen. Die digitale Transformation erleichtert eine Nachhaltigkeitstransformation also erheblich.

Erreichen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele überhaupt?

Zahlreiche Unternehmen haben sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Doch reichen die bisherigen Maßnahmen weder aus, noch werden die Ziele erreicht. So zeigen Daten von CDP, einer internationalen gemeinnützigen Organisation, dass im Jahr 2020 nur 30 Prozent der Unternehmen auf dem Weg waren, ihre Ziele auch zu erreichen. Es braucht einen umfangreichen Wandel, um die ambitionierten Verpflichtungen zu erfüllen.

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