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15.03.2017 | Corporate Social Responsibility | Interview | Online-Artikel

"Nachhaltige Geschäftsmodelle rechnen sich besser"

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend

ist Honorarprofessor der Hochschule Darmstadt.

Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Das trifft auch auf nachhaltige Geschäftsmodelle zu. Denn die sind nicht nur eine gesellschaftliche Anforderung oder ethischer Luxus, sondern bringen ökonomischen Erfolg, sagt Springer-Autor Klaus-Michael Ahrend. 

Was macht ein Unternehmen nachhaltig?

Nachhaltige Unternehmer zielen auf ein sinnstiftendes Angebot. Dieses kann beispielsweise in der Herstellung von langlebigen Produkten zum Gebrauch liegen. Oder auch in der Erbringung von notwendigen Dienstleistungen am Nächsten für den sozialen Zusammenhalt. Neben Beiträgen für die Umwelt und für die Gesellschaft zielen nachhaltige Unternehmer auf langfristigen ökonomischen Erfolg. Eine detaillierte Orientierung geben verschiedene nationale und internationale Standards wie etwa der B.A.U.M.-Kodex oder die Sustainable Development Goals der UN.

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2016 | Buch

Geschäftsmodell Nachhaltigkeit

Ökologische und soziale Innovationen als unternehmerische Chance

Dieses Praxishandbuch vermittelt, neben den theoretischen Grundlagen für die Bewertung von Nachhaltigkeit, eine positive Haltung zu ökologischen und sozialen Geschäftsmodellen. Nachhaltigkeit ist dabei mehr als eine gesellschaftliche Anforderung oder eine philanthropische Erwägung.


Warum lohnt es sich für Firmen, in Nachhaltigkeit zu investieren?

Nachhaltigkeit ist mehr als eine gesellschaftliche Anforderung oder eine philanthropische Erwägung. Vielmehr ist Nachhaltigkeit eine unternehmerische Chance für Gründer und für etablierte Unternehmen. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind eine wichtige Möglichkeit, sich im Wettbewerb zu differenzieren. Ebenso lässt sich mit der Verankerung von positiven Beiträgen für Umwelt und Gesellschaft leichter eine Unternehmens- und Arbeitgebermarke im Vergleich zu nicht-nachhaltigen Geschäftsmodellen aufbauen. Bei vielen nachhaltigen Geschäftsmodellen liegt auch eine geringere Abhängigkeit von knappen Ressourcen vor. Entsprechend liefern verschiedene Studien den Beleg: Nachhaltige Geschäftsmodelle rechnen sich besser und häufig sogar als nicht-nachhaltige Geschäftsmodelle.

Und was müssen Unternehmen tun, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu etablieren?

Eine an Werten orientierte Unternehmensführung führt konsequent auch zum Einbezug von Nachhaltigkeit. Jedes Unternehmen sollte Nachhaltigkeit nicht nur als komplementäre Aufgabe verstehen, sondern Nachhaltigkeit umfassend in ihre Strategie- und Innovationsprozesse integrieren. Der Ausgangspunkt dafür ist immer eine authentische Willensbekundung durch die Unternehmensleitung. Grundsätzlich lassen sich nachhaltige Geschäftsmodelle organisch mit einer bestehenden Organisation oder mit neuen Organisationseinheiten realisieren. 

Als Wege außerhalb der vorliegenden Organisation lassen sich der Zukauf einer unternehmerischen Gelegenheit nutzen, oder das nachhaltige Geschäftsmodell wird in einer separaten Gesellschaft begründet beziehungsweise ausgegründet. Die organische Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle ist geprägt von einer Ideensammlung, der Analyse von Ausgangslage und Realisierungsmöglichkeiten, der Erarbeitung des Geschäftsmodells unter Zuhilfenahme von Methoden und der Umsetzung des Ergebnisses. Die Erarbeitung eines neuen beziehungsweise die Weiterentwicklung von bestehenden Geschäftsmodellen sollte im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses erfolgen. Dieser ist gekennzeichnet durch fortwährende kleine Verbesserungsschritte und die Zusammenarbeit in einem Team. Häufig konzentriert sich die Erarbeitung eines neuen Geschäftsmodells auf die folgenden Schwerpunkte:

  1. Leistungsangebot: Einbezug/Verbesserung oder Ausschließen einer Komponente
  2. Wertschöpfungskette: Integration oder Desintegration eines Elements
  3. Ertragsmodell: Nutzung neuer Zahlungsmodalitäten oder Nutzung der Preisdifferenzierung
  4. Partnerschaften: Aufbau oder Entzweien einer Partnerschaft

Bleibt noch das Problem der Monetarisierung. Viele Verbraucher wollen verantwortungsvolle Produkte – aber Sie wollen nicht immer mehr dafür zahlen. Wie können Unternehmen dieses Problem lösen?

Wird der Mehrwert deutlich, sind Kunden bereit dafür auch mehr zu bezahlen. Beispiele wie ökologisch-bewusst hergestellten Lebensmittel, energieeffiziente Elektronikgeräte oder nachhaltige Investmentfonds zeigen, dass dies gelingen kann. Andere nachhaltige Geschäftsmodelle werden durch die Allgemeinheit (Windkraftanlagen, sozialer Wohnungsbau) co-finanziert oder die Kosten liegen niedriger als bei nicht-nachhaltigen Geschäftsmodellen (Carsharing und weitere Angebote der Sharing Economy). Jedenfalls hilft es, wenn bei der Erarbeitung des nachhaltigen Geschäftsmodells potentielle Kunden und weitere externe Stakeholder eingebunden sind. Auch sollten die Unternehmen ihr nachhaltiges Engagement gemeinsam mit Politik, Wissenschaft und Medien bekannt machen. Dies ist ein wichtiger Beitrag für den leider oft weiten Weg zwischen Bewusstsein, Wissen und Verhaltensänderung.

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