Nachhaltigkeitsberichterstattung wird für Unternehmen zur Pflicht und entscheidet über ihre Zukunftsfähigkeit. Voraussetzung für ein erfolgreiches ESG-Reporting ist eine Strategie, die von der Zieldefinition bis zur Integration passender Softwarelösungen reicht.
Finanzmarktakteure suchen gezielt nachhaltig wirtschaftende Unternehmen.
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Die eigene Marke zu stärken und so für Kunden, aber auch für Investoren attraktiv zu sein, ist für die Bestandsfähigkeit von Unternehmen elementar. Nur mit dem Strom zu schwimmen, reicht im harten Wettbewerb nicht mehr aus, vielmehr müssen Unternehmen aus der Masse herausstechen und sich vor allem für Investoren modern, innovativ und zukunftsfähig präsentieren. Die Themen Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsberichterstattung treten daher in jedem Unternehmen auf, unabhängig davon, ob es bereits zum ESG-Reporting verpflichtet ist. Um den Erfolg der Berichterstattung zu maximieren und den Aufwand gleichzeitig zu minimieren, sollten Unternehmen einige wichtige Schritte voranstellen.
CSRD verschärft Vorgaben für ESG-Reporting
Zur Pflichtaufgabe wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung für die meisten Unternehmen früher oder später in jedem Fall, weil die EU-Kommission mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eine entsprechende Richtlinie auf den Weg gebracht hat. Sukzessive wird das ESG-Reporting (Environmental, Social, Governance) auf Unternehmen ausgerollt: Große Konzerne müssen bereits seit Anfang 2024 berichten, ab dem kommenden Jahr sind Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden und einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Euro betroffen. Ab 2026 sind auch kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) berichtspflichtig.
Nachhaltigkeit steht oben auf der Agenda
Doch auch unabhängig von der Berichtspflicht schlägt das Thema Nachhaltigkeit in den meisten Unternehmen auf: "Egal mit welchem Kunden ich spreche: Es gibt kein Unternehmen, bei dem Nachhaltigkeit nicht ganz oben auf der Agenda steht. Unabhängig von Größe, Branche oder Region geht es für Firmen nicht mehr nur darum, Umsatz- und Ertrags-, sondern auch Nachhaltigkeitsziele zu erreichen", schreibt beispielsweise Christian Klein, Vorstandssprecher SAP, in dem 2022 veröffentlichten Buch "4.ZERO - Die ESG-Revolution".
Die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen ist zum einen für die Reputation eines Unternehmens entscheidend, zum anderen aber auch für dessen Wirtschaftlichkeit. "Die Europäische Union nimmt derzeit eine globale Vorreiterrolle ein. Eine echte Chance, zum bevorzugten Zielmarkt für nachhaltige Investments internationaler Investoren zu werden", so Theodor Weimar, Vorstandsvorsitzender Deutsche Börse, in der gleichen Veröffentlichung.
Zertifikate gewinnen an Bedeutung
Kunden, Partner und vor allem Investoren verlangen von Unternehmen nachhaltiges Handeln und die entsprechenden Nachweise darüber - unabhängig von der gesetzlichen Pflicht zum ESG-Reporting. Entsprechende Zertifikate wie ISO 50.001 für Energiemanagementsysteme, ISO 9001 für Qualitätsmanagementsysteme und ISO 14.001 für Umweltmanagementsysteme gewinnen daher an Bedeutung, weil Unternehmen mit diesen ihr nachhaltiges Handeln belegen und darüber hinaus Fördermittel beantragen können. Berichten Unternehmen, kommen sie also zum einen den Interessen von Finanzmarktakteuren und Partnern nach und erfüllen zum anderen die gesetzlichen Anforderungen - oder kommen diesen sogar zuvor.
Softwarelösungen für das ESG-Reporting gibt es inzwischen in recht großer und auch guter Auswahl. Es ist jedoch der falsche Weg, sich der Nachhaltigkeitsberichterstattung über die Software zu nähern, weil sich im Nachgang dann gewisse Probleme ergeben können: Die Lösung passt womöglich nicht zum Unternehmen, weil sie die eigenen Anforderungen doch nicht erfüllt oder sie sich nicht wie erhofft in die vorhandene Systemlandschaft integrieren lässt. Denn klar ist auch: Das Reporting-Tool allein reicht nicht aus.
Wesentlichkeitsanalyse als Basis für das Reporting
Um die große Auswahl an Softwarelösungen einzugrenzen, sollten Unternehmen in einem ersten Schritt sehr genau ihre Anforderungen definieren und ihren Ist-Zustand ermitteln. Eine gründliche Wesentlichkeitsanalyse ist dafür der ideale Startpunkt: Denn nicht alle Anforderungen, die sich im Zuge des ESG-Reporting stellen, sind für jedes Unternehmen relevant. Welche Themen und Kriterien für das eigene Unternehmen überhaupt wesentlich sind, muss daher analysiert und eine entsprechende Grenze gezogen werden.
Prozesse und Daten effizient nutzen
Herauszufinden ist auch, welche Prozesse und Daten bereits im Unternehmen etabliert und vorhanden sind, die sich für das ESG-Reporting nutzen lassen, und welche neuen Prozesse aufgebaut, welche zusätzlichen Daten benötigt werden. Vieles leisten Unternehmen oftmals schon, ohne sich dessen bewusst zu sein.
So werden zum Beispiel für die Audits im Zuge der Zertifizierungen nach ISO 50.001, ISO 9001 und ISO 14.001 bereits Nachhaltigkeitsdaten erhoben. Zudem haben Unternehmen ihren Energieverbrauch bereits aus Eigeninteresse sehr genau im Blick, analysieren ihre Verbraucher detailliert und berichten intern, um Einsparpotenziale zu ermitteln und fundierte Entscheidungen zu treffen. Auch Prozesse für die Nachhaltigkeitsberichterstattung sind in vielen Unternehmen bereits etabliert: die für das Finanzreporting lassen sich im Grunde direkt für das ESG-Reporting nutzen.
Stakeholder frühzeitig einbinden
Entscheidend ist auch, die Stakeholder von Anfang an hinzuziehen. Hierzu zählen auch die Wirtschaftsprüferinnen und -prüfer, weil verbindliche Prüfvorschriften, wie Unternehmen sie von Konzernabschlüssen kennen, noch nicht definiert wurden – sie werden aber kommen. Es macht daher Sinn, gemeinsam zu lernen und vorhandenes Wissen zu nutzen, anstatt sich parallel in die Thematik einzuarbeiten und womöglich zu unterschiedlichen Ergebnissen zu gelangen, die im Nachgang zusammengeführt werden müssen.
Das passende Reporting-Tool finden
Die Auswahl für das passende Reporting-Tool lässt sich nach diesem initialen Aufwand deutlich einfacher und genauer treffen, nachgelagerte Aufwände lassen sich so vermeiden. Neben dem Reporting-Tool bedarf es aber auch Lösung zur transparenten und damit auditsicheren Datenerfassung. Ist im Unternehmen eine Kosolidierungslösung im Einsatz, sollte unbedingt geprüft werden, ob diese zur Sammlung und Aufbereitung der erforderlichen Daten genutzt werden kann.
Eine Integration in diese Finanzprozesse und in die entsprechenden IT Lösungen schafft Synergieeffekte, da diese Prozesse in der Regel ohnehin von Wirtschaftsprüfern auditiert und testiert werden. Technisch lassen sich diese Lösungen in der Regel ohne extremen Aufwand für die Sammlung von Nachhaltigkeitsdaten erweitern. Deshalb ist es sinnvoll, bereits bei der Auswahl des Tools darauf zu achten, dass ein Zusammenspiel mit der eigenen Konsolidierungslösung reibungslos möglich ist. Dann muss auch der Berichtsprozess nicht neu aufgesetzt werden, die Berichterstattung der Nachhaltigkeitsdaten ist im Controlling eher ein zusätzlicher Schritt.
Externe Daten und APIs für umfassende Berichte
Zusätzlich zu den konsolidierten internen Daten brauchen Unternehmen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung aber auch externe Datensätze. Um zum Beispiel die Scope-2-Emissionen zu ermitteln, muss der deutsche Strommix mit einbezogen werden. Entsprechende Datensätze müssen daher in die Nachhaltigkeitsberichterstattung eingebunden werden.
Das statistische Bundesamt zum Beispiel stellt relevante Daten bereit, aber auch Datensätze kommerzieller Anbieter sind erhältlich. All diese externen Informationen können mit Hilfe von Web-APIs angebunden werden. Die Konsolidierungslösung zieht diese dann automatisch, wodurch sich wiederkehrende manuelle Aufwände vermeiden lassen.
Externe Kapazitäten und Know-how einbinden
Ein initialer Aufwand ist für eine erfolgsversprechende Nachhaltigkeitsberichterstattung also notwendig, zahlt sich aber schnell aus. Jedoch kann die unternehmenseigene IT-Abteilung die Programmierung von Web-APIs aus Kapazitätsgründen oftmals nicht leisten, ebenso ist die Implementierung der Daten in die Konsolidierungslösung intern kaum zu bewerkstelligen. Da auch ESG-spezifisches Wissen vielfach noch fehlt, können Unternehmen ohne Unterstützung auch die entsprechenden Anforderungen an die Berichterstattung und an eine passende Softwarelösung kaum leisten.
Externe Partner können in all diesen Punkten wertvolle Unterstützung leisten, weil sie nicht nur über die notwendigen Ressourcen verfügen, sondern auch über die erforderliche Expertise und über wertvolle Erfahrung aus vorherigen Projekten.
Mit Nachhaltigkeit attraktiver werden
Unternehmen sollten die Nachhaltigkeitsberichterstattung strategisch angehen, um langfristig wettbewerbsfähig und attraktiv für Investoren zu bleiben. Denn Finanzmarktakteure suchen gezielt nachhaltig wirtschaftende Unternehmen, da im Grunde nur diese zukunftsfähig sind. Unternehmen, die diesem Anspruch nicht nachkommen und geforderte Belege nicht liefern können, drohen alsbald abgehängt zu werden.
Mit der bloßen Anpassung an gesetzliche Vorgaben und der Auswahl eines Reporting-Tools ist es jedoch nicht getan: Unternehmen müssen ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele klar definieren und ihre bestehenden Prozesse und Daten analysieren, bevor sie eine passende Softwarelösung auswählen. Eine Wesentlichkeitsanalyse und die Einbindung relevanter Stakeholder sind daher essenziell, zudem ist die Einbindung externer Experten ratsam, um die initialen Aufwände meistern zu können.