Führungskräfte sehen die Nachhaltigkeitsberichtspflicht nicht mehr nur als lästige Bürde, sondern Erkennen die Möglichkeiten, die sich dadurch für ihr Unternehmen auftun, ergibt eine Studie.
Die europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet seit Januar 2023 zahlreiche Unternehmen dazu, ihre Nachhaltigkeitsinitiativen offenzulegen. Seit dem 1. Januar 2024 wird der Kreis der Organisationen, die von der Berichtspflicht betroffen sind, sukzessive erweitert.
Die Reaktionen auf die Richtlinie waren - wie so oft auf Unternehmensseite - zunächst eher negativ, weil der Bürokratieaufwand steigt. Doch inzwischen stehen Führungskräfte der Berichtspflicht positiver gegenüber, geht aus dem "Global CSRD Survey 2024" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pwc hervor, für den im März 2024 insgesamt 547 Unternehmen aus 38 Ländern befragt wurden, darunter 65 Unternehmen aus Deutschland.
Demnach spielt Nachhaltigkeit in acht von zehn Unternehmen bei strategischen Entscheidungen eine Rolle. 49 Prozent der Befragten benennen die CSRD als Auslöser dafür, 31 Prozent agierten auch schon zuvor in diesem Stil. Den positiven Nutzen einer nachhaltigen Unternehmensführung sehen 61 Prozent der Befragten in Deutschland in einer besseren Einbindung von Anspruchsgruppen sowie in der Minimierung von Risiken (69 Prozent).
Deutsche Unternehmen machen CSRD-Hausaufgaben
Laut Umfrage sind 63 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer optimistisch, bei den Vorbereitungen auf die CSRD gut aufgestellt zu sein. 62 Prozent meinen sogar, sich bei dem Thema "sehr gut" positioniert zu haben. Bei den Unternehmen, die bereits in diesem Jahr aktiv werden müssen, sind es immerhin 69 Prozent.
Ein wichtiger Schritt bei der Umsetzung der gesetzlichen Anforderungen sind die Auswirkungen, Risiken und Chancen, die gemeinhin als IROs (englisch Impacts, Risks, and Opportunities) abgekürzt werden. Hier gilt es, die für das Unternehmen spezifischen IROs im Zuge einer doppelten Wesentlichkeitsanalyse zu Beginn des Berichterstattungsprozesses zu ermitteln.
Detailgrad und Datenqualität erschweren ESG-Reporting
Laut Studie hat etwa die Hälfte der Befragten mehr als 40 wesentliche IROs identifiziert, knapp ein Drittel sogar mehr als 80. "Aktuell beobachten wir in den Unternehmen eine große Unsicherheit im Hinblick auf Anzahl und Detaillierungsgrad. Nach dem ersten Berichtsjahr ist daher eine Phase der Konsolidierung zu erwarten", kommentiert Nicolette Behncke, Sustainability Reporting Leader Europe und Partnerin im Bereich Nachhaltigkeitsberatung bei Pwc Deutschland.
Eine weitere Hürde beim ESG-Reporting ist zudem die Datenqualität, monieren 74 Prozent der deutschen Führungskräfte. Auch die Komplexität in den Lieferketten macht 72 Prozent der Befragten neben der Personalkapazität (79 Prozent) zu schaffen.
Nachhaltigkeitsberichterstattung oft Chefsache
Besser läuft es laut der Befragung beim Mitarbeiter-Reporting (86 Prozent), den Angaben zur Geschäftstätigkeit (76 Prozent) sowie den Berichten zum Klimawandel.
Als Hauptverantwortliche für die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland nennt die Studie die Sustainability-Abteilung (46 Prozent), den Finanzbereich (23 Prozent) sowie eigene Nachhaltigkeitsausschüsse (acht Prozent). Bei elf Prozent ist das To-Do sogar im Management Board verankert.