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2016 | Buch

CSR und Lebensmittelwirtschaft

Nachhaltiges Wirtschaften entlang der Food Value Chain

herausgegeben von: Christoph Willers

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Management-Reihe Corporate Social Responsibility

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Über dieses Buch

Das vorliegende Buch erläutert die Bedeutung des CSR-Ansatzes als Differenzierungskriterium im Wettbewerb für die Lebensmittelwirtschaft. Versierte Fachautoren legen dar, wie Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert werden kann und Erfolgspotentiale in der Food Value Chain gehoben werden können. Zahlreiche Best Practice Beispiele aus unterschiedlichen Unternehmen machen dieses Buch für Verantwortliche in der Lebensmittelwirtschaft und einzelner Teilbranchen (Agrar, Tierische Erzeugnisse, Süß-/Backwaren, Getränke, Convenience, Handel) spannend und interessant.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Übergreifende Themen

Frontmatter
CSR in der Lebensmittelwirtschaft – eine Einleitung
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit hat im Alltag eine Omnipräsenz erreicht wie kaum eine andere Begrifflichkeit. Trotz aller semantischen Unschärfen und Verwirrungen ist nachhaltiges Wirtschaften aber zu einem gesellschaftlichen Leitwert geworden. Von einer ursprünglich „grünen Idee“ hat sich das Konzept zu einem klaren Managementthema entwickelt – der „social case“ wird dabei Teil des „business case“. Diese neue Perspektive unternehmerischen Handelns hat auch im Agrar- und Lebensmittelsektor Einzug gehalten und dient zur Differenzierung. Für ein einheitliches Verständnis wird einleitend eine grundsätzliche Abgrenzung relevanter Begrifflichkeiten vorgenommen, insbesondere Nachhaltigkeit, Corporate Social Responsibility (CSR) und Corporate Citizenship (CS). Darauf aufbauend werden das Untersuchungsfeld der Lebensmittelwirtschaft und die Charakteristika eines nachhaltigen Konsumverhaltens beleuchtet sowie die sich daraus ergebenden Herausforderungen entlang der Supply Chain.
Christoph Willers
Globale Ernährungssicherheit als Herausforderung für Politik und Unternehmen
Zusammenfassung
Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte zeichnet sich im 21. Jahrhundert die Möglichkeit ab, Hunger und Armut als historische Geißeln der Menschheit im weltweiten Maßstab zu besiegen. Bei realistischer Betrachtung gibt es einerseits Grund zur Hoffnung, bis zum Jahr 2050 globale Ernährungssicherheit herstellen zu können. Andererseits besteht aber auch die Gefahr, dass das wirtschaftliche Potenzial zur Bekämpfung von Hunger und Armut aufgrund politischer Blockaden nicht voll ausgeschöpft wird. Deshalb sind Unternehmen gleich mehrfach gefordert. Als wirtschaftliche Akteure können Unternehmen mit ihren Produktions- und Innovationsanstrengungen signifikante Beiträge zur Ernährungssicherung leisten. Zugleich stehen Unternehmen als politische Akteure vor der Herausforderung, als Corporate Citizens – gemeinsam mit staatlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen – „Ordnungsverantwortung“ zu übernehmen. Das bedeutet, sich konstruktiv an der öffentlichen Diskussion zu beteiligen und argumentativ für eine funktionale Ausgestaltung der institutionellen Rahmenbedingungen einzutreten, unter denen sie Wertschöpfung und Innovation betreiben.
Ingo Pies
Herausforderungen der Ernährungssicherheit und die Rolle der Lebensmittelindustrie
Zusammenfassung
Hunger ist das größte Gesundheitsrisiko weltweit. Mehr Menschen sterben jährlich an Hunger als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. 2014 hungerten ca. 800 Mio. Menschen. Ernährungssicherheit ist damit eine der zentralen Herausforderungen der Gesellschaft. Es zeichnen sich aber eine Verschiebung von Entwicklungs- in Schwellenländer sowie ein Trend zur „double burden of malnutrition“ ab. Diese kombinierte Prävalenz von Unter- und Überernährung behindert die körperliche, aber auch die geistige Entwicklung der nächsten Generation und setzt sie und die globalen Ökonomien den Risiken von ungenützten kognitiven Potenzialen, aber auch von Herz-Kreislauf- und anderen nicht übertragbaren Krankheiten aus. Nachdem die Herausforderungen sich dadurch in Gebiete mit bestehender Kaufkraft verlagern und die Fehlernährung mit adäquaten Produkten verringert werden kann, muss die Lebensmittelindustrie stärker Teil der Lösung werden. Das Fallbeispiel evaluiert die Chancen einer marktbasierten Intervention gegen Unterernährung von Kindern in Indonesien. Es zeigt, dass Verfügbarkeit, Zugang und Verwendung von nährstoffangereicherter Beikost für Babys unverzichtbar ist. Die Lebensmittelindustrie kann hier nicht nur ihre Rolle wahrnehmen über CSR und Nachhaltigkeitsinitiativen im Kerngeschäft einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten, sondern dabei gleichzeitig auf ungenützte Marktpotenziale zugreifen. Dazu bedarf es einer Anpassung der Produktformulierung an die lokalen Bedürfnisse sowie einer Preis- und Distributionsstrategie, die der lokalen Kaufkraft gerecht wird. Durch die Integration entsprechender Produkte in laufende Regierungsprogramme kann die Markteinführung erleichtert werden. Damit zeigt das Beispiel auf, wie durch Multi-Stakeholder-Kooperation, insbesondere Public-private Partnerships der Kreislauf aus Fehlernährung und intergenerationaler Weitergabe von Armut durchbrochen werden kann.
Fabienne Babinsky, Nils Grede
Die Tafeln – eine der größten sozialökologischen Bewegungen unserer Zeit
Zusammenfassung
Soziales Unternehmertum und Nachhaltigkeit scheinen eine Renaissance zu erleben und CSR ist unlängst fester Bestandteil eines nachhaltigen Managements geworden. Der inflationäre Gebrauch des Begriffes in unseren Tagen treibt zwar immer buntere Blüten hervor, trifft damit aber durchaus den Zeitgeist und fördert ein Umdenken. Es erwächst in der Gesellschaft ein großes Bedürfnis nach einem nachhaltigen Lebenswandel. Lebensmittel – all das, was uns ernährt – sind für viele immer untrennbarer von einem nachhaltigen Lebenswandel, zumindest in der Theorie. Als Organisation, die auf Lebensmittelspenden angewiesen ist, bieten die Tafeln Unternehmen die Möglichkeit, ihre Bemühungen in die Tat umzusetzen. Als Partner sind die Tafeln mittlerweile wirksam in den Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen der Lebensmittelbranche und darüber hinaus verankert. Die Tafeln als eine der größten sozialökologischen Bewegungen unserer Zeit spielen beim gesellschaftlichen und nachhaltigen Engagement der Lebensmittelwirtschaft also durchaus und erfreulicherweise eine Rolle.
Jochen Brühl
Klimabilanzen von Produkten – ein Controllinginstrument zur Unterstützung der Analyse der Wertschöpfungskette in der Lebensmittelwirtschaft
Zusammenfassung
Der Klimawandel ist fester Bestandteil der gesellschaftlichen Diskussionsagenda. Es müssen erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um die klimawirksamen Emissionen zu reduzieren und das 2-Grad-Ziel zu erreichen. Für die Produktherstellung in der Lebensmittelwirtschaft bedeutet das, dass alle Akteure der Wertschöpfungskette wie auch die Konsumenten ihren Beitrag dazu leisten. Dies setzt allerdings voraus, dass zunächst alle klimawirksamen Emissionen erfasst werden, die im Rahmen des Produktlebensweges entstehen, um entsprechende CSR-Maßnahmen umsetzen zu können. Basierend auf der Ökobilanzierung wird hierzu mit Product Carbon Footprint (PCF oder CO2e-Fußabdruck von Produkten) ein entsprechendes Instrument vorgestellt.
Christoph Deinert, Jens Pape
Erwerbstätigkeit in der Liefer- und Wertschöpfungskette im Kontext von CSR am Beispiel der Lebensmittelwirtschaft
Zusammenfassung
Die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in der Liefer- und Wertschöpfungskette sind in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen und politischen Debatte gerückt. Die Wahrnehmung sozialer Verantwortung durch Unternehmen im Rahmen von CSR gewinnt dabei umso mehr an Bedeutung, desto weniger die Mindeststandards der Erwerbstätigkeit durch verbindliche Regelungen gesichert sind. Die EU- Richtlinie zur Berichtspflicht betreffend nichtfinanzielle Aspekte der Geschäftstätigkeit und Diversity verpflichtet die Unternehmen zur Transparenz u. a. in Bezug auf Sozial- und Arbeitnehmerbelange. Unternehmen könnten damit zur (weitergehenden) Auseinandersetzung mit den Bedingungen aller Erwerbstätigen und zu diesbezüglichen CSR-Aktivitäten veranlasst werden. CSR ist damit als Chance und Herausforderung zur Verbesserung der Bedingungen aller Erwerbstätigen in der Liefer- und Wertschöpfungskette – auch in der Lebensmittelwirtschaft – zu verstehen.
Stefanie Deinert
Nachhaltigkeitskommunikation in der Ernährungswirtschaft
Zusammenfassung
Die Kommunikation unternehmerischer Nachhaltigkeit spielt für Unternehmen der Ernährungswirtschaft eine besondere Rolle, da die Branche seit einigen Jahren mit erheblichen Reputationsproblemen zu kämpfen hat. Die vorliegende Studie untersucht, ob und wie Unternehmen der Ernährungsbranche die Kommunikation von Nachhaltigkeit aktuell umsetzen. Hierfür wurde die internetbasierte Nachhaltigkeitskommunikation von 115 Unternehmen der Ernährungswirtschaft mithilfe eines Kriterienkatalogs bewertet. Die Untersuchung zeigt, dass sich ein Großteil der Unternehmen der Ernährungswirtschaft der Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Kommunikation mit Anspruchsgruppen und der breiteren Öffentlichkeit bewusst ist. Insgesamt berichten die Unternehmen jedoch über ein relativ enges, durch die Konzentration auf etablierte Inhalte geprägtes Themenspektrum, während in der Öffentlichkeit kritisch diskutierte Sachverhalte vielfach ausgeblendet werden. Die vorliegende Studie bestätigt einen Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Intensität und dem Umfang der Nachhaltigkeitskommunikation. Außerdem konnten zwischen den betrachteten Teilbranchen Unterschiede sowohl in Bezug auf die Quantität als auch die Qualität der Nachhaltigkeitsberichterstattung festgestellt werden. Insgesamt wurden erhebliche Potenziale für eine Verbesserung der Nachhaltigkeitskommunikation deutlich.
Ines Rottwilm, Ludwig Theuvsen
Wider die Mär vom selbstlosen Unternehmen: Was Journalisten an Nachhaltigkeit interessiert
Zusammenfassung
Selbst Unternehmen, die ihr Nachhaltigkeitsengagement ernsthaft vorantreiben, werden dafür in der medialen Öffentlichkeit nicht immer belohnt. Die Erwartungen von Journalisten, PR-Strategen und Managern gehen weit auseinander – gerade in den Redaktionen provoziert die Flut von Verlautbarungen zu ökologischer und sozialer Verantwortung einen permanenten Greenwashing-Verdacht. Unternehmen sind gefordert, den prozessualen Charakter ihrer Bemühungen stärker zu betonen, Ziele zu kommunizieren und die Entwicklung dorthin transparent zu dokumentieren. Journalisten wiederum sollten die sachliche Auseinandersetzung fördern, die dem Verbraucher die eigene Meinungsbildung erleichtert. Kann es eine neue Ehrlichkeit in der Auseinandersetzung geben, die den Diskurs über Nachhaltigkeit konstruktiver macht?
Jens Holst

Agrar

Frontmatter
Zur wirtschaftlichen Einbindung und sozialen Verantwortung des landwirtschaftlichen Acker- und Pflanzenbaus
Zusammenfassung
Landwirtschaftliche Primärproduktion dient der Erzeugung von Rohstoffen zur Herstellung von Lebensmitteln, Futtermitteln für die Tierproduktion sowie nachwachsenden Rohstoffen zur industriellen Weiterverarbeitung. Sie steht mit ihren abiotischen, biotischen und gesellschaftlichen Umwelten sowie deren Veränderungen und Entwicklungen in ständiger Wechselwirkung. Um die wirtschaftlichen Potenziale der Primärproduktion zukünftig sichern und ausbauen zu können, gilt es, die eigene Position stets aufs Neue zu bestimmen und Kurskorrekturen vorzunehmen, wenn sich Umwelten oder Teile davon ändern. Dies gilt umso mehr, wenn die Landwirtschaft ihre führende Stellung als Akteur nachhaltiger Entwicklung erhalten soll. Der vorliegende Beitrag verdeutlicht, warum proaktives und verantwortungsvolles Handeln der Branche und ihrer Vertreter im eigenen Interesse liegt. Angesichts der zunehmenden Diskrepanz zwischen der landwirtschaftlichen Primärproduktion und der übrigen Gesellschaft zeichnet sich ab, wie dringlich direkte Dialoge geworden sind, zu denen dialogfähige private, wirtschaftliche und öffentliche Akteure in Nahrungsmittelproduktion, Naturschutz und Umweltdienstleistungen zur Mitwirkung aufgerufen werden. Ein unabhängig moderierter Runder Tisch „Landwirtschaft – vernetzt, verbunden, verantwortlich!“ könnte dazu entscheidende Impulse liefern. Die durch offenen und direkten Meinungsaustausch erzielbaren Verbesserungen im Miteinander von Landwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sollten einen solchen breit angelegten Diskursprozess wert sein.
Andreas Frangenberg, Anton Kraus, Christian Noell
Nachhaltigkeit bei Südzucker
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit ist traditionell ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensstrategie von Südzucker – vom nachhaltigen Zuckerrübenanbau bis zur Energieeffizienz in der Produktion. Dies ergibt sich schon allein aus der Abhängigkeit der europäischen Zuckerindustrie von einem einzigen Rohstoff, der Zuckerrübe. Kein europäischer Zucker ohne Zuckerrübenanbau, kein Zuckerrübenanbau ohne Abnahmegarantie der Zuckerindustrie. Derartig aneinander gebunden, hat sich früh ein gemeinsames Interesse an der Nachhaltigkeit im Zuckerrübenanbau entwickelt. Dieser Artikel fokussiert auf den nachhaltigen Rübenanbau, beschreibt die gemeinsame Forschungs- und Beratungstätigkeit von Südzucker mit den Landwirten und stellt verschiedene Methoden im nachhaltigen Zuckerrübenanbau vor, wie z. B. Mulchsaat, Bodenuntersuchungen mittels Elektro-Ultrafiltration-(EUF) und schwellenwertbasierter Pflanzenschutz. Diese Methoden ermöglichten es, den Pflanzenschutzmitteleinsatz um 75 % und die Stickstoffdüngung um 50 % zu verringern. Die Dokumentation der Nachhaltigkeit in der Lebensmittelkette nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Südzucker wird deshalb die Leitlinien der Sustainable Agriculture Initiative (SAI) zusammen mit den Landwirten umsetzen. Damit werden die jahrzehntelangen Bemühungen zur Weiterentwicklung der guten landwirtschaftlichen Praxis im nachhaltigen Zuckerrübenanbau weitergeführt und die Nachhaltigkeit im Zuckerrübenanbau besser dokumentiert.
Peter Risser, Susanne Langguth

Tierische Erzeugnisse

Frontmatter
Umsetzung des Tierwohlkonzeptes
Zusammenfassung
Erstmalig in Deutschland setzen sich Unternehmen und Verbände aus Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel gemeinsam für eine tiergerechtere und nachhaltigere Fleischerzeugung ein. Unter dem Motto „Gemeinsam verantwortlich handeln“ haben sich in der Initiative Tierwohl wichtige Partner der gesamten Wertschöpfungskette in der Schweinefleisch- und Geflügelfleischbranche in einem freiwilligen Bündnis zusammengeschlossen.
Gemeinsames Ziel der Partner in der Initiative Tierwohl ist es, die Standards in der Nutztierhaltung in Deutschland aktiv, flächendeckend und Schritt für Schritt weiter zu verbessern. Die Stärke der Initiative liegt dabei in ihrer Breitenwirkung und ihrer Umsetzungsorientierung. Sie ist darauf ausgerichtet, in möglichst vielen landwirtschaftlichen Betrieben Verbesserungen anzustoßen und diese mit den betrieblichen Gegebenheiten in Einklang zu bringen. Die Teilnehmer des Handels in der Initiative Tierwohl stehen für bislang rund 85 % des deutschen Marktes und erreichen daher die große Mehrheit der deutschen Verbraucher.
Die Initiative will dazu beitragen, das Tierwohl noch stärker als bisher in der landwirtschaftlichen Produktion, in der Fleischwirtschaft und im Lebensmitteleinzelhandel zu verankern. Gleichzeitig setzt sich die Initiative Tierwohl zum Ziel, den gesamtgesellschaftlichen Dialog zum Thema Tierwohl aus Sicht der Marktteilnehmer mitzugestalten, Fragen von Verbrauchern aufzunehmen und diese aus erster Hand über Standards und Hintergründe der Tierhaltung sowie Fortschritte in Sachen Tierwohl zu informieren.
Für die konkrete Umsetzung hat die Initiative Tierwohl messbare Tierwohlkriterien definiert, die in enger Zusammenarbeit von Wirtschaft, Wissenschaft und Tierschutz entwickelt worden sind. Diese Kriterien gehen nicht nur über gesetzliche Regelungen hinaus, sondern stellen auch eine Erweiterung der in Deutschland anerkannten Qualitätssicherungssysteme dar. Jeder Teilnehmer muss einen definierten Katalog von Grundanforderungen einhalten, der Maßnahmen zur tierschutzgerechten Haltung, Hygiene und Tiergesundheit beinhaltet. Teilnehmende Betriebe setzen darüber hinaus weitergehende Maßnahmen in Form von Wahlpflichtkriterien um.
Die Wirtschaft steht zu ihrer Verantwortung. In den vergangenen Jahren wurde eine kontinuierliche Verbesserung bei der Qualitätssicherung, Lebensmittelsicherheit und im Tierschutz erreicht. Mit dem Bündnis wird nun ein neuer Meilenstein auf dem Weg zu mehr Tierwohl gesetzt. So wird aktiv Missständen vorgebeugt, das Vertrauen der Verbraucher gestärkt und eine Entwicklung konstruktiv mitgestaltet, die dafür Sorge trägt, dass in Deutschland auch in Zukunft Fleisch und Fleischwaren in hervorragender Qualität und in großer Vielfalt angeboten werden.
Alexander Hinrichs
Micarnas gelebte Verantwortung gegenüber der Gesellschaft
Zusammenfassung
Die Geschichte der Micarna verankerte ihr die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in den genetischen Code. Die Micarna setzt die CSR in einem dreiteiligen Ansatz um. Strikte Compliance-Regeln, ein breiter Partizipationsprozess mit den Stakeholdern und ein Wertekanon, der bewusst gepflegt wird, bilden die Corporate Governance. Mit einer ambitionierten Strategie versucht die Micarna die Erwartungen der Gesellschaft hinsichtlich der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimension der Nachhaltigkeit zu erfüllen. Diese Strategie hat die ganze Wertschöpfungskette im Blickwinkel. Und den dritten Teil bildet das gesellschaftliche Engagement mit der Philanthropie, der politischen Partizipation und der aktiven Beteiligung am öffentlichen Leben. Derart will die Micarna als verantwortliche Akteurin der Gesellschaft überzeugen.
Manfred Bötsch
Nachhaltigkeit im Milchsektor als strategischer Ansatz bei DMK
Zusammenfassung
Als großes deutsches Molkereiunternehmen verarbeitet DMK Deutsches Milchkontor GmbH die von rund 9800 aktiven Milcherzeugern jährlich angelieferten 6,7 Mrd. kg zu hochwertigen Qualitätsprodukten. Um den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens mit den Bedürfnissen seiner Genossenschaftsmitglieder und Mitarbeiter sowie mit den Anforderungen von Gesellschaft, Natur und Umwelt dauerhaft zu vereinen, wurde im Jahr 2013 die Nachhaltigkeitsstrategie „DMK 2020: Unsere Milch. Unsere Welt.“ lanciert. Diese gibt den Kurs in Richtung Nachhaltigkeit bis 2020 vor. Eine Besonderheit von DMK 2020 ist, dass etwa die Hälfte der Ziele nicht im direkten Einflussbereich von DMK liegen. Die Milcherzeuger, gleichzeitig Anteilseigner und Lieferanten, aber eigenständige Landwirte, sind entscheidend für den Erfolg der Ziele. Um diese einzubeziehen und mit Milcherzeugern die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen, wurde ein Umsetzungsprogramm gestartet, das sogenannte „Milkmaster-Programm“.
Philipp G. Inderhees
Caring for Life: CSR bei der Genuss-Molkerei Zott
Zusammenfassung
Bewusstes, verantwortungsvolles und faires Handeln sind die Prämissen der täglichen Arbeit bei der Genuss-Molkerei Zott. Dies gilt nicht nur für das eigene unternehmerische Handeln, sondern auch für die Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten. Im Nachhaltigkeitsprogramm „Zott Caring for Life“ bündelt Zott seine zahlreichen Aktivitäten für Mitarbeiter, Natur, Gesellschaft und Tier. Mit „ZQL – Zott Qualitätsmilch aus Leidenschaft“ hat Zott ein weiteres Programm etabliert, das sich speziell an die Milchlieferanten von Zott richtet. Es fokussiert sich auf die Tiergesundheit und die nachhaltige Erzeugung von Milch und bringt erfolgreich Tierwohl und Wirtschaftlichkeit in Einklang.
Christian Schramm

Back-, Süßwaren und Getränke

Frontmatter
Kommunikation von Nachhaltigkeit – Eine vergleichende Analyse des Schokoladen- und Fruchtsaftsektors
Zusammenfassung
Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in Politik und Öffentlichkeit sowie das gesteigerte Interesse der Konsumenten an nachhaltigen Lebensmitteln eröffnet Unternehmen der Ernährungsindustrie und des Ernährungshandels die Möglichkeit, sich durch ein verantwortliches Verhalten in den gesättigten Lebensmittelmärkten zu differenzieren und eine Unique Selling Position (USP) zu erlangen. Um das Thema Nachhaltigkeit als Differenzierungsmerkmal nutzen zu können, müssen Unternehmen ihr verantwortungsvolles Verhalten an Verbraucher und andere Stakeholder in adäquater Weise kommunizieren. Von Relevanz ist das Corporate-Social-Responsibility-(CSR-)Engagement vor allem für Unternehmen, die in Wertschöpfungsketten tätig sind, in denen sowohl soziale als auch Umweltthemen eine bedeutende Rolle spielen. Dies trifft in besonderer Weise für die Wertschöpfungsketten der Schokoladen- und der Fruchtsaftindustrie zu.
Jeanette Klink, Nina Langen, Monika Hartmann
Es gibt immer einen Anfang für das Bessere – Nachhaltigkeitsmanagement bei MÄRKISCHES LANDBROT
Zusammenfassung
Die Brotbäckerei demeter MÄRKISCHES LANDBROT nimmt unternehmerische Verantwortung auch über die gesetzliche Verpflichtung hinaus im Rahmen einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Wirtschaftsweise wahr. Dadurch trägt MÄRKISCHES LANDBROT zur Gesundung der Erde bei und dient mit seinen Produkten der Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen. Unternehmerische Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette beginnt für das Unternehmen bei der Rohstoffbeschaffung sowie einem kooperativen Umgang mit den Bauern und sonstigen Geschäftspartnern und setzt sich mit fairen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen für die Mitarbeiter sowie einem Stakeholder-Dialog mit den Konsumenten fort. Zur Implementierung von Nachhaltigkeit und zur Gewährleistung von Transparenz und Vergleichbarkeit nutzt das Unternehmen verschiedene Instrumentarien (z. B. EMAS, Berichterstattung nach DNK sowie die Gemeinwohl-Bilanz).
Christoph Deinert, Jens Pape
Nachhaltigkeit bei Bionade – CSR und Verantwortlichkeit in der Rohstoffbeschaffung
Zusammenfassung
Bionade ist das weltweit erste und einzigartige Erfrischungsgetränk, das nach dem Brauprinzip durch Fermentation natürlicher Rohstoffe rein biologisch in ökologischer Qualität hergestellt wird. Basierend auf der Produktidee, ein besseres alkoholfreies Erfrischungsgetränk im Gegensatz zu herkömmlichen Limonadengetränken zu entwickeln, entstand im Unternehmen ein CSR-Verständnis und wurde in Deutschland Synonym für den Nachhaltigkeitstrend und nachhaltiges Wirtschaften. Die Produktidee ist die Basis für das verantwortliche Handeln bei Bionade und wurde in einem Leitsatz zusammengefasst: „Wir wollen mit Anstand gegenüber Gesellschaft und Natur wirtschaften. Für uns bedeutet Anstand: Verantwortung, Respekt, Ehrlichkeit, Fairness, Transparenz.“ Durch die ausschließliche Verwendung von Rohstoffen aus ökologischer Produktion wurde 2005 das Projekt Bio-Landbau Rhön gemeinsam mit Biolandwirten aus Unterfranken ins Leben gerufen, um den Rohstoffbezug aus der Region aufzubauen.
Michael Garvs
Die Kultur der gesellschaftlichen Verantwortung bei Jacques’ Wein-Depot
Zusammenfassung
Jacques‘ Wein-Depot, Wein-Einzelhandel GmbH ist der Marktführer im stationären Weinfacheinzelhandel in Deutschland. Die sich seit über 40 Jahren weiterentwickelnde Unternehmensmarke Jacques‘ Wein-Depot bietet dem Verbraucher viele rationale und emotionale Vorteile, wie beispielweise Verkosten wie beim Winzer.
Die Positionierungsaussage „Jacques’  =  Erlebniswelt Wein“ baut auf den differenzierenden Markenwerten Nachhaltig, Authentisch und Passioniert auf und spiegelt die CSR-Vision des Unternehmens wider. Diese in der DNA des Unternehmens verankerte Positionierung entwickelt sich ständig weiter und muss allen Stakeholdern transparent zugänglich gemacht werden.
Kathy Féron
Gelebte Verantwortung: Das CSR-Engagement von Pernod Ricard
Zusammenfassung
Aufklärung und Verantwortung sind elementare Bestandteile der Unternehmens-DNA von Pernod Ricard. Sie unterstreichen die besondere soziale Verantwortung des Herstellers von Premium- und Prestigespirituosen. Seit seinen Anfängen engagiert sich das Unternehmen proaktiv im Bereich Corporate Social Responsibility und setzt sich nachhaltig für den maßvollen und verantwortungsvollen Genuss von Alkohol ein. Mit verschiedenen Aktionen und Kampagnen, wie „Mein Kind will keinen Alkohol“, „Resonsib’All Day“ oder „Don’t drink and drive“, leistet Pernod Ricard aktive Aufklärungs- und Präventionsarbeit – national und international. Die weltweit 18.500 Mitarbeiter des Unternehmens sind dabei integraler Bestandteil dieser Philosophie: Als Botschafter für verantwortungsvollen Alkoholkonsum erfüllen sie eine wichtige Multiplikatorenfunktion und unterstützen das CSR-Engagement der gesamten Pernod-Ricard-Gruppe.
Nicole Lichius, Anke Erdt

Convenience

Frontmatter
Knorr: Nachhaltige Beschaffung von Zutaten als zentraler Bestandteil der Geschäfts- und Markenstrategie
Zusammenfassung
Ende 2010 hat Unilever einen Zehnjahresplan für nachhaltiges Wachstum eingeführt. Der Unilever Sustainable Living Plan umfasst die gesamte Lieferkette – von der Beschaffung der Rohwaren über die Verwendung der Produkte durch die Konsumenten bis hin zur Abfallentsorgung. Eine 100 % nachhaltige Beschaffung aller landwirtschaftlichen Rohwaren ist eines der drei großen Ziele, die der Konsumgüterhersteller bis 2020 umsetzen will. Als größte globale Marke im Unilever-Portfolio, die pro Jahr 1,2 Mio. t frisches Gemüse für ihre Produkte verarbeitet, hat Knorr einen entscheidenden Anteil an der Zielerreichung. Damit das gelingt, ist Nachhaltigkeit Kernelement der Geschäfts- und Markenstrategie von Knorr. Initiativen wie die „Partnerschaft für Nachhaltigkeit“ schonen nicht nur Ressourcen und schützen die Umwelt, sondern sorgen auch dafür, dass Knorr-Produkte aus hochwertigen, natürlichen Zutaten verantwortungsbewusst hergestellt werden.
Katja Wagner
Nachhaltigkeitsmanagement bei McDonald’s Deutschland
Zusammenfassung
Ein so großes und komplexes System wie McDonald’s ganzheitlich nachhaltig auszurichten, ist ein langer Weg. Als ebenso bekannte wie auch polarisierende Marke und im Kontext einer kontrovers diskutierten Branche wie Fast Food kann man bei einem solchen Unterfangen nicht auf einen Vertrauensvorschuss seiner Stakeholder setzen. Vor diesem Hintergrund kommt einem fundierten und belastbaren Nachhaltigkeitsmanagement eine tragende Rolle zu.
Der Beitrag gewährt einen Blick hinter die Kulissen und stellt drei Beispiele aus dem Nachhaltigkeitsmanagement von McDonald’s Deutschland vor: die umfassende Analyse der Wertschöpfungskette des Unternehmen, die Messung von Nachhaltigkeitsleistungen sowie die Integration von relevanten Nachhaltigkeitsaspekten in internen Prozessen und Standards. Die vorgestellten Projekte veranschaulichen, wie die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens ganzheitlich betrachtet und vorangetrieben wird.
Diana Wicht

Handel

Frontmatter
Der Lebensmittelhandel im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und „Geiz ist geil“
Zusammenfassung
Der Lebensmittelhandel ist die Handelsbranche, die dem Endkunden am nächsten ist. Jeder Konsument braucht Lebensmittel, um seine Bedürfnisse zu decken. Dies mag der Grund sein, warum gerade der Lebensmittelhandel am stärksten im Fokus der einzelnen Interessengruppen steht. Von diesen wird generell ein gesellschaftlich hochwertig angesehenes Agieren des Handels gefordert, gleichzeitig aber auch höchste Qualität sowie niedrige Preise.
Gleichzeitig zu den vielen Ansprüchen, die an den Handel gerichtet werden, sieht sich der Handel immer öfter zur Verantwortung gezogen – auch für Fehler, die nicht ihm zuzuschreiben sind. Denken wir an die Lebensmittelskandale der letzten Jahre. Es stand immer der Handel im Fokus, auch wenn dieser keinen oder nur wenig Einfluss auf die Produktion, sei es in der Landwirtschaft, sei es in der Industrie, hat. Um dem Handel und seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, ist es daher notwendig das Spannungsfeld zwischen Verantwortung und der „Geiz ist geil“-Mentalität aufzuzeigen und Lösungsansätze dafür zu finden.
Bettina Lorentschitsch
Sozialmärkte als innovatives Beispiel für gelebte CSR im Lebensmittelhandel
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Entstehung, Erscheinungsform sowie dem CSR-Beitrag von Sozialmärkten in Europa aus Perspektive der Handelswissenschaft. Sozialmärkte bieten finanziell schwachen Personen ein begrenztes Sortiment an Lebensmitteln zu stark reduzierten Preisen. Dieses erhalten Sozialmärkte überwiegend kostenfrei von Handels- und Industrieunternehmen. Da es sich um die Weitergabe von noch verzehrbaren, aber oftmals nicht mehr verkäuflichen Produkten handelt, ist dies im ersten Ansatz eine innovative Möglichkeit zur Abfallreduktion. In anderen Worten agieren Sozialmärkte nach dem CSR-Gedanken ökonomisch sowie ökologisch verantwortlich. Da sich das Angebot exklusiv an finanziell schwache Personen richtet, ist darüber hinaus auch die CSR-Komponente der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft angesprochen. Die mehr als 1000 Märkte in Europa sowie das Bestehen der ersten Sozialmärkte seit über 25 Jahren, belegen deren Bedeutung aus wirtschaftlicher, ökologischer und gesellschaftlicher Perspektive.
Eva Lienbacher, Alexandra Metzler, Christina Holweg
Fairer Handel und CSR
Zusammenfassung
Soziale und ökologische Richtlinien – sie machen den fairen Handel schon seit fast 40 Jahren zum Wegweiser für verantwortungsvollen Welthandel. In den aktuellen Debatten um CSR und nachhaltiges Wirtschaften wird Fair Trade mit seinen international gültigen und konsistenten Standards immer mehr zum anerkannten und glaubwürdigen Partner für viele Unternehmen. Der faire Handel stellt diverse Instrumentarien für CSR bereit. Dennoch ist Fair Trade kein Feigenblatt für Unternehmen, sondern nur dann wirksam, wenn er in eine umfassende, glaubwürdige und nachprüfbare CSR-Strategie eingebunden ist. Zudem ist soziales Wirtschaften eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, bei der Verbraucher und Handel erkennen müssen, dass CSR nicht zum Billigtarif zu haben ist.
Dieter Overath
Von Herzen. Natürlich. Konsequent
Zusammenfassung
Der Stellenwert, den CSR in der SuperBioMarkt AG einnimmt, lässt sich sehr gut an der Historie des Unternehmens illustrieren. Die Wurzeln der Organisation reichen bis 1973 zurück, als das Makrohaus in Münster, einer der ersten deutschen Bioläden, gegründet wurde. Zu dieser Zeit wurde man als Bioladner von der Gesellschaft oftmals als „Öko“ betitelt und auch belächelt. Ein finanzieller Anreiz war in dieser Branche nahezu nicht vorhanden und CSR als Business Case war noch nicht rentabel.
Der Antrieb resultierte allein aus der 100 %igen Überzeugung, das Richtige zu tun, und einer optimistischen Einstellung gegenüber der zukünftigen Entwicklung in dieser Branche, die eigentlich noch gar keine Branche war. Eine wirklich beständige Entwicklung zu einer nachhaltig agierenden Gesellschaft kann nur stattfinden, wenn diese Bewegung nicht nur durch persönliche Vorteile, wie z. B. finanzielle Anreize, sondern auch durch innere Überzeugung gesteuert wird.
Michael Radau
Metadaten
Titel
CSR und Lebensmittelwirtschaft
herausgegeben von
Christoph Willers
Copyright-Jahr
2016
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-47016-9
Print ISBN
978-3-662-47015-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-47016-9