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2017 | Buch

Das Ende der Heterodoxie?

Die Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften in Deutschland

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Über dieses Buch

In dem vorliegenden Buch wird die Entwicklung nach der Reformphase deutscher Universitäten in den 1960er und 1970er Jahren, die im Zuge der Studentenbewegung eine Pluralisierung der Ökonomik anstoßen wollte, aufgearbeitet und die Gründe für die Marginalisierung alternativer ökonomischer Theorien offengelegt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Wieder einmal stehen die Wissensbestände der Wirtschaftswissenschaft zur Diskussion. Allzu deutlich hat die jüngste Weltfinanzmarktkrise mit anschließender globaler Depression der Realökonomie das Vertrauen der herrschenden Mainstream-Ökonomik in die Stabilität und reibungslose Koordinierungsfähigkeit der Märkte und Versicherbarkeit ökonomischer Risiken delegitimiert. Es scheint so, als sei die Mainstream-Ökonomik nicht nur verantwortlich für eine allzu sorglose Einschätzung ökonomischer Entwicklungen, sondern auch für die Grundlage eben jener Entwicklung, die heute mit den Schlagwörtern „Finanzkapitalismus“ oder „Casino-Kapitalismus“ belegt werden.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Kapitel 2. Universitätsentwicklung und Rahmenbedingungen
Zusammenfassung
Nachstehend wird die Universitätsentwicklung in Deutschland einschließlich der Rahmenbedingungen skizziert, soweit dies im Rahmen dieser Arbeit notwendig erschien. Für das historische Verständnis wird dazu anfänglich auch auf die Entwicklungen ab Etablierung der Universitäten im 19. Jahrhundert Bezug genommen.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Kapitel 3. Standardisierung und Pluralismus: Zur Ökonomik der Wirtschaftswissenschaft
Zusammenfassung
Die Geschichte der Wirtschaftswissenschaften zeigt sehr unterschiedliche Wurzeln: Während die Ökonomik in Großbritannien beispielsweise (moral-) philosophische Ursprünge aufweist, aufgrund des britischen College-Systems aber immer auch die Nähe zu naturwissenschaftlichen Disziplinen wahrte, hatte sich die deutsche Wirtschaftswissenschaft als Kameralismus aus der Rechtswissenschaft entwickelt, mit der sie lange die staatswissenschaftlichen Fakultäten an deutschen Universitäten teilte. Die verschiedenen Ursprünge mögen ein Teil der Erklärung sein, weshalb sich die Wirtschaftswissenschaft bis ins 20. Jahrhundert hinein methodisch-paradigmatisch recht unterschiedlich entwickelte: Während die englische Politische Ökonomik spätestens mit David Ricardo zu einer deduktiv-reduktionistischen Disziplin wurde, deren methodologische Individualisierung mit den Ansätzen von Stanley Jevons und Alfred Marshall eine gewisse Zwangsläufigkeit hatte, stellte sich die deutschsprachige Wirtschaftswissenschaft in Form der dominanten „Historischen Schule“ als eine induktiv-historisch argumentierende Disziplin dar, die keine präskriptiven Erklärungsmodelle anstrebte, sondern auf das je zeitlich-geopolitisch spezifische Verstehen ausgerichtet war.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Kapitel 4. Die Entwicklung der heterodoxen Ökonomik innerhalb der deutschen Wirtschaftswissenschaft und ihre Marginalisierung
Zusammenfassung
Im Folgenden soll der Entwicklung der heterodoxen Ökonomik innerhalb der deutschen universitären Wirtschaftswissenschaft im Rahmen einer Bourdieuʼschen Feldanalyse nachgegangen werden. Dazu werden zunächst einmal der Bourdieuʼsche Ansatz skizziert und dogmenhistorisch die paradigmatische Entwicklung der Volkwirtschaftslehre in Deutschland vor dem Hintergrund der institutionellen Universitätsentwicklung dargelegt, woraus dann Hypothesen für eine Pluralisierungsprognose abgeleitet werden. Diese Prognose soll anschließend detailliert mit der tatsächlichen Entwicklung abgeglichen werden. Danach bleibt zu fragen, wie sich das zu konstatierende Ergebnis auf der Grundlage einer Feldanalyse erklären und bewerten lässt.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Kapitel 5. Die Entwicklung ausgewählter Fachbereiche: Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Bremen und Bonn
Zusammenfassung
Im Folgenden soll die personelle und paradigmatische Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften – beides lässt sich natürlich nicht voneinander trennen – an zwei ausgewählten Fachbereichen an deutschen Universitäten genauer untersucht und einander gegenüber gestellt werden. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen einerseits die konkreten Umstände der personellen Aufstellung und paradigmatischen Ausrichtung der Volkswirtschaftslehre unter den Bedingungen der Studentenbewegung und der universitären Reformpolitik ab den 1960er Jahren – also die Berufungspolitik -, andererseits die qualitativ-inhaltliche und quantitative Entwicklung der Fachbereiche während der letzten 50 Jahre und die Rahmenbedingungen der Reproduktion und Rekrutierung unter sich wandelnden Vorstellungen von den Aufgaben der Wissenschaft, der effektiven Steuerung einer Universität und informellen Institutionalisierung von Wissenschaftsstandards.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Kapitel 6. Fazit
Zusammenfassung
Die Entwicklung einer Wissenschaftsdisziplin ist von vielen Determinanten abhängig. Wie in jedem Kreativprozess sind neben den jeweiligen etablierten Institutionen und Regelungen insbesondere idiosynkratische Faktoren, die in der Persönlichkeit des einzelnen Wissenschaftlers begründet liegen, besonders bedeutungsvoll, um spezifische Neuerungen bzw. Erkenntnisse zu erklären. Daneben spielen natürlich die jeweils zeitlichen Umstände, die als ökonomische, soziale oder, allgemeiner, als gesellschaftliche Entwicklungen auf den Forschungsprozess zurückwirken, eine zentrale Rolle – dies kann als besonders drängende Problemlage geschehen, die nach einer wissenschaftlichen Behandlung verlangt. Aber auch empirische Anomalien verändern immer wieder, wie seit Thomas S. Kuhn bekannt, die Richtung und paradigmatische Orientierung einer Wissenschaft. Darüber hinaus sind disziplinäre Besonderheiten wie z. B. das bereits erreichte Entwicklungsstadium einer wissenschaftlichen Disziplin oder der Untersuchungsgegenstand selbst zu beachten.
Arne Heise, Henrike Sander, Sebastian Thieme
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Ende der Heterodoxie?
verfasst von
Arne Heise
Henrike Sander
Sebastian Thieme
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-14908-6
Print ISBN
978-3-658-14907-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-14908-6