Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP)

Immer wieder war die Leistungsfähigkeit der Vereinten Nationen und ihre strukturelle Reform Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion.² Ausgelöst durch die Finanzkrise der Vereinten Nationen in den 80er Jahren hat diese Problematik nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und zum 50-jährigen Bestehen der Vereinten Nationen erneut an Aktualität gewonnen.³ Zunächst standen dabei finanzielle und administrative Gesichtspunkte im Vordergrund, während gegenwärtige Überlegungen sich hauptsächlich auf eine Verbesserung des Systems der kollektiven Sicherheit und der Konfliktbeilegung konzentrieren. Entwicklungspolitische Aspekte blieben bei dieser Schwerpunktsetzung weitgehend unberücksichtigt,⁴ obwohl die im Prozeß der Dekolonialisierung⁵ entstandenen Staaten seit den 70er Jahren immer wieder die Umsetzung der zweiten zentralen Zielsetzung der UN-Charta, die Überwindung des Nord-Süd-Gefälles durch soziale und wirtschaftliche Entwicklung und die Herstellung gerechter Welthandelsstrukturen, forderten.⁶

Im folgenden Kapitel ist danach zu fragen, wie es zur Gründung des UNDP kam, und welche Entwicklungsschritte das Entwicklungsprogramm seither durchlaufen mußte. Weiterhin ist zu klären, welche Länder und Organisationen welche Interessen bei der Gründung des UNDP verfolgt haben.

Im folgenden wird zunächst nach den für das UNDP festgelegten Zielen und Aufgaben gefragt. Anschließend werden die rechtlichen und finanziellen Grundlagen des Entwicklungsprogrammes herausgearbeitet. Hier ist vor allem von Interesse, wie und in welchem Maße die teilnehmenden Länder diese Grundsätze und somit die Struktur des UNDP beeinflussen können.

Eine der Hauptaufgaben des UNDP im administrativen Bereich besteht darin, die an das UNDP in Form von freiwilligen Beiträgen geleisteten Mittel möglichst effektiv und effizient zu verwalten und damit Entwicklungshilfeprojekte in Entwicklungsländern zu finanzieren. Da das UNDP in der Regel Projekte nicht selber durchführt, werden diese Mittel für bestimmte und festgelegte Projekte an ausführende Organisationen weitergeleitet. So ist im folgenden Kapitel vor allem zu fragen, wie im administrativen Bereich des UNDP die Kompetenzen und Zuständigkeiten verteilt sind, und auf welchen Ebenen und Bereichen es zu Konflikten und Überschneidungen kommt.

Eine der zwei Hauptaufgaben des UNDP, wie bereits an oberer Stelle erwähnt, ist die Koordinierung der technischen Entwicklungshilfe im UN-System. Im folgenden Kapitel ist daher zu fragen, ob das Entwicklungsprogramm dieser Aufgabe gerecht wird, und in welchen Bereichen Schwächen und Defizite vorhanden sind.

Neben der Koordinierung der technischen Hilfe im UN-Systems, ist die andere Hauptaufgabe des Entwicklungsprogramms die Bereitstellung von technischer Hilfe. Daher ist im folgenden Kapitel zu fragen, ob diese Aufgabe vom Entwicklungsprogramm erfüllt wird, und in welchen Bereichen Probleme und Defizite zu verzeichnen sind.

Den Vereinten Nationen und dem UNDP ist der Ruf nach Reformen wohl bekannt. Sie haben seit ihrer Gründung häufig Reformmaßnahmen kleineren und größeren Ausmaßes durchgeführt. Dabei zeigt gerade die Geschichte des UNDP eine ständige Veränderung und Modifizierung der Organisation.² Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts haben sich zudem die für die Vereinten Nationen die politischen Rahmenbedingungen grundlegend verändert. Sie sind in die wohl breiteste Reformdiskussion seit ihres Bestehens überhaupt geraten. War zunächst Anfang der neunziger Jahren von einem „Wiedererwachen“ der Vereinten Nationen die Rede,³ so sah sich die Weltorganisation jedoch sehr bald in nahezu allen Tätigkeitsbereichen vor die Frage gestellt, ob die Vereinten Nationen nach dem Ende des Ost-West-Konflikts über eine angemessene „Verfassung“ verfüge, um die ihr gestellten Aufgaben erfüllen zu können.⁴ Bezüglich des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen stellt der Administrator des UNDP, James Gustave Speth, fest:

„The UNDP can no longer fight the battle of tomorrow with the weapons of yesterday.“⁵

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen wurde anhand einer Input-Output-Relation unter Berücksichtigung des Konversionsprozesses auf der Mikro- und Makro-Ebene untersucht.