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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

Das historische Verhältnis der Weberschen Soziologie zum Marxismus

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Zusammenfassung

Revolutionär gestimmte Leute feiern Marxens 150. Geburtstag geziemenderweise durch Rebellion. Für forschungsorientierte Soziologen geben Feiertag und rebellischer Alltag dagegen Anlaß zu kritischen Überlegungen, die als Aufforderung zur Forschung verstanden werden wollen. Marx gehörte schließlich zu den frühen Advokaten der Sozialforschung. Immer wieder griff er die „Ewigkeit“ von Ideen und Verhältnissen an, um sie historisch zu relativieren. Sein Studium der Ökonomie bedeutete eine Wendung von der Spekulation zur Empirie, wobei sich allerdings sein Vertrauen darauf, was sich beweisen und vorhersagen ließe, als zu groß erwies.

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Fußnoten
1
Der Ausdruck „Fachidiotismus“ findet sich in Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx Friedrich Engels, Werke Bd. 4, S. 157. Das Werk wurde in Deutschland erst 1885 veröffentlicht.
 
2
Zur Dokumentation vgl. meinen Essay „Political Critiques of Max Weber: Some implications for Political Sociology“, in: American Sociological Review 30 (1965), S. 213–223. In diesem Band, Kap. 9.
 
3
Siehe Karl Löwith, Gesammelte Abhandlungen, Stuttgart 1960, S. 1–67; Judith Janoska-Bendl, Methodologische Aspekte des Idealtypus, Berlin 1965, S. 89–114; Jürgen Kocka, Karl Marx und Max Weher. Ein methodologischer Vergleich, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 122 (1966), S. 328–57.
 
4
Eine ausgezeichnete Materialsammlung liegt jetzt vor: Dieter Lindenlaub, Richtungskämpfe im Verein für Socialpolitik. Wissenschaft und Sozialpolitik im Kaiserreich, Wiesbaden 1967, 2 Bde.
 
5
Marianne Weber, Hrsg., Weber – Jugendbriefe, Tübingen 1936, S. 174.
 
6
Eduard Baumgarten, Hrsg., Max Weber: Werk und Person, Tübingen 1964, S. 554.
 
7
Weber, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik, Tübingen 1924, S. 504 (im Folgenden zitiert als GAzSS).
 
8
In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre war an marxistischer Literatur neben dem schon zitierten Elend der Philosophie vor allem bekannt: Engels’ Anti-Dühring (1877/1878), der den Umschwung zum Marxismus in der Sozialdemokratie einleitete, Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats (Hottingen-Zürich 1884, vierte Aufl. Stuttgart 1892); August Bebel, Die Frau und der Sozialismus (1879; die neunte Aufl. von 1891 wurde aufgrund von Engels’ Ursprung weitgehend umgearbeitet); Das Kapital, Bd. 1 (1867) und Bd. 2 (1885); Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859); Das kommunistische Manifest; die Neue Zeit. Sombart berichtet, daß in den siebziger Jahren Marx kaum gelesen wurde außer von Wagner, Schäffle, Held und „ein paar überspannten Schneidergesellen“. Nach Sombart gab es vor 1883 nur zwanzig Schriften über Marx, 58 zwischen 1884 und 1894, dem Jahr der Veröffentlichung des dritten Bandes des Kapitals, aber dann 214 zwischen 1895 und 1904. Siehe Werner Sombart, Das Lebenswerk von Karl Marx, Jena 1909, S. 4 ff.
 
9
Vgl. Engels, Der Ursprung … in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 21, S. 63.
 
10
Das Kapital, Bd. 1, in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 23, S. 96.
 
11
Levin Goldschmidt, Universalgeschichte des Handelsrechts, 3., völlig umgearb. Aufl. Stuttgart 1891 (1. Aufl. 1864, 2. Aufl. 1875), S. 60.
 
12
Weber, Die römische Agrargeschichte …, Stuttgart 1891, S. 6.
 
13
Ebd., S. 275.
 
14
Marianne Weber, Hrsg., Weber – Jugendbriefe, a. a. 0., S. 364. Rodbertus beschwerte sich nach der Veröffentlichung von Marxens Kapital darüber, daß er ihn ohne Zitierung „ganz hübsch benützt“ habe. Gemeint ist seine Schrift Zur Erkenntnis unserer staatswirtschaftlichen Zustände (1842). Vgl. J. Zeller, derselbe Titel, Berlin 1885, S. vi. Engels stellte dagegen fest, daß Marx „weder diese Anklagen noch die erwähnte Rodbertusschrift je zu Gesicht gekommen“ seien. Vgl. das Vorwort von Engels zu Das Elend der Philosophie, in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 21, S. 175 f.
 
15
August Meitzen, Siedelung und Agrarwesen … (1895), 3 Bände, Scientia Aalen 1963. Vgl. Weber, GAzSS, S. 513.
 
16
Vgl. Weber, GAzSS, S. 549.
 
17
Zur Kritik der politischen Ökonomie, in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 13, S. 21, wiederholt in der 2. Aufl. des Kapital, Bd. 1, 1873; in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 23, S. 92.
 
18
Agrarverhältnisse im Altertum, in: Gesammelte Aufsätze zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Tübingen 1924, S. 287 (im folgenden zitiert als GAzSW).
 
19
Vgl. „Der Streit um den Charakter der altgermanischen Sozialverfassung in der deutschen Literatur des letzten Jahrzehnts“, in: GAzSW, S. 554 f.
 
20
Ebd., S. 508.
 
21
Ebd., S. 512. Georg von Below hat versucht, den Einfluß des Marxismus auf die deutsche Wirtschaftsgeschichtsschreibung als minimal zu erweisen und stattdessen einen Teil des Marxschen Werkes als Ableger des deutschen Historismus zu erklären. Siehe Die deutsche Geschichtsschreibung (Leipzig 1916). Nach Below ging Meitzen von der Regional- und Lokalgeschichte aus sowie von seinen Erfahrungen als „Grundsteuerregulierungskommissar“ in Schlesien (2. Aufl., S. 150).
 
22
Weber, ebd., S. 513 f. Vgl. Richard Hildebrand, Recht und Sitte auf den verschiedenen wirtschaftlichen Kulturstufen (1896). In der zweiten Auflage (1907, S. 55 f., S. 64 f.) setzte sich Hildebrand zur Wehr und wies Webers Interpretation der germanischen Landwirtschaft zu Cäsars Zeiten zurück. Siehe auch Wittichs Besprechung von Hildebrand, Die Wirtschaft die Kultur der Deutschen zur Zeit Caesar’s, in: Historische Zeitschrift 79 (1897), S. 45–67.
 
23
Siehe Weber, ebd., S. 517.
 
24
Ebd., S. 523: „Und will man einmal nach Analogien so fernliegender Art suchen, wie sie die Kirgisen und Beduinen bilden könnten, so erinnern jene Züge eines ‚geschlossenen Handelsstaates‘ bei den Sueven weit eher an den Räuberkommunismus, der im Altertum auf den liparischen Inseln bestand, oder an den ‚Kasinokommunismus‘ (s.v.v.!) der alten Spartiaten, oder etwa an den grandiosen Beutekommunismus des Kalifen Omar. Sie sind mit einem Wort Ausflüsse des Kriegerkommunismus“’.
 
25
Weber, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: ders., Methodologische Schriften, hrsg. von Johannes Winckelmann, Frankfurt 1968, S. 19.
 
26
Sombart, Friedrich Engels, Sonderabdruck aus der Zukunft, Berlin 1895: „In der meist zitierten Stelle, wo Marx die materialistische Geschichtsauffassung skizziert (Zur Kritik der politischen Ökonomie, 1859, Vorrede), spricht er gar in Bildern: von einem ideologischen Überbau (15).“ Weber adaptierte die Terminologie von Über- und Unterbau in seinem populär erfassten Vortrag über Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur, Freiburg 1896, in: GAzSW, S. 308.
 
27
Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.–22. Oktober 1910 in Frankfurt a. M., Tübingen 1911, S. 101.
 
28
Talcott Parsons, Capitalism in Recent German Literature: Sombart and Weber, in: Journal of Political Economy 37 (1929), S. 40.
 
29
Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, in: Karl Marx, Frühschriften, Stuttgart 1953, S. 208.
 
30
Engels’ Einleitung zur englischen Ausgabe der Entwicklung des Sozialismus, deutsch.
l892/1893, in: Karl Marx – Friedrich Engels, Werke Bd. 22, S. 300; Den Hinweis auf diese Stelle verdanke ich Prof. Joh. Winckelmann.
 
31
Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Tübingen 1920, S. 25, 27.
 
32
Vgl. Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, Tübingen 1926, S. 484.
 
33
Werner Sombart, Der moderne Kapitalismus, Jena 1902, Bd. 1, S. 381. Über die Bekanntheit des Zusammenhangs zwischen religiösem Dissent und ökonomischer Motivation im 18. und 19. Jahrhundert siehe Reinhard Bendix, The Protestant Ethic-Revisited, in: Comparative Studies in Society and History 9 (1967), S. 266–273.
 
34
Vgl. Weber, Antikritisches zum ‚Geist‘ des Kapitalismus, in: Archiv für Sozialwissenschaft 30 (1910), S. 177.
 
35
Gustav Schmoller im Jahrbuch für Gesetzgebung … 27 (1903), S. 298. Schmoller wies später auf Webers „Protestantische Ethik“ in seinem Grundriss der allgemeinen Volkswirtschaftslehre (Leipzig 1908) hin. Marianne Weber meinte im Lebensbild, Weber habe den ersten Essay über die protestantische Ethik in der zweiten Jahreshälfte 1903 geschrieben, unmittelbar nach Fertigstellung des Essays über Roscher und Knies, den Schmoller in seinem Jahrbuch (1903, viertes Heft) veröffentlichte.
 
36
Weber, Wirtschaftsgeschichte, hrsg. von Joh. Winckelmann, dritte ergänzte Aufl. Berlin 1958, s. 44.
 
37
Sombart, Socialismus und sociale Bewegung im 19. Jahrhundert, Jena 1896, S. 1 f.
 
38
Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Studienausgabe 1964, S. 681.
 
39
Sombart, Der moderne Kapitalismus, a. a. 0., S. 379.
 
40
Abgedruckt in Georg von Below, Der deutsche Staat des Mittelalters, Leipzig 1925, S. XXIV.
 
41
Weber, GAzSS, S. 413 f.
 
42
Siehe Webers post mortem vom 15. Nov. 1912 in Bernhard Schäfer, Hrsg., Ein Rundschreiben Max Webers zur Sozialpolitik, in: Soziale Welt 18 (1967), S. 261–271.
 
43
Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages, a. a. 0., S. 39.
 
44
Ebd., S. 43.
 
45
Die drei letzten Zitate aus Marianne Weber, Max Weber. Ein Lebensbild, a. a. 0., S. 428 ff.
 
46
Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Studienausgabe, S. 641 f.
 
Metadaten
Titel
Das historische Verhältnis der Weberschen Soziologie zum Marxismus
verfasst von
Guenther Roth
Copyright-Jahr
2021
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-33939-5_2