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2011 | Buch

Das Property Rights Equity Concept

Vorschlag zur Eigenkapitalabgrenzung im Kontext der internationalen Rechnungslegung

verfasst von: Vera Sophie Schiemer

Verlag: Gabler

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Nach Stein ruft die alleinige Verwendung des Namens einer Sache bestimmte Bilder und Emotionen hervor, die jedoch dem Wandel der Zeit unterliegen. Auch der Beg-riff des Eigenkapitals, die ihm konstatierten Eigenschaften wie sein Ausweis in der Bilanz stellen sich als traditionsreiche Konventionen dar. So sehr dem Eigenkapital im Sinne des Reinvermögens des Unternehmens eine zentrale Rolle in der Be-triebswirtschaftslehre zukommt, so schwierig gestaltet sich dessen Definition und Abgrenzung. Bisher erschien es ausreichend, Eigenkapital als Saldogröße der Glei-chung Vermögen – Schulden = Eigenkapital zu bestimmen. Mit fortlaufender Internationalisierung der Rechnungslegung stand man seit Beginn der 1990er Jahre im angloamerikanischen Kontext vor dem Problem, spezielle Gesellschafterfinanzierungsformen durch die dichotome Gliederung der Passivseite nicht mehr adäquat abbilden zu können. Wenngleich schon nach-weislich ab dem 16. Jh. Finanzierungstitel von Unternehmen begeben wurden, die Elemente des Eigen- und Fremdkapitals aufwiesen, führten moderne Finanzierungs-formen zu einer weiteren Aufweichung der Grenzen zwischen Eigen- und Fremdkapi-tal. In Anbetracht dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die dichotome Glie-derung der Passivseite die realen Sachverhalte noch adäquat abzubilden vermag. Die Ergebnisse empirischer Bilanz- und Finanzierungsforschung zeigen, dass die Darstellung der Passivseite sowie die damit einhergehende Klassifizierung von Fi-nanzierungstiteln eine wesentliche Rolle in der Informationsbereitstellung einneh-men. Auch gilt es in der Bilanzlehre die Tatsache zu berücksichtigen, dass sich die Entscheidungsprobleme der Kapitalanleger in den Marktpreisen reflektieren. So er-gab bspw. die Studie von Hopkins, dass die Klassifizierung zwingend rückzahlbarer Vorzugsaktien einen signifikanten Einfluss auf die Schätzungen des Aktienkurses von Analysten hat. Im Falle des Ausweises als Fremdkapital wurden höhere Preise der Stammaktien prognostiziert als bei deren bilanzieller Klassifizierung als Eigenka-pital.
Vera Sophie Schiemer
2. Konzeptionelle Grundlagen der Kapitalabgrenzung aus interdisziplinärer Sicht
Zusammenfassung
Die Problematik der Abgrenzung des Eigenkapitals ist insbesondere als Schnittpunkt zwischen traditionellen Bilanzauffassungen und der Finanzierungstheorie zu sehen. Die Hauptaufgabe des Jahresabschlusses mit seinen primären Informationsinstru-menten der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung besteht in der Doku-mentationsfunktion, die den Jahresabschlusszwecken der Rechenschaft und Kapi-talerhaltung dient. Auf Grund der divergierenden Zielsetzungen der Rechnungsle-gung sowie der Frage nach ihren Adressaten ist der Jahresabschluss als Interessen-regelung der verschiedenen Adressatengruppen zu verstehen. Auch der Abgren-zung des bilanziellen Eigenkapitals als „abstrakte formelle Größe“ ist eine Interes-senausgleichsfunktion zu konstatieren und zwar sowohl zwischen den Gesellschaf-tern untereinander, als auch zu Außenstehenden Dritten der Unternehmung.
Vera Sophie Schiemer
3. Konzeptionelle Grundlagen der Kapitalabgrenzung aus Sicht der externen Unternehmensberichterstattung
Zusammenfassung
Die Abgrenzung des Eigenkapitals aus Sicht der externen Unternehmensberichter-stattung kann an Hand eines formellen oder eines materiellen Kapitalbegriffs vorge-nommen werden. Die Klassifizierung nach dem Formalansatz erfolgt in Anlehnung an die formalrechtliche Stellung der Kapitalgeber im Hinblick auf deren Rechte und Pflichten und baut daher auf der zivilrechtlichen Gestaltung des Finanzierungstitels auf. Zentrales Charakteristikum dabei ist, dass Eigenkapital durch das Aufzählen von Eigentümerrechten abgegrenzt und Fremdkapital durch das Vorliegen eines schuldrechtlichen Anspruchs von dritter Seite begründet wird. Die Deduktion der idealtypischen Attribute von Eigen- und Fremdkapital ist dabei der Einteilung des Ka-pitals nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber nachgelagert.
Vera Sophie Schiemer
4. Status quo der Eigenkapitalabgrenzung in der externen Unternehmensberichterstattung nach UGB, IFRS und US-GAAP
Zusammenfassung
Wie bereits in Gliederungspunkt 2.2.2.3.1 gezeigt werden konnte, beschränken sich die nationalen Rechnungslegungsnormen auf eine formelle Definition des Ei-genkapitals als Residualgröße. Der Gesetzgeber reguliert in den §§ 229 UGB bzw. 272 dHGB lediglich die Darstellung der Eigenkapitalbestandteile von Kapitalge-sellschaften, eine abstrakte Eigenkapitaldefinition fehlt jedoch. Auf eine ausführli-che Diskussion der Bilanzierung der in den §§ 229 UGB bzw. 272 dHGB ange-führten Elemente soll verzichtet werden, da lediglich eine Präzisierung der in der Praxis unstrittigen Posten des Eigenkapitals erfolgt und dies kein Lösungspotenzi-al für die Abgrenzungsfrage bietet. Eine Analyse der Eigenschaften der normierten Kapitalbestandteile im Wege der juristischen Auslegungsmethodik soll aus den in Gliederungspunkt 3.3.2 angeführten Gründen sowie in Anbetracht der forcierten Interdisziplinarität und Internationalität des Abgrenzungsvorschlags ebenfalls un-terbleiben. Vielmehr soll stellvertretend auf jene Sonderfälle eingegangen werden, auf Grund dessen Kapitalabgrenzungsgrundsätze für die nationale Rechnungsle-gung entwickelt wurden und deren Anwendbarkeit auf hybride Finanzinstrumen-te von der Literatur bejaht wird. Der Fokus liegt auf der bilanziellen Behandlung von Genussrechten, von stillen Gesellschaften sowie von Gesellschafterdarlehen. Da nach Maßgabe des § 22 Abs. 4 GenG die Eigenkapitalgliederung nach § 224 Abs. 3 UGB für Genossenschaften, die mind. zwei der Größenmerkmale des§ 221 Abs. 1 UGB überschreiten, gilt und eine Analyse im Wege der juristischen Auslegungsmethodik unterbleibt, wird auf die Darstellung der bilanziellen Behand-lung von Genossenschaftsanteilen nach nationalem Recht verzichtet.
Vera Sophie Schiemer
5. Personengesellschaften und Eigenkapital
Zusammenfassung
Personengesellschaften als traditionsreiche Rechtsform der mittelständischen Wirtschaft bereiten bei Anwendung internationaler Rechnungslegungsnormen auf Grund der engen Verzahnung des Gesellschafts- und Bilanzrechts Probleme. Der enge Konnex wird besonders an den Rechtsformen der Offenen Gesellschaft (OG) und der Kommanditgesellschaft (KG) deutlich, die im Zweiten Buch des UGB normiert sind. Auf Grund der Interdependenz des Gesellschafts- und Bilanz-rechts kann auch die Passivseite der Bilanz als Abbild gesellschaftsrechtlich ge-prägter Rechtsbeziehungen von Gesellschaft und Gesellschafter verstanden wer-den. Die herkömmliche Interpretation der Passivseite als Ausdruck der Mittelher-kunft ist im Kontext der Personengesellschaften insofern problematisch, als das von Gesellschaftern bereitgestellte Vermögen entweder als Einlage oder darle-hensweise geleistet werden kann. Auch der Fall der gesplitteten Einlage gab Anlass für gesellschaftsrechtliche Diskussionen zur Abgrenzung von materiellem vs. funktionellem Eigenkapital. Im Gesellschaftsrecht erfolgt die Eigenkapitalab-grenzung stufenmäßig und zwar sowohl aus dem Blickwinkel des dispositiven Rechts der Gesellschaftsvertragsgestaltung als auch aus Sicht des zu schützen-den Umfelds des Geschäfts- und Rechtsverkehrs. Als zentrale Abgrenzungskri-terien zwischen der Einlage und dem Darlehen bei Personengesellschaften wer-den vom Schrifttum die Verlustbeteiligung, der Ausschluss von der Geltendma-chung als Konkursforderung und die Einbeziehung in die Auseinandersetzungs-rechnung angeführt.
Vera Sophie Schiemer
6. Deduktion eines Normierungsvorschlags zur Eigenkapitalabgrenzung in der externen Unternehmensberichterstattung
Zusammenfassung
Wie in den vorangehenden Abschnitten ausführlich gezeigt werden konnte, stellen sich der Terminus Eigenkapital, die ihm konstatierten Eigenschaften als auch sein Bilanzausweis als traditionsreiche Konventionen dar und entbehren in allen be-trachteten Normengefügen einer fundierten theoretisch-konzeptionellen Basis. Im Rahmen des abzuleitenden Abgrenzungsvorschlags wird dieses Defizit unter Bezugnahme auf den neoinstitutionalistischen Erklärungsansatz der Existenz di-vergierender Finanzierungsformen kompensiert.
Vera Sophie Schiemer
7. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Die Frage der Abgrenzung des Eigenkapitals ist eine elementare Problemstellung in der externen Rechnungslegung. Sowohl der Terminus Eigenkapital als auch seine Definition als Saldogröße der Gleichung Vermögen abzüglich Schulden stel-len sich als traditionsreiche Konventionen dar. Aus dieser Konvention heraus ist es notwendig, den beiden Termini Eigen- und Fremdkapital zunächst ein rein de-skriptives Verständnis zugrunde zu legen. Wenngleich bereits ab dem 16. Jh. Fi-nanzierungstitel zu einer Aufweichung der Grenzen zwischen dem klassischen Eigen- und Fremdkapital führten, standen die normengebenden Institutionen mit dem Vormarsch mezzaniner Finanzierungsformen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor dem Problem ihrer adäquaten bilanziellen Abbildung. Die Aktua-lität und Brisanz der Abgrenzungsproblematik spiegelt sich in der regen Aktivität der internationalen Standardsetter wider.
Vera Sophie Schiemer
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Property Rights Equity Concept
verfasst von
Vera Sophie Schiemer
Copyright-Jahr
2011
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-6199-0
Print ISBN
978-3-8349-2835-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6199-0