2018 | OriginalPaper | Buchkapitel
Das rätselhafte Phänomen der Emergenz
verfasst von : Hermann Helbig
Erschienen in: Welträtsel aus Sicht der modernen Wissenschaften
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
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Zum Verständnis dessen, wie eine universelle Gottesvorstellung aussehen könnte, die nicht im Widerspruch zu den modernen Naturwissenschaften steht, ist der Begriff der Emergenz von grundlegender Bedeutung. Dabei versteht man unter ‚starker‘ Emergenz das Phänomen, dass sich die auf einer höheren Seinsebene entstehenden Eigenschaften und Entitäten nicht auf die der darunterliegenden Seins- bzw. Erklärungsebenen zurückführen lassen, und dass sie eine kausale Top-down-Wirkung in dieser Seinshierarchie ausüben. In diesem Sinne lässt sich die These vertreten, dass Gott selbst ein emergentes Phänomen ist, das eine eigene Geschichte hat, wie es schon die Prozesstheologen postulierten. Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, Gott mit dem positiven Pol eines emergierenden Weltbewusstseins zu identifizieren. Durch diese Annahme lassen sich viele der in der traditionellen Theologie unauflösbaren Probleme (wie z. B die Allwissenheit Gottes oder die Fragen nach der Kommunikationsmöglichkeit mit Gott und die der Theodizee) lösen und einheitlich verstehen. Eine solche ethnisch und Gender-neutrale Gottesvorstellung wäre möglicherweise für alle Menschen in gleicher Weise annehmbar. Sie könnte auch integrierter Bestandteil einer modernen, alle Menschen vereinenden Weltanschauung und Grundlage für ein Weltethos sein.