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2018 | Buch

Das Spiel um Anerkennung

Vereine mit Türkeibezug im Berliner Amateurfußball

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Über dieses Buch

Stefan Metzger untersucht von Migranten gegründete Fußballvereine in Berlin, die gemeinhin als ‚Problemfälle‘ und als Ausdruck einer ‚Parallelgesellschaft‘ gewertet werden. Über eine Saison begleitete er drei Vereine, nahm beobachtend an Vereinsaktivitäten teil und führte qualitative Interviews. In seiner Arbeit argumentiert er, dass die Vereine wichtige Orte der Mitbestimmung, der Selbstbestimmung und der Selbstbehauptung sind, in denen gesellschaftliche Ausgrenzung überwunden wird. Der Amateurfußball wird dadurch zu einer zentralen Kontakt- und Aushandlungsarena der Migrationsgesellschaft, in der Fragen der Partizipation, der Identifikation und der sozialen Anerkennung artikuliert und ausgehandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung: „Warum gründen sich die Vereine überhaupt?“
Zusammenfassung
„Warum gründen die sich überhaupt?“ Mit dieser Frage wurde ich in Gesprächen mit Amateurfußballern, Ehrenamtlichen, Zuschauern und Fußballfunktionären über migrantisch geprägte Fußballvereine in Berlin immer wieder konfrontiert. Warum gründen sich Vereine wie Türkiyemspor Berlin, Club Italia oder FK Srbija Berlin überhaupt, so meine Gesprächspartner, obwohl es in Berlin doch bereits genügend Fußballvereine gebe? Oftmals stand hinter der Frage echtes Interesse. Nicht selten war die Frage aber auch als Aussage formuliert: „Warum gründen die sich überhaupt!“, hieß es dann mit ablehnendem Unterton, der weniger auf Interesse denn auf Unverständnis schließen ließ.
Stefan Metzger
Chapter 2. Die Wahrheit liegt auf dem Platz
Eine explorativ-interpretative Studie aus der Perspektive von Fußballvereinen mit Türkeibezug in Berlin
Zusammenfassung
Grundanliegen empirischer Sozialwissenschaften sind das Verstehen und die Beschreibung von sozialer Wirklichkeit. Die viel zitierte Grundfrage von Goffman bringt es auf den Punkt: „What is it that‘s going on here?“ (1974: 8). Diese Frage stellte sich auch zu Beginn der vorliegenden Untersuchung. Auch die Forschungsfrage nach der Bedeutung von Ethnizität für Fußballvereine mit Türkeibezug ist eine Spielart der Goffman‘schen Ur-Frage. Um diese Frage zu beantworten, ging ich empirisch-qualitativ vor und orientierte die vorliegende Arbeit an den Grundideen der sozialwissenschaftlichen Hermeneutik (siehe v.a. Berger/Luckmann 1969, Soeffner/Hitzler 1994 u.v.m.) und der rekonstruktiven Sozialforschung (vgl. Bohnsack 1999, Kruse 2011).
Stefan Metzger
Chapter 3. Das Spiel um Mitbestimmung
Partizipationsstrategien und Ausgrenzungserfahrungen im Gründungskontext der Vereine
Zusammenfassung
Der Berliner Fußballverband (BFV) hatte in die Räumlichkeiten eines Sponsors eingeladen. Zusammen mit dem Ausschuss für Integration und Migration (AfIM) wollte sich das BFV-Präsidium beim „Basistreffen“ mit einigen Mitgliedsvereinen austauschen. Eigentlich dienen dazu die zahlreichen Verbandsgremien, die Ausschüsse, Unterausschüsse, Bezirkstreffen oder Klassentagungen, denn der Fußballverband ist eine Dachorganisation, die stark vom Engagement seiner Mitglieder lebt.
Stefan Metzger
Chapter 4. Das Spiel um Selbstbestimmung
Fremdzuschreibungen und Selbstpositionierungen von Fußballvereinen mit Türkeibezug
Zusammenfassung
Dieses Kapitel baut auf einer Erfahrung auf, die ich im Laufe des Forschungsprozesses mehrfach machte. In der Regel werden Fußballvereine mit türkischem Namen, wie etwa Türkiyemspor Berlin, Galatasaray Spandau oder BSV Al-Dersimspor, als „türkische Fußballvereine“ bezeichnet. Diese Bezeichnung wird sowohl im Fußballalltag als auch in Medien und Politik gebraucht.
Stefan Metzger
Chapter 5. Das Spiel als Selbstbehauptung
Konflikte im Berliner Amateurfußball
Zusammenfassung
Es war ein ganz normales Auswärtsspiel. An einem Sonntagmorgen im Oktober 2012 war die B-Jugend eines der untersuchten Vereine zum Auswärtsspiel im Nachbarbezirk im Westen Berlins, ein Gegner, den viele Vereinsmitglieder von zahlreichen Begegnungen schon kannten. Während des Spiels kam es zu Ausschreitungen, die ich im Nachhinein aus Schilderungen der Konfliktparteien rekonstruierte. Ich war beim Spiel nicht selbst vor Ort.
Stefan Metzger
Chapter 6. Das Spiel um den (sozialen) Aufstieg
Transnationale Fußballkarrieren zwischen Deutschland und der Türkei
Zusammenfassung
Im Rückblick ordnete er es als die „Chance meines Fußballerlebens“ ein. Im Sommer 2005 wurde der damals 22-jährige Gökhan vom türkischen Süper Lig-Verein Beşiktaş Istanbul zum Probetraining eingeladen. Als er die Sommerferien bei Verwandten in Istanbul verbrachte, hatte ihn ein Beşiktaş-Scout beim Spiel mit Cousins und Freunden gesichtet.
Stefan Metzger
Chapter 7. Diskussion: Der Amateurfußball als Kontaktarena und Aushandlungsort der Migrationsgesellschaft
Zusammenfassung
Während der vorliegenden Untersuchung fragten Kollegen, Freunde und Verwandte immer wieder, weshalb ich mich mit dem Thema Fußball beschäftige. Fußball sei zwar eine schöne Freizeitbeschäftigung, möglicherweise auch „die schönste Nebensache der Welt“, aber von wissenschaftlichem Interesse? Bevor ich die in den letzten Kapiteln dargestellten Ergebnisse nochmals zusammenfasse und vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Fachliteratur diskutiere, möchte ich noch kurz auf mein persönliches Interesse an dem Thema eingehen.
Stefan Metzger
Chapter 8. Migration im Fußball als historischer Normalfall
Zusammenfassung
Der Berliner Amateurfußball ist – wie in den letzten Kapiteln deutlich wurde – multikulturell. Das gilt sowohl für die Spieler und Funktionäre der unterschiedlichen Vereine als auch für die Fußballvereinslandschaft. Obwohl Multikulturalität im Amateurbereich zur alltäglichen Realität auf dem Fußballplatz gehört, wird sie teilweise kritisch gesehen.
Stefan Metzger
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Spiel um Anerkennung
verfasst von
Stefan Metzger
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-19261-7
Print ISBN
978-3-658-19260-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-19261-7