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1997 | Buch

Das Verschuldungsproblem der Dritten Welt

Lösungsmöglichkeiten und Ansätze zur Vermeidung zukünftiger Schuldenkrisen

verfasst von: Georg Schlichting

Verlag: Centaurus Verlag & Media

Buchreihe : Trierer Schriften zur Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
(1) Als Mexiko im August 1982 seine Zahlungsunfähigkeit gegenüber den ausländischen Gläubigern erklärte, kam es zum offenen Ausbruch der internationalen Schuldenkrise. Die Bezeichnung international ist zutreffend, weil viele Länder der Dritten Welt in diesen Sog der Zahlungsunfähigkeit oder -unwilligkeit geraten sind, mit all den Auswirkungen für die Volkswirtschaften rund um die Welt. Die Bezeichnung Krise ist ebenso zutreffend, weil die Welt vor dem Zusammenbruch des internationalen Finanzsystems stand, verbunden mit der Gefahr einer weltweiten Wirtschaftskrise, ähnlich der, die sich zu Beginn der 30er Jahre ereignet hatte. Außerdem stellte sich in vielen Entwicklungsländern eine Kombination von wirtschaftlichem und sozialem Niedergang bis hin zur Gefährdung demokratischer Strukturen ein.
Georg Schlichting
I. Die Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer, ihre krisenhaften Verschuldungsprobleme und die Ursachen dieser Probleme
Zusammenfassung
(1) Daten zur Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer werden von den großen internationalen Institutionen wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds (IWF), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) veröffentlicht. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß die verschiedenen Statistiken nur eingeschränkt kompatibel sind. Die Unterschiede in den einzelnen Datenerfassungssystemen sind u. a. zurückzuführen auf:1
  • die Erfassung einer unterschiedlichen Zahl von Ländern,
  • die abweichende Behandlung, d.h. teilweise Nichtberücksichtigung von nicht öffentlich garantierten Krediten, kurzfristigen Verbindlichkeiten, der Verschuldung beim IWF sowie von militärischen Schulden,
  • die unterschiedlichen Schätzungen, die auf den Mangel an zuverlässigen Daten zu rückzuführen sind,
  • die wechselkursbedingten Schwankungen der in US-Dollar umgerechneten Kredite, die ursprünglich in anderen Währungen gewährt wurden.
Allerdings lassen die einzelnen Statistiken auf die gleiche tendenzielle Entwicklung der Verschuldung schließen. Daher dürften die im folgenden herangezogenen IWF-Statistiken ein brauchbares und aussagefähiges Bild über die Auslandsvcrschuldung der Enrwicklungsländer vermitteln.
Georg Schlichting
II. Ansätze zur Lösung des internationalen Verschuldungsproblems
Zusammenfassung
(1) Wie bereits festgestellt wurde, eröffnet die Auslandsverschuldung den Entwicklungsländern die Möglichkeit zu einer effektiven Aufstockung ihrer Investitionstätigkeit, um dadurch das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen. Insofern dürfte es für die betreffenden Länder sinnvoll bzw. entwicklungsfördernd sein, wenn sie, wie fast alle Staaten, welche eine nachholende Industrialisierung durchgemacht haben, noch über einen langfristig angelegten Zeitraum Nettokapitalimporteure bleiben und zusätzliches Auslandskapital in Form von Krediten oder privaten Direktinvestitionen zum Aufbau ihrer Volkswirtschaften einsetzen.1 Wenn die Notwendigkeit ausländischen Kapitals zur Entwicklungs- bzw. Wachstumsfinanzierung in den Schuldnerländern akzeptiert wird, kommt es darauf an, den freien Zugang der Schuldnerländer zu den internationalen Finanzmärkten wiederherzustellen.
Georg Schlichting
III. Ansätze zur Vermeidung zukünftiger Schuldenkrisen
Zusammenfassung
(1) Die vorangegangene Erörterung konzentrierte sich auf Maßnahmen von Schuldnern, Gläubigern und internationalen Organisationen, die nach Vertragsabschluß aufgetretene Probleme der Kreditbedienung ex post zu bereinigen. Dabei zeigte sich, daß das internationale Schuldenmanagement vor großen Schwierigkeiten steht, die Verschuldungsprobleme nachträglich zu lösen. Auch wenn von einigen Ansätzen zur Lösung der Verschuldungsprobleme ein wirksamer Beitrag zur Verbesserung der Lage der Entwicklungsländer zu erwarten ist, werden dennoch Zweifel gehegt, ob dadurch die Effizienz des Kapitaltransfers zwischen Industrie- und Entwicklungsländern erhöht werden kann.1 Dies wird damit begründet, daß sich sowohl interne wirtschaftspolitische Fehlentwicklungen als auch externe Schocks, die in der Vergangenheit die Zahlungsfähigkeit vieler Entwicklungsländer extrem beeinträchtigt haben, künftig erneut auftreten können. Folglich sind auch neue Kredite mit dem Risiko einer Verschlechterung der Zahlungsfähigkeit belastet. Bei internationalen Kreditbeziehungen sind zusätzlich noch Souveränitätsrisiken zu berücksichtigen, denen die Kreditgeber ausgesetzt sind. D. h. zum Risiko einer Zahlungsunfähigkeit tritt noch das Risiko der Zahlungsunwilligkeit hinzu. Tendenziell führen diese Risiken zu höheren Zinsaufschlägen oder zur Rationierung des Kreditangebots, so daß der Kapitaltransfer in die Schuldnerländer suboptimal bleibt.2
Georg Schlichting
Schluß
Zusammenfassung
(1) Zusammenfassend können folgende Ergebnisse festgehalten werden:
  • Auslandsverschuldung kann entwicklungsfördernd sein, wenn die finanziellen Mittel investiv und damit zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums verwendet werden. Eine hohe Auslandsverschuldung, die nicht von einer Zunahme der Investitionen oder Strukturanpassungsmaßnahmen begleitet wird, kann für Kreditgeber und -nehmer zur Katastrophe werden.
  • Für die Verbreitung und Zuspitzung des Schuldenproblems der Dritten Welt sind verschiedene Ursachen verantwortlich. Zu den externen Ursachen zählen sowohl die Veränderungen des weltwirtschaftlichen Umfeldes wie beispielsweise massive Ölpreiserhöhungen oder der starke Anstieg des internationalen Zinsniveaus als auch die überdimensionierte, relativ sorglose Kreditvergabe vieler Geschäftsbanken. Daneben ist das Verschuldungsproblem auf interne Ursachen, insbesondere die nicht entwicklungskonforme Verwendung der Auslandskredite und wirtschaftspolitische Fehlentwicklungen in den Entwicklungsländern zurückzuführen.
  • Versuche, das Verschuldungsproblem zu lösen, müssen so angelegt sein, den Schuldnerländern wieder freien Zugang zu den internationalen Finanzmärkten zu verschaffen, damit diese Länder zusätzliches Kapital zum Aufbau ihrer Volkswirtschaften und zur Wachstumsfinanzierung einsetzen können.
Georg Schlichting
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Verschuldungsproblem der Dritten Welt
verfasst von
Georg Schlichting
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Centaurus Verlag & Media
Electronic ISBN
978-3-86226-325-7
Print ISBN
978-3-8255-0142-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-86226-325-7