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18.10.2017 | Datenbanken | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie die Automobilbranche von Blockchain profitieren kann

verfasst von: Christiane Köllner

4 Min. Lesedauer

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Blockchain ist in der Autobranche weitgehend unbekannt. Gerade einmal ein Drittel der Autohersteller und -zulieferer hat bislang von der Datenbanktechnologie gehört. Dabei kann Blockchain enorme Wettbewerbsvorteile bringen.

Big Data, 3-D-Druck oder Internet of Things (IoT) sind Trends, die mittlerweile in der Automobilbranche Einzug gehalten haben. Anders verhält es sich mit Blockchain. Die Datenbanktechnologie haben gerade einmal ein Drittel (34 Prozent) der Autohersteller und -zulieferer bislang im Blick, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 177 Vorständen und Geschäftsführern von Unternehmen der Automobilindustrie mit 20 und mehr Mitarbeitern in Deutschland. Bei den anderen genannten Technik-Trends liegen die Bekanntheitswerte deutlich höher. 

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Blockchain: Mehr als Bitcoin

Der Fortschritt in der Computertechnologie hat den Vormarsch von Kryptowährungen wie Bitcoin ermöglicht, die nach Ansicht ihrer Befürworter am Ende konventionelles Geld ersetzen werden. Zunächst müssten diese Währungen hierfür allerdings die Anleger überzeugen, dass sie die Geldfunktionen größtenteils nachbilden können. Die Einführung der Distributed Ledger-Technologie, auf der Bitcoin basiert, stellt jedoch eine echte Revolution in der Verwaltung dezentraler Verarbeitungssysteme dar. 

Mehr Interesse seitens der Autondustrie würde sich aber lohnen. "Blockchain wird nicht nur die Finanz- oder Energiewirtschaft verändern, Verwaltungsvorgänge oder etwa die Logistik revolutionieren", sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. "Gerade im Verkehrssektor gibt es faszinierende Einsatzszenarien. Viele der aktuellen Herausforderungen der Automobilindustrie können mit Blockchain leichter bewältigt werden. Jedes Unternehmen sollte 'digital first' denken und handeln. Die Entscheidungsträger in der Automobilindustrie sollten die Chancen der Blockchain-Technologie für ihre jeweiligen Unternehmen ausloten."

Wie Blockchain funktioniert

Was steckt nun genau hinter dem Technik-Trend? Blockchain ist eine gemeinsam genutzte Datenbank, in der alle Transaktionen blockweise über ein Peer-to-Peer-Netzwerk in einem architektonisch verteilten Netzwerk registriert werden, wie die Springer-Autoren Erik Hofmann, Urs Magnus Strewe und Nicola Bosia im Kapitel Background III – What Is Blockchain Technology? aus dem Buch Supply Chain Finance and Blockchain Technology  erklären. Wie die Blockchain genau funktioniert beschreibt Peter Dixon im Kapitel Blockchain: Mehr als Bitcoin aus dem Buch Innovationen und Innovationsmanagement in der Finanzbranche.

Aktuell wird die Blockchain-Technologie häufig auf ihren Einsatz bei sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin reduziert. "Im Jahr 2008 durch Satoshi Nakamoto erstmals beschrieben, wurde das Konzept der Blockchain bereits im Januar 2009 in Form von Bitcoin erstmalig umgesetzt", schreiben Wirtschaftsinformatiker des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) im Artikel Entwicklung disruptiver Innovationen mit Blockchain: Der Weg zum richtigen Anwendungsfall aus der Wirtschaftsinformatik & Management 5/2017.

Der dezentrale Ansatz der Blockchain-Technologie ermöglicht aber Transaktionen ohne zentrale Vertrauensinstanz in vielen anderen Bereichen. So können damit nicht nur Finanztransaktionen sicher gestaltet werden, sondern künftig zum Beispiel Beurkundungen ohne Notar erfolgen, Verträge als Smart Contracts abgewickelt werden oder die komplette Lieferkette eines Produkts transparent dargestellt und ins Internet of Things eingebunden werden. 

Blockchain als Treibstoff fürs Automobil

Auch im Automobilbereich hat die Blockchain Vorteile. Mit ihr lässt sich der Parkraum in Innenstädten bewirtschaften, Fahrzeugflotten verwalten und das Elektrofahrzeug bezahlt autonom den Strom mit der eignen digitalen Brieftasche. "Weil damit auch das sogenannte Micropayment möglich ist, um auch geringste Zahlungsbeträge zu verrechnen, könnte sogar das vielbeschworene intelligente Parkplatz-Management einen großen Teil der Investitionen wieder einfahren", prognostiziert Andreas Burkert im Report Das erste Auto mit Hirn aus der ATZelektronik 2/2017. In der Produktion von Fahrzeugen macht Blockchain-Technologie im Zusammenspiel mit KI-Lösungen genauere Fehleranalysen möglich. Im Service lassen sich Schäden oder Materialermüdung festhalten, es kann punktgenau vorausschauend gewartet und eine Unfallhistorie nachgehalten werden. 

Vorgehensmodell zur Evaluation der Blockchain-Technologie

Die Automobilunternehmen, die bereits von der Blockchain gehört haben, sehen die größten Anwendungschancen in der Logistik und Warenwirtschaft (62 Prozent) und in der Produktion (61 Prozent), wie die Bitkom-Umfrage ergeben hat. Dahinter folgten Forschung und Entwicklung (50 Prozent), Einkauf (29 Prozent) und die Personalabteilung (26 Prozent). Größter Hinderungsgrund für eine Einführung im eigenen Unternehmen seien die Kosten (60 Prozent), die unklare rechtliche Situation (43 Prozent), etwa beim Datenschutz, sowie das fehlende Know-how im Unternehmen (29 Prozent). Gut jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) sehe bislang auch keine Notwendigkeit, die Technik zu nutzen. Acht Prozent gingen davon aus, dass die Blockchain ihnen keinen Mehrwert liefern werde.

Auch wenn das volle Potenzial der Blockchain-Technologie noch nicht absehbar ist, sollten sich Unternehmen darauf vorbereiten und zum richtigen Zeitpunkt versuchen, die Potenziale zu nutzen. 

Es ist empfehlenswert, sich als vorausschauendes Unternehmen mit kontinuierlichem Know-how-Aufbau aktiv mit Blockchain zu beschäftigen", wie die Wirtschaftsinformatiker des Fraunhofer FIT in ihrem Artikel Entwicklung disruptiver Innovationen mit Blockchain: Der Weg zum richtigen Anwendungsfall raten. 

Hierzu haben sie ein sechsstufiges Vorgehensmodell entwickelt, das das Unternehmen von initialen Workshops bis hin zur Prototypentwicklungen begleitet und bereits mehrfach erfolgreich in unterschiedlichen Unternehmen genutzt wurde.  

Ebenso plädiert der Digitalverband Bitkom dafür, Deutschland erfolgreich beim Thema Blockchain zu positionieren. Geeignet dazu seien zum Beispiel Modellprojekte der Verwaltung und geeignete Förderprogramme. Unternehmen und Verbraucher benötigten zudem Rechtssicherheit, wenn sie Blockchain-Technologien nutzen wollen. Dazu müsste ein geeigneter Rechtsrahmen geschaffen werden. "Blockchain ist eine der wichtigsten Basistechnologien des Digitalzeitalters", so Berg. "Wer hier bei der Entwicklung vorne mit dabei ist, kann sich enorme Wettbewerbsvorteile verschaffen."

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