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27.07.2021 | Datenmanagement | Schwerpunkt | Online-Artikel

Digitalisierung erschöpft sich nicht im Softwareeinkauf

verfasst von: Michaela Paefgen-Laß

5:30 Min. Lesedauer

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Den Nutzen von Daten haben Unternehmen erkannt. Allerdings ertrinken viele noch in der Flut an Informationen, anstatt diese gezielt zu nutzen. Warum sie eine Digitalstrategie und eine Roadmap brauchen.

Mittelständische und große Unternehmen erkennen den Wert von Daten, nutzen ihn jedoch nicht zu ihrem Vorteil, so lautet das Fazit der Online-Befragung von über 1.000 Fach- und Führungskräften aus 700 Unternehmen für die Studie "The factlights 2020". Initiiert wurde die im zweiten Quartal 2020 durchgeführte Erhebung durch den Datananalysten Quinis

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In Zeiten der Ungewissheit zum Wesen der Strategie zurückfinden

Der Beitrag zeigt, dass Unternehmen heute keine losgelöste Digitalisierungsstrategie benötigen, sondern eine ganzheitliche Strategie, welche passgenau auf die Bedürfnisse des digitalen Zeitalters zugeschnitten ist. 

Knackpunkt ist dem Zahlenwerk zufolge nicht mehr, dass Unternehmen sich gegen die Transformation wehren. Knapp zwei Drittel der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitsalltag zu mindestens 50 Prozent von Datenarbeit und Digitalisierung beeinflusst ist. Allerdings erkennt kaum ein Unternehmen den wirklichen Wert der Daten, noch gibt es innovative Ideen, mit denen sich die Daten ausschöpfen lassen. Kurzum: Es fehlt am Know-how und schlüssigen Konzepten. 

Frontrunner sind digital allzeit bereit

Man kann nicht länger nicht digitalisieren, dass diese Erkenntnis nicht nur in den großen Konzernen, sondern auch im Mittelstand angekommen ist, beweist die Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer. Auf einer Skala von null (keine Anstrengungen) bis drei (maximaler Fokus auf Digitalisierung) ordneten sich die meisten Befragten (51 Prozent) im Mittelfeld ein. Aus den Ergebnissen hat sich ein Cluster mit drei Unterschiedlichen Reifegeraden herausgebildet, die die Potenziale der Digitalisierung unterschiedlich ausschöpfen: Adopter (25 Prozent), Discoverer (51 Prozent) und Frontrunner (24 Prozent). Je höher der digitale Reifegrad, umso eher wagen sich Unternehmen an die Realisierung komplexer Chancen. 

Es zeigt sich, dass die Digitalisierung in der Gruppe der Frontrunner sämtliche Unternehmensbereiche durchdringt. Sie sind am ehesten bereit, ihre Produkte und Dienstleistungen zu verändern (99 Prozent gegenüber 40 Prozent der Adopter), bieten smarte Zusatzservices an (87 Prozent gegenüber 51Prozent der Adopter) und investieren gezielt in der Erhebung neuer Daten zu Analytics-Zwecken (86 Prozent gegenüber 26 Prozent der Adopter). 

Steuerung und Strategie bei Digitalisierung gewünscht

Während Adopter sich von der Digitalisierung vor allem eine verbesserte Unternehmenssteuerung erhoffen (21 Prozent), halten sich Frontrunner mit internen Aspekten wie diesem kaum noch auf (5 Prozent). Ihr Ziel ist, mit digitalen Technologien Umsätze zu steigern und Produkte zu individualisieren. Dennoch scheint es auch bei ihnen am Datenmanagement und einer schlüssigen Datennutzung zu hapern. 

Insgesamt wünschen sich 54 Prozent aller Befragten, dass mit der Digitalisierung verbundene Veränderungs- und Entwicklungsprozesse betreut werden und jeder fünfte Befragte vermisst eine entsprechende Strategie. "Digitalisierung ist nicht mit dem Einkauf von ein paar Software-Programmen erledigt – sie bedeutet einen regelrechten Transformationsprozess, der auch ein entsprechendes Mindset bei den Beteiligten braucht sowie planvoll und strategisch umgesetzt werden sollte", bewertet Studienpartner Optimal Systems die Ergebnisse.

Reifegrad

Gruppe

Anteil 

Themen

Chancenwahrnehmung

Digitale Strategie/
Roadmap

 0-1,3

Adopters 

25 %

intern /
wenig komplex
  • höhere Prozesseffizienz
  •  verbesserte Unternehmenssteuerung
  • Ressourceneinsparungen

17 %

1,3-1,9

Discoverer

51 %

intern/extern
gesteigerte Komplexität
  • digitale Geschäftsmodelle
  • Prozesseffizienz
  • Unternehmenssteuerung

58 %

1,9-3,0

Frontrunner

24 %

komplex

  • digitale Geschäftsmodelle
  • Initiativen zur Umsatzsteigerung
  • Produktindividualisierung

95 %

Quelle: Studie "The factlights 2020"

Die Digitalstrategie ist Teil der Unternehmensstrategie

Digitalstrategien bauen auf den Säulen Vision, Mission und Ziel auf. Flankiert werden sie von Randbedingungen wie internen Werten, Projekten und Maßnahmen. Die Digitalstrategie kann unabhängig und parallel zur Unternehmensstrategie entwickelt oder mit ihr gleichgesetzt werden. Die Springer-Autoren Daniel R. A. Schallmo und Jochen Lohse definieren die Digitalstrategie als Teil der Unternehmensstrategie. Sie ist die "ganzheitliche Ausrichtung von Digitalisierungsvorhaben in Unternehmen und Organisationen, um den digitalen Wandel zu antizipieren und mitzugestalten" sowie Wettbewerbsvorteile zu sichern und zu schaffen (Seite 6). 

Um das zu erreichen, werden digitale Technologien auf Unternehmensprozesse, Geschäftsmodelle oder Produkte angewandt. Die digitale Roadmap ist der Routenplaner, der Vorhandenes mit dem zu schaffenden Neuen verbindet. Um nicht zu straucheln oder als Unternehmen in die Überforderung abzudriften, ist vorab eine objektive digitale Reifegrad-Bestimmung erforderlich. Der Vergleich zwischen Vision, Mission, Ziel und Reifegrad deckt die Lücken und strategische Handlungsfelder auf. Die systematische Einführung der Digitalisierung braucht in der Vorbereitungsphase also genaue Kenntnisse über (Inge Hanschke, Seite179):

  • Vision, Mission & Ziele
  • Konsolidierte Anforderungen abgeleitet aus der Unternehmensstrategie, strategische Geschäftsanforderungen, Pains, Trends und Randbedingungen
  • Reifegrad-Einschätzung und SWOT-Analyse sowie Handlungsbedarfe
  • Strategische Stoßrichtungen und erste Sammlung von strategischen Handlungsfeldern

Auf dem Weg in die Digitale Zukunft

Auf Basis des Ist-Soll-Abgleiches haben Unternehmen nun die Chance eine Roadmap für innovative digitale Lösungen zu erarbeiten und damit die Transformation im Unternehmen voran zu bringen. Der nun einsetzende Strategieentwicklungsprozess besteht Springer-Autorin Hanschke zufolge aus einer Analyse- und einer Gestaltungsphase, bestehend aus insgesamt acht Bausteinen

Die Analysephase dreht sich im wesentlichen um die Standortbestimmung. Dazu stellt die Autorin fest: "Die richtige Einschätzung der Ausgangslage und der digitalen Reife fehlen häufig, da viele Unternehmen lediglich ein diffuses Gefühl einer zukünftigen Herausforderung und keinen unmittelbaren Handlungsdruck für die Digitalisierung spüren" (Seite 281). 

In der Gestaltungsphase wird die Stoßrichtung festgelegt. Ziele, Strategien und Prinzipien sind dabei wichtige Vorgaben. Am Ende beantwortet die Digitalstrategie die Frage, wie das Unternehmen langfristig erfolgreich sein will. Mit Blick auf die während der Conona-Pandemie gemachten Erfahrungen sollte dabei immer auch die Robustheit der Strategie gegenüber unerwarteten Ereignissen geprüft werden.

Wichtige Fragen auf dem Weg in  eine Digitalstrategie (Hanschke, Seite 281)

Wie erfolgt das Innovations-Enabling? Gibt es Freiraum für das Querdenken? Oder wie entstehen im Unternehmen disruptive Innovationen?

Sind die erforderlichen digitalen Fähigkeiten identifiziert? Sind die digitalen Fähigkeiten in der Organisation vorhanden und verankert? Welche Fähigkeiten werden intern und welche extern erbracht? Erfolgen Awareness und Ausbildungsmaßnahmen?

Wer treibt im Unternehmen die digitale Transformation? Existiert ein Chief Digital Officer oder eine andere Rolle als Treiber der Digitalisierung?

Sind bestehende Strukturen bereit für die Personalisierung und Individualisierung der Produkte und Dienstleistungen? Ist die Produktion, die Logistik und der Service bereits smart? Werden digitale Plattformen unterstützt?

Existiert ein umfassendes Komplexitätsmanagement zur Beherrschung und, wo auch immer möglich, zur Reduktion von Komplexität in unter anderem Geschäftsprozessen und der IT-Landschaft? Werden Prinzipien aus dem Lean Management für die digitale Transformation genutzt?

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