72 Prozent der Bankkunden in Deutschland gehen davon aus, dass Kreditinstitute mit ihren persönlichen Daten sorgsam umgehen. Keine andere Branche genießt einer aktuellen Umfrage zufolge höheres Vertrauen.
Wenn Kunden einen klaren Mehrwert erkennen, sind sie laut der aktuellen "Bankkunden-Studie 2018 – Digitale Dienste" der Unternehmensberatung Berg Lund & Company durchaus bereit, ihrer Bank die Daten zur Verfügung zu stellen. Dies können Kreditinstitute nutzen und um die Erlaubnis bitten, Kontodaten systematisch auszuwerten. Rund die Hälfte der Bankkunden meint irrtümlich ohnehin, dass eine solche Auswertung bereits stattfindet und stört sich auch nicht daran. Generell ist die Bereitschaft zur Datenverwertung bei jüngeren Kunden stärker ausgeprägt. Bei den unter 40-Jährigen erlauben 51 Prozent persönlich zugeschnittene Angebote. Bei den Kunden ab 50 Jahren sind es nur 36 Prozent.
Kunden wollen keine Datenverwertung ohne Erlaubnis
Wie die Befragung unter 2.000 deutschen Bankkunden im Alter zwischen 20 und 69 Jahren weiter herausgefunden hat, gelten die Geldhäuser "als erfahren und verlässlich im Umgang mit vertraulichen Informationen". Knapp drei von vier Deutschen geben an, dass sie ihrem Kreditinstitut in Bezug auf Datenschutz vertrauen. Bei Online-Händlern sind es nur gut 40 Prozent der Befragten. Sozialen Netzwerken wie Facebook vertraut nur ein gutes Fünftel der Teilnehmer. Allen Nutzern scheint jedoch gemein, dass sie keine Verwendung ihrer Daten ohne vorherige Erlaubnis wollen. 96 Prozent der Bankkunden betrachten diese als erforderlich.
"Grundsätzlich fühlen sich die Kunden bei den Banken gut und sorgsam betreut", sagt Thomas Nitschke, Senior Partner bei Berg Lund & Company. "Wenn Banken die Erlaubnis zur Datenauswertung erbitten und damit spürbare Vorteile versprechen, sind die Kunden in der Regel bereit, ihrem Geldinstitut relevante Daten bereitzustellen." Das gelte vor allem dann, wenn dies zu einer Vereinfachung von Bankgeschäften führt. Das ist zum Beipsiel der Fall, wenn die Freigabe von Kontaktdaten die Eingabe von IBANs und BICs erspart. Knapp die Hälfte der Kunden ist bereit, für solche Mehrwerte die eigenen Daten preiszugeben.
Personalisierte Angebote werden als Mehrwert gesehen
Auch persönlich zugeschnittene Angebote bieten aus Kundensicht Vorteile. Hierfür würden rund 40 Prozent der Befragten ihre Daten bereitstellen. "Mehrwertdienste und Werbeansprache lassen sich gut kombinieren", weiß Nitschke. "Hat etwa der Kunde sowohl die Standortbestimmung als auch den direkten Kontakt gestattet, so können Bankberater ihn zu Kaffee und Beratung einladen, wenn er in Filialnähe ist. Am besten mit einem kundenbezogenen Anlass und einem Dankeschön."
Dennoch bleiben viele Geldhäuser in dieser Beziehung zögerlich, schreibt BANKMAGAZIN-Autorin Anja Kühner im Beitrag "Revolution im Hintergrund" (Ausgabe 11/2017, Seite 15). Auch Technologien zur besseren Nutzung ihrer Kundendaten, wie etwa Künstliche Intelligenz (KI), wenden sie derzeit noch nicht großflächig an. "In den USA zog die Nachfrage nach KI-Methoden in Banken vor drei bis vier Jahren an und in Großbritannien vor zwei Jahren. Nun boomt das Thema in Deutschland“, zitiert die Autorin André Burger, Leiter des Deutschlandgeschäfts der Beratungsgesellschaft Synpulse. Deutsche Banken stiegen sehr überlegt und geordnet in das Thema ein, so Burger.