Geoparks haben sich in den letzten 30 Jahren – weltweit und in Deutschland – als neue und besondere Kategorie von Großschutzgebiet etabliert. Ohne Verankerung in der Naturschutzgesetzgebung sind die bestehenden Geoparks – bottom-up – als Projekte einzelner regionaler Initiativen entstanden, haben sich in internationalen Netzwerken organisiert und werden seit 2015 als Teil eines UNESCO-Programms geführt. Mit ihren spezifischen Aufgaben (Vermittlung der Geowissenschaften in die Öffentlichkeit, Geotopschutz, Regionalentwicklung durch Geotourismus) bilden sie ein interessantes Arbeitsfeld für integratives raumbezogenes Arbeiten. Aus einer Basisbewegung entstanden, weisen Geoparks unterschiedliche Organisationsformen auf; auch geht ihre räumliche Verteilung auf die Zufälligkeit regionaler Einzelentscheidungen zurück und nicht auf eine übergeordnete Planung. Für die Anerkennung von Geoparks gelten Zertifizierungsrichtlinien, was zur Qualitätssicherung beiträgt. Hinsichtlich ihrer regionalwirtschaftlichen Wirkung besteht ebenso Forschungsbedarf wie zu Produktion und Rezeption geodidaktischer Materialien in den Geoparks.
Geoparks – der Spezialfall unter den Großschutzgebieten
In den vergangenen 30 Jahren haben sich Geoparks weltweit und auch in Deutschland als eine besondere Kategorie von Großschutzgebieten herausgebildet. Mit ihrer spezifischen thematischen Ausrichtung, ihrer multifunktionalen Aufgabenstellung und ihrer besonderen Entstehungsgeschichte bilden sie gerade für an themen- und disziplinübergreifender raumbezogener Arbeit Interessierte ein lohnendes Handlungs- und Forschungsfeld. Dabei sind Geoparks gerade in Deutschland bisher nur in geringem Umfang Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen; dies wird ihrem facettenreichen inhaltlichen Reichtum und auch dem bestehenden Forschungsbedarf nicht gerecht.
Geoparks sind – anders als die anderen Kategorien der Großschutzgebiete Nationalpark, Naturpark und Biosphärenreservat – nicht im Bundesnaturschutzgesetz und in den entsprechenden Ländergesetzen verankert; damit bilden sie eher eine Kategorie der informellen Planung, auch wenn für sie mittlerweile ebenfalls Regelwerke aufgestellt worden sind. Diese rechtliche Lage hat Vor- und Nachteile. Nachteile entstehen dadurch, dass der Staat keine Verpflichtung hat, Geoparks einzurichten und zu finanzieren, und in Konflikt- und Konkurrenzsituationen werden sich öffentliche Stellen tendenziell auf die Seite der gesetzlich geschützten Institution stellen. Andererseits haben Geoparks keine übergeordnete Behörde, deren Weisungen sie zu befolgen haben, und können hinsichtlich ihrer Organisation und Vorgehensweise unabhängiger agieren. Angesichts der Konkurrenz zwischen Natur- und Geoparken hat sich der Verband Deutscher Naturparke (VDN) für eine Strategie der Einbindung der Geoparks entschieden und lädt seit 2018 die Geoparks in Deutschland zur Mitgliedschaft und zur Mitwirkung im VDN ein (Arbeitsgemeinschaft deutscher Geoparks 2022).
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Wichtiger für die aktuelle Situation der Geoparks in Deutschland erscheint aber gegenwärtig vor allem die Tatsache, dass sie immer noch sehr wenig bekannt sind (Allmrodt 2011; Panek 2018). Ihrer Aufgabe können sie schließlich nur gerecht werden, wenn möglichst viele Menschen ihre Existenz und ihre Angebote kennen und nutzen.
Ziel dieses Beitrags ist es, einen Überblick zur Entstehung und zu den wesentlichen Merkmalen dieser Gebietskategorie zu geben und diese als besonderes und interessantes Aufgabenfeld für die Angewandte Geographie vorzustellen.
Definition und Aufgaben eines Geoparks
Geoparks können in einer ersten Annäherung beschrieben werden als „Naturparke mit geologischem Schwerpunkt“ d. h. Großschutzgebiete, in denen die geologische Ausstattung im Mittelpunkt des Interesses steht. Die UNESCO definiert Geoparks als „single, unified geographical areas where sites and landscapes of international geological significance are managed with a holistic concept of protection, education and sustainable development …“ (Deutsche UNESCO-Kommission 2022, o. S.), betont also die Geschlossenheit der Gebietsfläche, die (klein- und großräumlich ausgeprägte) geologische Bedeutung sowie die Aufgaben des (Geoerbe‑)Schutzes, der (geo- bzw. umweltwissenschaftlichen) Bildung und der nachhaltigen Entwicklung.
Grundlage eines Geoparks ist eine besondere Ausprägung der Geologie, entweder durch besondere (kleinräumige) Geotope (Aufschlüsse, Felsen, Höhlen, Fossilfundstätten, Mineralvorkommen, Geländeformen) oder durch die geologische bzw. physisch-geographische Besonderheit der großräumlichen Erscheinung, d. h. im Wesentlichen der Geomorphologie (Richtlinien 2018). Viele Geoparks haben Alleinstellungsmerkmale, die sie als Naturräume unterscheidbar machen, wie z. B. das Ries mit den die Morphologie beherrschenden Spuren des miozänen Impaktkraters, die beiden Geoparks der Eifel sowie die Geoparks Vogelsberg und Porphyrland mit einem Schwerpunkt im Vulkanismus, die Schwäbische Alb als Kalk- und Karstregion oder der Muskauer Faltenbogen als besondere glazialmorphologische Prägung. Andere Geoparks punkten dagegen eher mit ihrer Geodiversität, mit der stark ausgeprägten geologischen Vielfalt hinsichtlich der Gesteinsklassen und der im Geopark vertretenen Phasen der Erdgeschichte (wie z. B. Westerwald-Lahn-Taunus, GrenzWelten, Bergstraße-Odenwald oder Sachsens Mitte).
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Wesentliche Aufgabe in den Geoparks ist die Vermittlung des Wissens über die regionale Geologie an die BesucherInnen, aber auch an die BewohnerInnen. Dies geschieht durch Infozentren, Installationen im Gelände (Schautafeln, Abb. 1), Publikationen in Print und online sowie Veranstaltungen (geführte Touren, Vorträge, Workshops etc., Abb. 2). Diese Schlüsselaufgabe der Geoparks gewinnt ihre Bedeutung – und ihre Herausforderung – vor allem auch aus der Beobachtung, dass Geologie im heutigen Bildungskanon kaum mehr vorkommt, kaum in der Schule (DGGV 2022), wenig in den Medien. Dieser Umstand erschwert den AkteurInnen in den Geoparks, den NutzerInnen Wissenselemente aus der Geologie und ihren Nachbardisziplinen zu kommunizieren; das Vorwissen in diesem Themenbereich ist in der Regel – außer bei den wenigen speziell Interessierten – gering.
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Von den Geoparks wird erwartet, dass sie sich auch um das ihnen anvertraute und von ihnen inwertgesetzte geologische Erbe kümmern, d. h. dass sie dieses schützen und pflegen. Diese Aufgabe wird unter dem Begriff Geotopschutz- und -pflege zusammengefasst. Dazu gehört, dass für das Gebiet des Geoparks ein Geotopinventar geführt wird, in dem auch der Zustand der Geotope dokumentiert wird; dabei arbeiten die Geoparks in der Regel mit den Geologischen Landesämtern und den Naturschutzbehörden zusammen. Konkreter und im Gelände bedeutet Geotoppflege vor allem, dass Aufschlüsse regelmäßig von Aufwuchs freigemacht werden, damit sie sichtbar bleiben; dabei entstehen gelegentlich auch Konflikte mit dem Naturschutz der belebten Natur (Staatliche Geologische Dienste der Länder 2018, S. 14). Einzelne besondere Geotope sind darüber hinaus angesichts starker Betretung oder auch durch Absammeln von Fossilien und Mineralen in ihrer Existenz bedroht – bzw. ist zumindest ihr aktueller bewahrenswerter Zustand gefährdet. In diesen Fällen müssen dann Maßnahmen der Besucherlenkung bzw. Betretungsverbote ansetzen. In der internationalen Diskussion wird als Beispiel für Gefährdung durch Übernutzung häufig das Geotop Horn Park Quarry bei Beaminster in Dorset, England, angeführt, ein Mitteljura-(Aalenium‑)Aufschluss mit außergewöhnlich reicher Ammonitenfauna, der durch die Sammeltätigkeit vom vollständigen Verlust bedroht war und deshalb gesperrt wurde (Crofts et al. 2020, S. 68). Über Gefährdungen an Karst- und Tuffgeotopen der Schwäbischen Alb insbesondere durch große Besucherströme während der Coronapandemie im Jahr 2020 berichtet Heidi Elisabeth Megerle (2021).
Ein weiteres Ziel der Geoparks ist es, durch Stärkung des Tourismus und weitere Maßnahmen (wie etwa der Vermarktung vor Ort hergestellter Produkte) regionale Wirtschaftsförderung zu betreiben. In diesem Zusammenhang wird auch von „Geotourismus“ gesprochen. Geotourismus ist auf der Angebotsseite gut zu beschreiben als die Zusammenfassung der geowissenschaftlich interessanten Sehenswürdigkeiten und Reiseziele einschließlich der Einrichtungen zu ihrer Präsentation (Routen, Pfade, Tafeln, Informationsstellen etc.). Auf der Nachfrageseite ist es schon schwieriger, „GeotouristInnen“ auszumachen (Ellger 2021). Sicherlich gibt es eine bestimmte TouristInnengruppe, die mit geologischem Vorwissen ausgestattet dezidiert geologische oder geomorphologische Phänomene aufsucht oder nach Mineralen und Fossilien sucht. Aber auch detailliertere Studien zu geotouristischen NachfragerInnen enden letztlich in der Beobachtung, dass sich der Großteil der BesucherInnen von Geoparks hinsichtlich der Motive bei der Auswahl der Tourismusziele und -aktivitäten nicht vom Grundtypus der Wander- und NaturtouristIn unterscheidet (Prendivoj 2018).
Eingebettet in die seit mehr als 4 Jahrzehnten laufende Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskussion werden Geoparks schließlich, wie die übrigen Großschutzgebiete der Naturschutzgesetzgebung auch, verstanden als Instrumente der Förderung von Nachhaltigkeit sowie der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dies geschieht vor allem dadurch, dass Verbindungen zwischen Geoerbeschutz und Naturschutz aufgezeigt werden und umweltgerechte, d. h. ressourcensparende, emissions- und abfallarme Organisationsformen und Tourismusaktivitäten auf den Weg gebracht werden. Gerade bei den UNESCO Global Geoparks fordern UNESCO, Nationalkomitee für UNESCO Global Geoparks in Deutschland sowie die die Geoparks betreuende Deutsche UNESCO-Kommission massiv Initiativen zur Umsetzung der Agenda 2030 (Deutsche UNESCO-Kommission 2022).
Zur Entstehung der Geoparks
Die Idee, Geoparks aufzustellen und auszuweisen, d. h. Gebiete mit einer Größe von zwischen ca. 500 und 5000 km2, die sich vorrangig der Präsentation ihres geologischen Erbes widmen, entstand in den 1990er-Jahren an verschiedenen Orten der Welt, darunter auch in Deutschland. Historisch zu verstehen sind sie dabei unter anderem auch als räumliche Ausweitung der bereits zuvor – seit den 1970er-Jahren – eingerichteten geologischen Lehrpfade (u. a. Tännesberg 1972, Landkreis Neustadt an der Waldnaab; Kirnbachtal 1977, Landkreis Tübingen; Hesselberg 1970er-Jahre, Landkreis Ansbach; Geopfad Hillesheim 1986, Landkreis Vulkaneifel). Vor allem in der westlichen Eifel setzte sich der Gedanke durch, dass zur Präsentation des geologischen Erbes ein Geopfad nicht ausreiche, stattdessen ein flächenhaft ausgedehntes Aktionsgebiet entwickelt werden müsse. So entstand bereits Anfang der 1990er-Jahre der „Geo-Park“ in der Verbandsgemeinde Gerolstein (Frey 1993).
In den 1980er-Jahren entwickelte sich darüber hinaus aus der Beschäftigung von Geowissenschaftlern mit Naturschutz in verschiedenen Teilen der Welt die Vorstellung, dass nicht nur die belebte Natur der Pflege und des Schutzes bedürfe, sondern auch der unbelebte, geologische Teil der Natur, vor allem hinsichtlich der besonders charakteristischen, einzigartigen und seltenen Ausprägungen der Geologie an der Erdoberfläche. Dafür wurde der Begriff „geologisches Erbe“ geprägt (englisch „geoheritage“, französisch „patrimoine géologique“), für dessen Schutz wird der englische Begriff „geoconservation“ verwendet (Gray 2019). Die Geopark-Idee ist darüber hinaus auch beeinflusst und gefördert worden von den Initiativen der 1980er-Jahre, die mit dem Instrument eines umweltgerechten, „sanften“ Tourismus „endogene“ oder „eigenständige“ Regionalentwicklung befördern wollten (Hahne 1985).
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Geoparks war die Behandlung der Fragen des geologischen Erbes, seines Schutzes und seiner Nutzung für Zwecke des Tourismus und der Regionalentwicklung durch Geoparks auf dem International Geological Congress (IGC), dem Weltkongress der IUGS (International Union of Geosciences) in Peking 1996 (Du und Girault 2018, S. 6; Eder 2008, S. 150). Dabei wurden Geoparks über die bereits skizzierten Ziele Geoconservation und Regionalentwicklung hinaus auch angesehen als ein Weg, neue Beschäftigungsmöglichkeiten für GeowissenschaftlerInnen zu schaffen. Schon in dieser Phase war die UNESCO an der Konzeption der Geoparks und an der Formulierung von Richtlinien für deren Beurteilung beteiligt, geleitet von dem Interesse, neben den Stätten des Weltkultur- und Weltnaturerbes und dem Programm „Man and Biosphere“ (zu dem die Biosphärenreservate gehören) auch die steinerne unbelebte Natur in einer UNESCO-Initiative zu bearbeiten; darüber hinaus hat die UNESCO stets die Bedeutung der geowissenschaftlichen und umweltbezogenen Bildungsarbeit als Aufgabe der Geoparks betont. Im Jahr 2000 gründeten VertreterInnen von 4 europäischen Geoparks – Réserve Géologique de Haute-Provence (Frankreich), Natural History Museum of Lesvos Petrified Forest (Griechenland), Maestrazgo Cultural Park (Spanien) und Geopark Gerolstein/Vulkaneifel (Deutschland) – das „European Geopark Network“ und verabschiedeten Richtlinien mit den Qualitätskriterien für die Aufnahme weiterer Geoparks in das Netzwerk. Nach dem Vorbild dieses europäischen Verbands wurde 2004 das „Global Network of National Geoparks“ oder kurz „Global Geoparks Network“ (GGN) errichtet (Eder 2008, S. 150).
In Deutschland wurde die Idee der Geoparks in den 1990er-Jahren von verschiedenen Initiativen – z. B. geowissenschaftlich ausgerichteten Regionalvereinen, Umweltbildungseinrichtungen oder auch Naturparken – entdeckt als ein Instrument, ihr jeweiliges Anliegen mit einem stärker geologisch ausgerichteten Profil wirkungsvoll in die Öffentlichkeit zu tragen. Als sich um 2000 eine Reihe von Geopark-Initiativen formierte, wurde deutlich, dass diese nicht alle kurzfristig zu „European Geoparks“ werden könnten. In dieser Situation beschloss 2001 der Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung (BLA-GEO), das höchstrangige Exekutivgremium für Belange der Geologie in Deutschland, ein Programm für Geoparks in Deutschland aufzustellen, um die Bildung von mehr Geoparks zu ermöglichen: die „Nationalen GeoParks“ (Mattig 2006). Vergabekriterien und -richtlinien wurden 2002 erstellt; als Dachorganisation für die Zertifizierung der Geoparks wurde die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung, der Zusammenschluss der geowissenschaftlichen Verbände und Forschungsinstitutionen in Deutschland, eingesetzt und mit der Einsetzung einer Expertengruppe beauftragt. Bereits 2003 wurden die ersten 4 Geoparks als „Nationale GeoParks“ anerkannt. In dieser Anfangszeit liefen die Zertifizierungen durch das European Geopark Network einerseits und die GeoUnion-Expertengruppe andererseits zunächst unverbunden nebeneinander her, bis 2004 eine Vereinbarung des EGN mit der UNESCO, die „Madonie Declaration“, festlegte, dass Geoparks sich bei einer bestehenden nationalen Zertifizierung zuerst bei dieser bewerben müssen, bevor sie die Mitgliedschaft im EGN beantragen können (The Madonie Declaration 2004).
Nach langen Verhandlungen mit der UNESCO gelang es 2015, die Geoparks zu einem UNESCO-Programm zu machen bzw. sie in das bestehende, von UNESCO und IUGS gemeinsam geleitete Programm „International Geoscience Programme“ (IGCP) zu integrieren, das damit zum „International Geoscience and Geoparks Programme“ (IGGP) wurde. Mit dem UNESCO-Beschluss wurden die zu diesem Zeitpunkt bestehenden GGN-Geoparks zu „UNESCO Global Geoparks“ ernannt (Deutsche UNESCO Kommission 2022).
In den gut 20 Jahren seit der Konstituierung der Geopark-Netzwerke und -Zertifizierungsverfahren hat die Zahl der anerkannten Geoparks weltweit und auch in Deutschland kontinuierlich zugenommen. Ende 2021 gab es 169 UNESCO Global Geoparks in 44 Ländern, davon 41 in China, 15 in Spanien, 11 in Italien, 9 in Japan, 8 in Großbritannien und jeweils 7 in Frankreich und Deutschland (Deutsche UNESCO Kommission 2022). Nachdem der Geopark Ries im April 2022 als UNESCO Global Geopark anerkannt wurde, bestehen in Deutschland 8 UNESCO Global Geoparks und weitere 10 Nationale GeoParks.
Zur Organisationsweise der Geoparks in Deutschland
Geoparks sind keine per se staatlichen Einrichtungen und als Folge der wenigen Vorschriften haben sich bei den Geoparks unterschiedliche Organisationsformen herausgebildet. In der Regel sind die Geoparks als Vereine organisiert, in denen Kommunen (Gemeinden oder Landkreise) oder kommunale Körperschaften die wesentlichen Träger darstellen. Viele Geoparks sind administrativ an die Verwaltungen von Landkreisen angebunden, entweder als Teil der Behörde oder aber als Tochtergesellschaft. Finanziert werden sie vor allem durch Budgetmittel der Landkreise und Umlagen der Mitgliedsgemeinden. Darüber hinaus haben in jüngster Zeit einzelne Bundesländer ihre Geoparks mit Fördermitteln unterstützt. Geoparks müssen dabei ihre Aufgaben mit minimalen Mitteln erfüllen (Panek 2018). Die Finanzierung von Maßnahmen geschieht sehr häufig über LEADER-Mittel, dann im Zusammenwirken mit dem jeweiligen LEADER-Regionalmanagement, das Gelder bereitzustellen in der Lage ist, während die Geoparks die inhaltliche Ausgestaltung beisteuern.
Zertifizierung auf 2 Ebenen: weltweit und national
Von Anfang an zeichnete sich die Geopark-Bewegung dadurch aus, dass sie als Bedingung für die Mitgliedschaft in einem der Geopark-Netzwerke eine Zertifizierung vorsah. Heute werden UNESCO Global Geoparks im Rahmen des International Geoscience and Geoparks Programme (IGGP) vom UNESCO Global Geoparks Council (unter Mitwirkung der IUGS, der International Union of Geological Sciences) begutachtet, der seine Vorschläge an den UNESCO-Exekutivrat zur Entscheidung weiterleitet. In Deutschland ist diesem Prozess noch eine Begutachtung durch das vom Auswärtigen Amt eingesetzte Deutsche Nationalkomitee für UNESCO Global Geoparks vorgeschaltet, das administrativ von der Deutschen UNESCO-Kommission betreut wird. In einer der Zertifizierung vergleichbaren Evaluierung werden die UNESCO Global Geoparks alle 4 Jahre daraufhin überprüft, ob sie die Kriterien für die Zertifizierung noch erfüllen und in ihrer Entwicklung Fortschritte gemacht haben (Deutsche UNESCO-Kommission 2022). In ähnlicher Weise vergibt die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung das Gütesiegel „Nationaler GeoParks“; sie hat dafür die Zertifizierungskommission Nationale GeoParks eingerichtet. Nationale GeoParks werden alle 5 Jahre durch eine Evaluierung überprüft.
Die Zertifizierung als formale Hürde zur Anerkennung eines Geoparks hat sich insgesamt als sehr vorteilhaft erwiesen. Zum einen dient sie der Qualitätssicherung (Panek 2018). Darüber hinaus helfen diese turnusmäßigen Überprüfungen den Geoparks, ihre Trägereinrichtungen, Geldgeber und Netzwerkpartner an deren Aufgaben (z. B. Finanzierung, Aktivitäten) zu erinnern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass mittlerweile andere Arten von Großschutzgebieten, die als Ausweisungen nach Naturschutzrecht nicht einem derartigen Bewertungsprozess unterliegen, ähnliche Zertifizierungsverfahren aufgelegt haben. So vergibt der Verband deutscher Naturparke e. V. (VDN) seit 2006 im Rahmen der Qualitätsoffensive Naturparke den Titel „Qualitätsnaturpark“ nach Evaluierung (Verband Deutscher Naturparke 2022).
Eine ähnliche zweistufige Organisation der Zertifizierung wie in Deutschland gibt es auch in einigen anderen Ländern, darunter in Japan, China, Taiwan und Tschechien. Vorteile dieser Regelung sind, dass es auf diese Weise mehr zertifizierte Geoparks geben kann und dass Geoparks sich auf nationaler Ebene testen und bewähren können, bevor sie ihren Aufnahmeantrag an die UNESCO richten.
Die räumliche Verteilung der Geoparks in Deutschland
Deutschland weist insgesamt eine sehr hohe Geodiversität auf; viele der weltweit vorkommenden geologischen Formationen und Gesteine sind auch in Deutschland anzutreffen. Dies liegt vor allem am Aufbau der geologisch vielgestaltigen Mittelgebirge. Aus diesem Grund sind im Bereich der – bereits variskisch angelegten – Mittelgebirgsschwelle auch die meisten Geoparks zu finden (Abb. 3). Nur der Geopark Muskauer Faltenbogen und eine Reihe von Geoparks ohne Zertifizierung liegen im Norddeutschen Tiefland und thematisieren vor allem die Glazialmorphologie. Die Geoparks Schwäbische Alb und Ries gehören zum Südwestdeutschen Schichtstufenland.
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Die Verteilung der Geoparks erweist sich als das Resultat der Entstehung der Geoparks als regionalen Initiativen und nicht als das Ergebnis eines planerischen (Top-down‑)Geoparkkonzepts für Deutschland. Letzteres würde mit einer deutlich anderen Zielsetzung vorgehen und sicherlich jeweils mindestens einen Küsten- und einen Hochgebirgsgeopark ausweisen. Aber zum einen widerspräche dies dem Bottom-up-Grundprinzip der Geopark-Bewegung, zum anderen sind attraktive Räume in diesen Räumen bereits mit Nationalparks besetzt (Wattenmeer-Nationalparks der Nordsee, Vorpommersche Boddenlandschaft und Jasmund an der Ostsee; Berchtesgaden in den Alpen).
Dabei verläuft die Entwicklung der Zertifizierung von Geoparks in Deutschland sehr dynamisch. In 20 Jahren sind 19 Geoparks zertifiziert worden (zwei davon – Mecklenburgische Eiszeitlandschaft und Eiszeitland am Oderrand – haben die Zertifizierung wieder verloren; der ursprünglich zertifizierte Geopark Vulkanland Eifel wurde aufgeteilt in die Geoparks Vulkaneifel und Laacher See). Und auch aktuell hält die Rate von einer Neuzertifizierung pro Jahr an (Schieferland 2019, Vulkanregion Vogelsberg 2020 und Sachsens Mitte 2021), weitere Geopark-Initiativen sind dem Weg zur Anerkennung (Emsland, Vogtland, Saale-Unstrut-Triasland).
Tourismusförderung durch Geoparks?
Welchen Beitrag die Geoparks für die touristische Nutzung und damit für die geotouristische Regionalentwicklung in ihren Regionen tatsächlich leisten, ist schwer abzuschätzen. Klassische Ausflugs‑, Naherholungs- und Tourismusräume (wie Schwäbische Alb, Eifel, Vogelsberg, Harz) haben durch die Geopark-Entwicklung eventuell den Gästestrom stabilisieren oder sogar stärken können bzw. in anderen Fällen (Harz) auch den Rückgang eindämmen können. Auch sind durch die Geoparks auch eventuell neue Destinationsräume hinzugekommen (z. B. Muskauer Faltenbogen). Es erscheint plausibel, dass das Etikett „Geopark“ touristischen Zielräumen zu einer Profilierung verhelfen kann, die sie ohne dieses nicht hätten. Die Wirkungsforschung dazu ist jedoch schwierig und bisher auch nur in wenigen Projekten unternommen worden. Härtling und Meier haben 2007 Touristen an 9 Standorten im Geopark TERRA.vita gezählt und hinsichtlich ihrer Ausgaben befragt; auf der Basis der Befragungsergebnisse schätzen sie einen wirtschaftlichen Effekt des Geoparks für eine Sommersaison in dem untersuchten Teilbereich von 10,7 Mio. € und zusätzliche direkte und indirekte Effekte von 6 Mio. €, weisen dabei jedoch darauf hin, dass direkte Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen der Existenz und dem Wirken des Geoparks und den erhobenen Umsätzen nicht belegt werden können (Härtling und Meier 2010, S. 37). Hier besteht Forschungsbedarf.
Ausblick: Geoparks als Chance und Aufgabe für die Geographie
In den vergangenen 30 Jahren haben sich in Deutschland wie auch weltweit Geoparks als räumliche abgegrenzte Einrichtungen für den Schutz des geologischen Erbes, für die Vermittlung geowissenschaftlichen Wissens in die Gesellschaft und für eine nachhaltige Regionalentwicklung etabliert. Sie sind mit dieser Aufgabenstellung auch ein Instrument für die Kommunikation geographischer Themen in die Öffentlichkeit. Über die Vermittlung von Inhalten aus Geomorphologie, Hydrologie, Vegetationsgeographie, aber auch (in der Ansprache von Rohstoffvorkommen und -nutzung) aus der Wirtschaftsgeographie kann die Arbeit der Geoparks dazu beitragen, dass nicht nur die Bedeutung der Geologie sondern auch die der Geographie in der Gesellschaft stärker wahrgenommen wird. Darüber hinaus haben sich die Geoparks zu einem Arbeitsfeld für AbsolventInnen der Geographie entwickelt; in rund der Hälfte der deutschen Geoparks sind GeographInnen beschäftigt.
Dabei ist der Bekanntheitsgrad dieser Raumkategorie generell wie auch der einzelnen Geoparks noch gering. Mehr Geoparks in mehr Teilräumen Deutschlands werden in naher Zukunft diese Situation verbessern, doch gilt es parallel dazu auch über die Vereinigungen der Geographie und ihrer geowissenschaftlichen Nachbarfächer die Geoparks noch stärker bekannt zu machen.
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