2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Demokratie im Angesicht ihrer Bedrohungen
verfasst von : PD Dr. André Brodocz, Prof. Dr. Marcus Llanque, PD Dr. Gary S. Schaal
Erschienen in: Bedrohungen der Demokratie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die theoretische und empirische Analyse der normativen Begründungen, institutionellen Arrangements, sozio-kulturellen Grundlagen und funktionalen Leistungen von Demokratien gehört zum Kernbestand der Politikwissenschaft. Obwohl die Bedeutung dieser Analysen für das sich selbst als „Demokratiewissenschaft“ (
Buchstein 1992
) verstehende Fach nie ernsthaft in Frage gestellt wurde, ergab sich durch den Zusammenbruch der realsozialistischen Staaten für eine kurze Zeit ein retardierendes Moment. Es schien, als ob das Ende der Geschichte (
Fukuyama 1992
) auch die Fragwürdigkeit der Demokratie in Frage stellen würde. Inzwischen ist die demokratietheoretische Diskussion jedoch weitaus intensiver als vor dem Zusammenbruch der osteuropäischen Staaten, und dies nicht nur in der Politikwissenschaft, sondern auch in der Philosophie, der Rechtswissenschaft und der Soziologie. Die Gründe hierfür sind vielfältig. In
theoretischer
Hinsicht erschien beispielsweise eine Revitalisierung des Diskurses über die normativen Begründungen von Demokratie — und zwar sowohl hinsichtlich ihrer demokratischen als auch ihrer außerdemokratischen Bezugspunkte — als dringend, weil die politischen Systeme des Westens in Folge des Wegfalls der Systemkonkurrenz ihre Legitimation und Normativität fortan nur noch aus sich selbst heraus schöpfen würden. Der akademische Diskurs erfolgte jedoch zu einer Zeit, in der die Gewissheit über die normativen Grundlagen der Demokratie westlichen Typus brüchig geworden war. Während Robert Dahl (1989) noch ohne Zweifel davon ausging, dass Demokratie im Rückgriff auf das Ideal intrinsischer Gleichheit normativ zu begründen ist, argumentiert etwa Judith Shklar (1989), dass der Liberalismus — und damit in der Konsequenz auch das westliche Modell liberaler Demokratie — nicht mehr im Rekurs auf positive Ideale zu begründen sei.