2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Demokratie in Deutschland von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Revolution von 1848
verfasst von : Richard Saage
Erschienen in: Demokratietheorien
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Bisher haben wir die Entwicklung der Demokratietheorie am Beispiel von Ländern mit einer erfolgreichen demokratischen Tradition diskutiert: die Vereinigten Staaten von Amerika, England und Frankreich. Wie entwickelte sich die Demokratie auf einem Territorium, das sich politisch und wirtschaftlich so gravierend von den großen Nationalstaaten unterschied, wie dies im Deutschen Reich nach der Französischen Revolution der Fall gewesen ist? Wie wurde der demokratische Gedanke in einer in über 300 souveräne Einzelstaaten zerfallenden „Nation“ rezipiert, deren obrigkeitsstaatliche Tradition selbst die napoleonischen Kriege überdauern sollte? 1802 legte Hegel eine illusionslose Analyse des Verfassungszustandes des Deutschen Reiches vor. „Deutschland ist kein Staat mehr“, eröffnete er apodiktisch seine Schrift. „Sollte Deutschland ein Staat sein, so könnte man diesen Zustand der Auflösung des Staates nicht anders als (…) Anarchie nennen, wenn nicht die Teile sich wieder zu Staaten konstituiert hätten, denen weniger ein noch bestehendes als vielmehr die Erinnerung eines ehemaligen Bandes noch einen Schein von Vereinigung läßt“.
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Und zusammenfassend kam er zu dem Schluss: „Das deutsche Staatsgebäude ist nichts anderes als die Summe der Rechte, welche die einzelnen Teile dem Ganzen entzogen haben, und diese Gerechtigkeit, die sorgsam darüber wacht, daß dem Staat keine Gewalt übrig bleibt, ist das Wesen der Verfassung“.
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