1994 | OriginalPaper | Buchkapitel
Den Geist konstruieren vs. das Gehirn modellieren: Die KI kehrt zu einem Scheideweg zurück
Perspektiven und Grenzen der Künstlichen Intelligenz aus philosophischer Sicht
verfasst von : Hubert Dreyfus
Erschienen in: Die maschinelle Kunst des Denkens
Verlag: Vieweg+Teubner Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
In den frühen fünfziger Jahren, als die ersten Computer aufkamen, begann einigen vorausschauenden Denkern klar zu werden, daß digitale Computer mehr können, als nur Zahlen zusammenzurechnen. Zu diesem Zeitpunkt entstanden zwei einander entgegengesetzte Visionen, was ein Computer sein könnte, jede mit einem ihr verbundenen Forschungsprogramm und jede um Anerkennung ringend. Das eine betrachtete den Computer als ein System für die Manipulation mentaler Symbole, das andere als ein Medium für die Modellierung des Gehirns. Das eine wollte Computer verwenden, um eine formale Repräsentation der Welt zu erreichen; das andere, um Interaktionen von Neuronen zu simulieren. Das eine nahm ›Problemlösung‹ als sein Paradigma für Intelligenz, das andere ›Lernen‹. Das eine machte sich die Gesetze der Logik zunutze, das andere Statistik. Die eine Schule war der rationalistischen und reduktionistischen philosophischen Tradition verpflichtet, die andere betrachtete sich selbst als idealisierende, holistische Neurophysiologie.