2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
„Denn Armut ist ein Glanz aus Innen...“ Armut und Kunst
verfasst von : Rainer Homann
Erschienen in: Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Die Prüfung, ob eine Kunstdarstellung richtig, schlüssig, einleuchtend, o.ä. sei, ist hier nicht das Thema; ob sie die richtige Partei beim Kampf gegen die Armut ergriffen hätte, ebenso wenig. Beides wäre auch inadäquat, denn wenn jemand ein kunstvolles Produkt erschafft, das eine sinnlich erfahrbare Objektivierung seiner Vorstellungen über ein faktisches Phänomen wie die Armut zeigt, kann die passende Kategorie der Rezeption dieses Kunstwerkes nur das Gefallen des Rezipienten sein. Dass die künstlerischen Betrachtungen der Armut Gültigkeit beanspruchen, lässt oft übersehen, wie der Künstler mit seinem Gegenstand verfahren ist. Im Kunstwerk schlagen sich Ansichten der Künstler über die Armut nieder, die jedoch als sinnliche Erscheinungen mehr dem Gefühl und weniger der Urteilskraft des Rezipienten anheim gestellt sind. Dass sich dessen gefühltes Gefallen wiederum nicht urteilslos auf das Kunstwerk bezieht, sondern im Kunstwerk existente Urteile als die seinen wiederoder auch anerkennt, soll samt einer kurzen Darstellung von Struktur und Inhalt eben dieser Urteile aufgezeigt werden. Dabei werden Beispiele aus verschiedenen Kunstformen hinzugezogen, denn es geht hier nicht um eine stringente „Kunstgeschichte der Armutsdarstellungen“, sondern darum, was den Kunstgegenstand Armut ausmacht. Dass Künstler reale Armut gewissermaßen als ästhetischen Gegenstand transformieren, beweist die eines ästhetizistischen Zynismus eigentlich unverdächtige
Käthe Kollwitz
(1867–1945), wenn sie schreibt:
„Daß eigentliche Motiv aber, warum ich von jetzt an zur Darstellung fast nur das Arbeiterleben wählte, war, weil die aus dieser Sphäre gewählten Motive mir einfach und bedingungslos das gaben, was ich als schön empfand.“ (Kollwitz 1983: 268)