Negative Affekte sind eine Herausforderung in einem Coaching-Prozess. Nicht nur beim Klienten, sondern auch beim Coach können sich unangenehme Affekte wie Ärger, Hilflosigkeit oder Neid einstellen. Eine psychodynamische Betrachtung kann einem Coach helfen, eigene Affektreaktionen und deren Entstehung in der Übertragungsdynamik nachzuvollziehen und sie angemessen zu regulieren. So müssen negative Affekte weder ignoriert noch ausagiert werden. Davon können der Coaching-Prozess und die empathische Beziehung zwischen Coach und Klient, sowie die berufliche Entwicklung des Coachs profitieren.
Die Zeitschrift OSC ist ein internationales Diskussionsforum für eine qualifizierte Beratungspraxis. OSC widmet sich Innovationen in der Organisationsberatung, in der Supervision und im Coaching.
Zur besseren Lesbarkeit werden im Folgenden „Coach“ und „Klient“ jeweils für alle Geschlechter verwendet. Wenn konkret Männer oder Frauen gemeint sind, wird dies aus dem Kontext ersichtlich.
Der Begriff „Affekt“ wird hier im Sinne der Verwendung des englischen Wortes affect gewählt; damit wird das subjektive Erleben einer emotionalen Episode in den Fokus genommen.
Mit inneren Konflikten werden innerpsychische Auseinandersetzungen zwischen widersprüchlichen Bedürfnissen beschrieben, wie z. B. zwischen dem Bedürfnis, versorgt zu werden, und dem Bedürfnis, autark zu sein (ausführlicher siehe z. B. Kretschmar und Hamburger 2019).
Übertragungsprozesse im Coaching wurden bereits mehrfach ausführlich beschrieben (Kretschmar und Hamburger 2019; Schreyögg 2018; Kets de Vries et al. 2015).