Ein Markt besteht aus Angebot und Nachfrage. Das klingt schlicht, bedarf aber auf dem E-Health-Markt besonderer Klärung. Aufmerksamkeit, Zugang und Produkte sind in der Regel frei wählbar und verfügbar. Für viele Märkte, wie beispielsweise für den Konsumgütermarkt oder für den Markt der analogen und digitalen Massenmedien, ist dies selbstverständlich. Für das Gesundheitssystem in Deutschland ist es dies nicht, es ist im Vergleich auf Basis des Sozialgesetzbuches stark reguliert. Man spricht hier auch vom ersten, regulierten (Verordner-)Gesundheitsmarkt und vom zweiten Gesundheitsmarkt (frei käufliche Medikamente und Gesundheitsprodukte). Betrachten wir also Webseiten und Apps, welche für Bürger und Patienten gedacht sind und welche diagnostizieren und therapieren können, kommt relativ schnell das erste Dilemma zutage: Passen diese Märkte und Systeme überhaupt stimmig zusammen oder wird es im Zuge der Digitalisierungsdynamiken bald Reibungen und Disruptionen geben (Schachinger, 2014)
Der Gegenstandsbereich dieses Beitrags ist der E-Health-Markt, sprich der Markt, der web oder appbasierte Gesundheits- und Therapieanwendungen für Bürger und Patienten anbietet, welche diese in der Regel auf ihren internetfähigen Consumer-Electronics-Geräten verwenden (Diese sind i. d. R.: PC, Laptop, Tablet, Smartphone sowie Wearables/Tracker bis hin zu VR-Brillen. Der Markt der Consumer Electronics, auch als Informations- und Kommunikationstechnologien bezeichnet, wird global und national relativ genau analysiert, siehe exemplarisch: itu.int, ec.europa.eu/eurostat sowie eito.com). Im Fokus dieses Beitrags steht die Zielgruppe dieses Marktes: der Bürger und Patient.
Im ersten Teil wird stark verdichtet die Marktentwicklung der letzten 20 Jahre dargestellt, die Entstehung neuer E-Health-Anwendungen und ihrer Ökosysteme im Markt. Im zweiten Teil werden abschließend die Anwendungsfelder der neuen E-Health-Lösungen und die damit verbunden neu entstehenden digitalen Versorgungsszenarien für Nutzer und Patienten analysiert. Die Zielgruppe und ihre Entwicklung wird mit veranschaulichenden Kennzahlen umrissen und die Essenz daraus beschrieben.
Das Ziel dieses Beitrags besteht in einer verdichteten Darstellung des E-Health-Marktes primär aus der Nutzerperspektive, um die Herausforderungen der nahen Zukunft für Entscheider im Digital-Health-Segment zu umreißen. Patientenzentrierung ist im E-Health-Markt kein Agendapunkt der Politik oder Kommunikation, sondern die entscheidende Voraussetzung für Adaptation und Nutzennachweis überhaupt. Die freie Marktwirtschaft weiß das, die Selbstverwaltung des Gesundheitssystems in Deutschland erfahrungsgemäß noch nicht ausreichend.
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Die hier erwähnten Beispiellösungen sind ab.coach (CH) sowie caspar-health.de; die Nutzungszahlen der Online-Arztsprechstunde beziehen sich auf den EPatient Survey Q1 2021 – dieser wird noch weiter unten erörtert.
Siehe exempl. Datenquellen aus klass. Markt-Media-Studien, wie Allensbacher Computer- und Technikanalyse (ACTA) 2009, Typologie der Wünsche 2010, Verbraucheranalyse (VA) 2009; alle beziehen sich auf die deutsche Bevölkerung ab 14 Jahren als Grundgesamtheit.
TAZ Artikel vom 29.07.2021: „25 Jahre digital. 1996 feierte der erste TV-Sender im Netz Premiere: DF 1. Der Filmhändler Leo Kirch erkannte schon früh das Potential des Digitalen.“ Online unter: taz.de/Hommage-an-Medienunternehmer-Leo-Kirch/!5790208/.
Siehe exempl: Die Integration von Versandapotheken-, Labor- und Telemedizinanbietern am Beispiel der Zur Rose Group (mit DocMorris N.V. und Teleclinic GmbH), vom Medikamentengroßhändler (Phoenix Pharma SE) und Softwareanbieter für Leistungserbringer (Noventi SE) mit dem Projekt gesund.de oder dem Schweizer Marktführer für Telemedizin Medgate AG und seinem Launch in Deutschland.
Zum ländlichen Ärztemangel siehe exempl.: Robert Koch Institut: Gesundheit in Deutschland 2015. Abschn. 9.4.1 Ärztemangel in ländlichen Regionen, S. 447, online unter: gbe-bund.de/pdf/gesber2015.pdf, zum Rückgang der Apotheken: Pressemitteilung der ABDA vom 5.2.2021: Zahl der Apotheken sinkt auf 18.753, online unter: abda.de/aktuelles-und-presse/pressemitteilungen/detail/zahl-der-apotheken-sinkt-auf-18753/.
Zum ländlichen Ärztemangel siehe exempl.: Robert Koch Institut: Gesundheit in Deutschland 2015. Abschn. 9.4.1 Ärztemangel in ländlichen Regionen, S. 447, online unter: gbe-bund.de/pdf/gesber2015.pdf, zum Rückgang der Apotheken: Pressemitteilung der ABDA vom 5.2.2021: Zahl der Apotheken sinkt auf 18.753, online unter: abda.de/aktuelles-und-presse/pressemitteilungen/detail/zahl-der-apotheken-sinkt-auf-18753/.
Lock-in-Effekte – im Zusammenhang mit den Netzwerkeffekten – verstanden als die Trägheit und zu investierenden Aufwände eines Nutzers, welcher sich schon in und mit einem bestimmten Plattformstandard befindet und gewöhnt hat, zu einem anderen Standard zu wechseln (Beispiel: Der Wechsel vom Computerbetriebssystem Windows zu macOS von Apple).
Reichweitenzahlen von doctolib 2021 aus: similarweb.com. Auch jameda.de der Hubert Burda Media ist ein führender Anbieter von Terminvereinbarungen mit ca. 8,5 Mio. Besuchen/Monat.