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1996 | Buch | 2. Auflage

Der effiziente Staat — Fiktion oder Vision?

Unternehmerische Ideen für Lebensqualität und Wohlstand

verfasst von: Prof. Dr. Friedrich Reutner

Verlag: Gabler Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Lebensqualität als Ziel der Wirtschaftspolitik
Zusammenfassung
Wer Entwicklungsländer bereist und das Schicksal vieler Menschen dort näher kennenlernt, kann um so mehr ermessen, was es heißt, wenn keine funktionierende Wirtschaft existiert. Über einer Milliarde Menschen steht täglich weniger als ein Dollar Einkommen zur Verfügung. Tiefe Armut ist neben Krankheit eines der bittersten Schicksale, ganz besonders aber, wenn man die eigene Chancenlosigkeit erkennt. Armut ist die Ursache für Unterernährung, Krankheit, mangelnde Schulausbildung, rasches Bevölkerungswachstum, Umweltzerstörung, Konflikte und Völkerwanderung. Es liegt also im Interesse aller Staaten, eine funktionierende Wirtschaft zu entwickeln.
Friedrich Reutner
2. Tiefe Krisen, schwache Aufschwünge
Zusammenfassung
Zahlreiche betriebswirtschaftliche Analysen haben bewiesen, daß und warum es in jeder Branche gute und schlechte Unternehmen gibt. Die einen verlieren im gleichen Markt immer mehr Marktanteile und Arbeitsplätze, andere halten die Zahl ihrer Mitarbeiter etwa auf gleichem Niveau, und in einer dritten Gruppe entstehen von Jahr zu Jahr mehr Arbeitsplätze.
Friedrich Reutner
3. Strukturkrisen: Entwicklung und Ursachen
Zusammenfassung
Sowohl eine Wende zum Positiven als auch eine zum Negativen zeigt sich erst mit großer Zeitverzögerung in den Zahlen. Das heißt: Wer die Zusammenhänge nicht kennt, sieht die kommenden Probleme nicht oder beendet seine Verbesserungsmaßnahmen, bevor sie wirken. Schließlich reagiert auch die Industrie meist nicht unmittelbar auf Belastungen und Verluste mit Schließungen und Verlagerungen, soweit sie diese durch Erfolge in anderen Gebieten kompensieren kann. Normalerweise wird über Jahre und Jahrzehnte versucht, Verlustabteilungen zu retten, da Schließungen und Verlagerungen mit einem hohen Aufwand verbunden sind. Man hofft immer wieder, doch noch Erfolge zu erzielen. Erst mit großer Zeitverzögerung kommt es zu einer schwer zu bremsenden negativen Dynamik der Investitions-, Arbeitsplatz- und Know-how-Verlagerung.
Friedrich Reutner
4. Die Qualität der Führung entscheidet langfristig über Erfolg oder Mißerfolg
Zusammenfassung
Die Qualität der Mitarbeiter ist langfristig bei weitem nicht allein dafür entscheidend, was diese leisten, sondern primär sind es die Organisation, die Leistungskultur und die Kontinuität. Die betriebliche Praxis und Untersuchungen beweisen, daß Manager mit mittelmäßigen Voraussetzungen durch sie zu hohen Leistungen motiviert werden. Eine administrierte Kultur hingegen treibt selbst Spitzenkräfte durch einen Leidensweg zur „inneren Kündigung“ und zu schlechter Leistung. Auch der große Leistungsunterschied von ähnlich intelligenten Menschen in marktwirtschaftlichen beziehungsweise zwangswirtschaftlichen Systemen liefert deutliche Beweise. Die Erfolgsfaktoren bestimmt letztlich die obere Führung, soweit diese freie Hand zur Konzipierung und Umsetzung hat. Das Strategic Planning Institute, Cambridge, kommt in seiner umfassenden Untersuchung15 zu dem Ergebnis, daß sich durch die Charakteristika des bearbeiteten Marktes die eigene Position und die der Wettbewerber etwa 80 Prozent des Erfolgs oder Mißerfolgs erklären. Das Geschick und Glück des Managements macht nur etwa 20 Prozent des Erfolgs aus. Die Ursache liegt in der remanenten Wirkung von in der Vergangenheit erarbeiteten Erfolgspositionen. Geneen16 ist aufgrund seiner langen Berufspraxis der Meinung, „daß die Führungsqualität des Generaldirektors bis zu 80 oder 90 Prozent zum Erfolg der Firma beiträgt“.
Friedrich Reutner
5. Leistungskultur und Kreativität
Zusammenfassung
In den Betrieben hat man längst erkannt, daß die Leistungsfähigkeit auf Dauer bis zur Wettbewerbsunfähigkeit sinkt, wenn die Führung die Mitarbeiter demotiviert und sie dann Verdrossenheit auf das Management beziehungsweise das Unternehmen zeigen. Solche Mitarbeiter wechseln den Arbeitgeber oder ziehen sich nach einer „inneren Kündigung“ mehr und mehr in die Privatsphäre zurück. Sie zeigen nur noch ein Scheinengagement, mit dem sie ihre Leistung gegenüber der Führung „optisch“ dokumentieren. Ihre Kreativität sinkt aber eher auf den Nullpunkt. Solche Entwicklungen sind letztlich unsozial, weil der Beitrag der Arbeit zur Lebensqualität der Mitarbeiter wegen der langen Zeit, die Werktätige am Arbeitsplatz verbringen, erheblich ist. Die richtige Motivation hilft dagegen sowohl den Mitarbeitern als auch dem Unternehmen.
Friedrich Reutner
6. Administration verdirbt das Management
Zusammenfassung
Schon ohne staatliche Eingriffe stellt eine Managementaufgabe hohe zeitliche Anforderungen, wenn sie als echte Verpflichtung übernommen wurde. Die Mintzberg-Unter-suchung kommt zu dem Ergebnis, „daß Manager einem unerbittlichen Arbeitstempo unterworfen sind, daß ihre Aktivitäten kurzfristig, höchst unterschiedlich und diskontinuierlich sind ... “,27 Das normale Tagesgeschäft lastet je nach Unternehmen trotz hoher Delegation zwischen acht und vierzehn Stunden aus: Gespräche mit Mitarbeitern und Kunden sowie Telefonate dienen der Information, es sind Pläne, Konzeptionen und Aktenvermerke zu lesen, Sitzungen zu leiten, Reden zu halten etc. Nur durch die Verarbeitung einer Vielzahl von Informationen läßt sich der Überblick über das laufende Geschäft behalten. Je komplexer ein Unternehmen ist, um so mehr Informationen müssen aufgenommen werden. Natürlich lassen sich die Schwerpunkte verschieben, aber vieles ist bei verantwortungsvoller Führung nicht mehr delegierbar. Obwohl die Gedanken um die Zukunft, um die Verbesserung der Organisation eigentlich die wichtigsten für die oberste Führungsebene sind, werden sie am ehesten zurückgestellt, da sie keine kurzfristige Dringlichkeit haben wie beispielsweise Maßnahmen aufgrund von Kunden- oder Mitarbeiterverlusten, aufgrund eines Versagens in einzelnen Abteilungen oder Tochtergesellschaften, durch den Kampf um größere Aufträge, durch Wettbewerbseinbrüche, bei dringenden Kreditverhandlungen, Überwachung von Planungen und Soll/Ist-Vergleichen usw.
Friedrich Reutner
7. Die Folgen für Arbeitslosigkeit, Investition und Verschuldung
Zusammenfassung
Das marktwirtschaftliche System ermöglicht es ohne Zweifel am besten, die fundamentalen Einflußgrößen ins Gleichgewicht zu bringen und dadurch für ein optimiertes Wachstum und eine höchstmögliche Wohlstandsmehrung zu sorgen, auch wenn es bei weitem nicht alle Probleme löst. Ein solches System verträgt auch zahlreiche politisch notwendige Eingriffe, die zum Beispiel zur Vermeidung sozialer Härten notwendig sind, auch wenn diese die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Werden die Eingriffe jedoch zu zahlreich und die aufgebürdeten Lasten zu hoch, so entstehen Strukturprobleme, die das System schwächen und sich schließlich in steigender Verschuldung, sinkenden Investitionen und steigender Arbeitslosigkeit zeigen. Zwischen diesen Alternativen kann die politische Führung in gewissen Grenzen wählen, aber immer drücken die Folgeprobleme des Ungleichgewichts. Leicht kommt es dann zu Zweifeln an der Marktwirtschaft selbst oder zu Forderungen, das Wirtschaftssystem zu verändern. Damit ist die Frage nach einer besseren Lösung noch nicht beantwortet, und man übersieht dabei, daß fundamentale Grundlagen verletzt wurden, was ein negatives Ungleichgewicht erzeugte.
Friedrich Reutner
8. Ansatzpunkte für geänderte Rahmenbedingungen und eine neue Wirtschaftspolitik
Zusammenfassung
Jede Organisationsform führt zu Vor- und Nachteilen. Die demokratische Organisation hat sich für den Staat deshalb bewährt, weil sie Willkür und das daraus resultierende Unrecht weitgehend verhindert. Aus diesem Grunde wurden die mit ihr verbundenen Nachteile wie zum Beispiel Unwirtschaftlichkeit, Schwerfälligkeit, verwässerte Entscheidungen hingenommen. Will man die Demokratie verbessern und die Fähigkeit, soziale Leistungen zu erbringen, absichern, so konzentriert sich die Überlegung auf die Frage, ob es nicht modifizierte Organisationsformen gibt, die die Vorteile erhalten, aber die Probleme so weit wie möglich abbauen. Damit wird die optimierte Struktur zur entscheidenden Frage: Wie weit sollte der Regulierungs- und Demokratisierungsprozeß getrieben, wie weit dürfen die sozialen Elemente ausgeprägt sein, ohne daß dadurch die Quellen der Leistungsfähigkeit verschüttet werden?
Friedrich Reutner
9. Noch einmal das Wichtigste
Zusammenfassung
Demokratische Systeme sind bisher am besten geeignet, staatliche Willkür zu verhindern und die Lebensqualität breiter Schichten zu erhöhen, aber sie führen aufgrund der Konstellation der Zwänge im Laufe der Zeit zu einer Vielzahl von Entscheidungen, Gesetzen und Maßnahmen und infolgedessen zu wachsenden volkswirtschaftlichen Verwaltungen. Diese Komplexität und wertvernichtende Administration frustriert die Leistungsträger und überfordert vor allem junge Menschen, erzeugt aufgrund der Verlängerung der produktiven Prozesse ein erdrückendes Maß an Unwirtschaftlichkeit und lenkt die Kreativität auf unproduktive Tätigkeiten um. Die Folge sind übermäßig ausgetragene Streitereien, kräftezehrende Reibungskonflikte, Kampf um Besitzstände, zunehmende Rechtsunsicherheit, steigender Druck durch den Gesetzgeber und ansteigende Korruption. Die Volkswirtschaft gerät in einen Teufelskreis: Die Wertschöpfungsprozesse werden immer länger, aufwendiger und belastender für den einzelnen. Darüber hinaus expandieren die Kosten der Verschuldung, so daß es bei der derzeitigen Organisation mit hoher Warhscheinlichkeit zur Zahlungsunfähigkeit der öffentlichen Hand kommen wird. Solche strukturellen Veränderungen beeinträchtigen vor allem zunehmend die volkswirtschaftliche Leistungskultur als Voraussetzung für Unternehmertum und produktive Kreativität, senken dadurch die Wettbewerbsfähigkeit und die Lebensqualität.
Friedrich Reutner
Backmatter
Metadaten
Titel
Der effiziente Staat — Fiktion oder Vision?
verfasst von
Prof. Dr. Friedrich Reutner
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-83879-7
Print ISBN
978-3-409-28878-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-83879-7