2017 | OriginalPaper | Buchkapitel
Der ehrbare Kaufmann vor Adam Smith
Streifzüge durch eine literarische Entstehungsgeschichte in Großbritannien
verfasst von: Prof. Laurenz Volkmann
Erschienen in: Zwischen Bescheidenheit und Risiko
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
Die diskursive Modellierung der Figur des Kaufmanns lässt sich besonders anschaulich und prägnant in der englischsprachigen Literatur seit dem Mittelalter verfolgen. Gerade hochrangige literarische Texte liefern dabei aufgrund ihrer hohen Komplexität Einblicke in die facettenreiche Entstehungsgeschichte des Bildes vom Kaufmann, aber auch von einem an Eigennutz und Gewinnmaximierung orientierten Menschenbild, welches seinen ersten historischen Höhepunkt bei Adam Smith fand. Diese im Beitrag nachvollzogene positive Neubewertung des Kaufmanns und Händlers wurde jedoch bereits über viele Jahrhunderte vor Smiths The Wealth of Nations (1776) in literarischen Texten vorbereitet. So kann gezeigt werden, wie sich seit dem Mittelalter sukzessive das Bild des Kaufmanns und Händlers von einer eher negativ konnotierten sozialen Außenseiterfigur veränderte. Dieser mentalitätsgeschichtliche Paradigmenwechsel kann deutlich bei Autoren wie Chaucer, Shakespeare, Defoe und Mandeville nachvollzogen werden. Im vorliegenden Beitrag erfolgt eine literarische Spurensuche, welche die teilweise sehr kontrovers zu bezeichnende literarische Auseinandersetzung mit der Figur des Kaufmanns aufzeigt. Entsprechend wird eine Reihe von fiktionalen Entwürfen händlerischer Tätigkeiten beispielhaft diskutiert.