Der Einfluss von Coaching auf Expatriate-Identitäten

Jegliche Studien weisen auf einen Trend der Zunahme an Entsendungen hin (BGRS 2016). Auch die Covid-19-Pandemie, die im Jahr 2020 die Welt vor besonders große Herausforderungen stellt, hat, folgt man aktuellen Prognosen, keinen signifikanten Einfluss auf die Anzahl derjenigen, die mittelfristig von Unternehmen ins Ausland entsandt werden. Die absolute Anzahl von Expatriates wird ersten Schätzungen zufolge im Jahr 2020/2021 geringer sein, da übermäßig viele Expatriates einen vorzeitigen Abbruch (u. a. aufgrund der begrenzten Reisemöglichkeiten, aber auch aus ökonomischen Gründen) vornehmen, mittelfristig wird sich diese Zahl aber wieder – wenn auch ggfs. geringfügig auf niedrigerem Niveau – einpendeln.

Zu diesen Erfolgsfaktoren zählen das Ausmaß der interkulturellen Kompetenz des Entsandten, d. h. die Fähigkeit, sich erfolgreich in einem neuen Kulturkreis zu bewegen (Sam und Berry 2006), die Anpassungsfähigkeit und Zufriedenheit der mitreisenden Familienmitglieder (Mäkelä und Suutari 2015) und die Kompetenz, sich in zwei Kulturen zu Hause zu fühlen (Olsen und Martins 2009). Darüber hinaus stellen verschiedene Studien heraus, dass die sog. Selbstwirksamkeit und das Ausmaß der Resilienz der Entsandten einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg bzw. Misserfolg von Auslandsaufenthalten haben (Andreason und Kinneer 2005; Adams und Vijver 2015). Neben diesen persönlichen und sozialen Gründen können es auch arbeitsbezogene Faktoren sein, die zu einem Abbruch führen. Dies trifft bspw. zu, wenn sich der Expatriate mit der (Führungs-)Aufgabe im Gastland überfordert fühlt (Suutari und Brewster 2008).

Bestimmte Phasen im Leben sind dabei eher durch Wandel und Anpassungen gekennzeichnet. Zum Beispiel stellt das Jugendalter eine besonders kritische Zeit dar, die mit biologischen, kognitiven und sozialen Veränderungen einhergeht und dazu führt, dass frühere Identifikationen reflektiert werden und sich Identität weiterentwickelt. Jugendliche und junge Erwachsene haben hier in der Regel die stärksten Freiheiten, um die Bandbreite ihrer Gefühle auszuleben sowie verschiedene Bildungs- und Berufswege zu erkunden, bevor sie sich dauerhaft binden.

Aus konstruktivistischer Perspektive ist die Bildung von Identität ein lebenslanger Prozess, wobei Identität im Zuge relevanter Lebenserfahrungen restrukturiert oder angepasst wird (Berzonsky 1989).

Im Leitfaden wurden jene Aspekte der Identitätsentwicklung von Expatriates, die nach Möglichkeit zur Sprache kommen sollten, in Stichworten und in Fragevorschlägen zusammengestellt.

Coaching ist bekannt als disziplinübergreifender Ansatz der Personalentwicklung, der seine Wurzeln in der Psychologie, im Management, Lerntheorie, Theorien der individuellen und organisationalen Entwicklung, Philosophie und Sportwissenschaften hat. Im Vergleich zu Mentoring ist Coaching formaler und es basiert auf einer gleichwertigen Beziehung zwischen Coach und Kunde. Es ist mittlerweile von diversen wissenschaftlichen Studien bewiesen worden, dass Coaching als effektives Personalentwicklungsinstrument zur Steigerung und Verbesserung der Leistung von Individuen und Organisationen eingesetzt werden kann (z. B. Herbolzheimer 2009). Es wird immer wieder herausgestellt, dass Coaching der Organisation zwei wesentliche Vorteile verschafft: zum einen die Entwicklung eines Talentpools und die damit einhergehende Entwicklung organisationaler Kompetenz, zum anderen die Bindung von Talenten sowie die Verbesserung ihrer Leistung. Darüber hinaus ist Coaching als Instrument bekannt, das Führungskompetenz auf verschiedene Weise bilden und stärken kann (z. B. Abbott et al. 2006). Ebenso kann Coaching positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Persönlichkeitsentwicklung haben.

In The Power of TED beschreibt Emerald (2016), wie Leben und zwischenmenschliche Beziehungen wachstumsorientiert gestaltet werden können. Er legt dazu das Dramadreieck (Opfer, Verfolger, Retter) von Karpman (1968) zugrunde und erweitert es um die Rollen Gestalter (Creator), Herausforderer (Challenger) und Coach. Er postuliert, dass Menschen zufriedener sind, wenn sie sich selbst nicht als machtlos (Opfer) wahrnehmen, sondern als Gestalter auf Visionen oder Ergebnisse fokussieren, die sie selbst erschaffen können. Nach Emerald reagieren Gestalter nicht nur passiv auf äußere Lebensumstände, sondern kreieren ihre Antwort aktiv. Der Coach nimmt andere als kreativ und selbstwirksam wahr und unterstützt sie mit ziel- und ergebnisorientierten Fragestellungen bei der Lösungsfindung.