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2025 | Buch

Der Europäische Emissionshandel

Ein Klimainstrument schreibt Industriegeschichte – Überblick, Zusammenhänge & Ausblick

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Über dieses Buch

Das Buch richtet sich an ein breites Publikum, darunter Politiker, Entscheidungsträger, Wissenschaftler und Interessierte, die ein Verständnis für die Funktionsweise des Emissionshandelssystems sowie seine Auswirkungen auf die Energiewende und die Industrie in Europa erlangen möchten. Es bietet eine sachliche Analyse und einen schnellen aber fundierten Einblick in die komplexe Thematik, um einen fundierten Diskurs über die Effektivität und die Herausforderungen des Emissionshandels zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Die Architektur der CO2-Bepreisung in der EU
Zusammenfassung
Mit dem Start des Europäischen Emissionshandelssystems (EU-ETS) im Jahr 2005 wurde erstmals ein völkerrechtlich bindender Rahmen zur Begrenzung von Treibhausgasemissionen geschaffen. Das EU-ETS adressiert ein zentrales Marktversagen, indem es die bisher nicht bepreisten externen Kosten fossiler Energieträger – etwa durch Klimaschäden oder Gesundheitsfolgen – über CO2-Bepreisung internalisiert. Als marktbasierter Steuerungsmechanismus setzt das EU-ETS Anreize für klimafreundliche Innovationen und gilt heute als zentrales Instrument der EU-Klimapolitik. Mit der Ausweitung auf Verkehr und Gebäude (EU-ETS II) wird seine Rolle weiter gestärkt und eingebettet in eine umfassende CO2-Bepreisungsarchitektur mit Blick auf die Klimaziele 2040 und 2050.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
2. Das EU-ETS I – Dekarbonisierung in Schritten
Zusammenfassung
Das 2005 eingeführte EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) ist das weltweit erste grenzüberschreitende marktwirtschaftliche Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasen. Es ist ein zentrales Instrument zur Dekarbonisierung der Industrie- und Energiesektoren, das in vier Phasen eingeführt wurde, die wir in diesem Kapitel vorstellen. Das System basiert auf der Ausgabe und dem Handel von CO2-Zertifikaten, die eine bestimmte Menge an Emissionen erlauben. Betreiber müssen jährlich ihre Emissionen melden und entsprechende Zertifikate abgeben oder erwerben. Die Nichteinhaltung führt zu Sanktionen.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
3. Mittelverwendung: Der Innovations- & Modernisierungsfonds
Zusammenfassung
Marktwirtschaftliche Instrumente leisten über Preissignale und die gezielte Verwendung von Einnahmen einen zentralen Beitrag zur Dekarbonisierung und zum sozial gerechten Klimaschutz. Der Innovationsfonds fördert emissionsarme Technologien und Prozesse in EU-ETS-Sektoren, insbesondere in energieintensiven Industrien durch Mittel aus CO2-Zertifikatsversteigerungen. Der Modernisierungsfonds unterstützt den Umbau von Energiesystemen in strukturschwachen Regionen. Der Klima-Sozialfonds dient der Abfederung sozialer Belastungen durch den Emissionshandel. Darüber hinaus sind alle übrigen EU-ETS-I-Erlöse zweckgebunden für klimabezogene Maßnahmen wie erneuerbare Energien, Gebäudesanierung oder die Vermeidung von Carbon Leakage einzusetzen.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
4. Das EU-ETS II – Verkehr, Gebäude und Gewerbe
Zusammenfassung
Mit dem EU-ETS II erweitert die Europäische Union ab 2027 ihr Emissionshandelssystem auf die bislang von der Lastenverteilungsverordnung erfassten Sektoren Straßenverkehr und Gebäude, die rund 38 % der EU-weiten Treibhausgasemissionen verursachen. Ziel ist eine Emissionsminderung um 42 % bis 2030, umgesetzt über das bewährte Cap-and-Trade-Prinzip mit einem jährlichen Reduktionspfad von 5,15 %. Im Unterschied zum EU-ETS I gilt das Upstream-Prinzip: Die Verpflichtungen treffen nicht Endverbraucher\:innen, sondern vorgelagerte Akteure wie Brennstoffhändler. Ein flexibler Einstieg bis spätestens 2028, vorbereitet durch Datenerhebung ab 2024 und eine Testphase ab 2026, soll einen stabilen Systemstart ermöglichen.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
5. Mittelverwendung: Der Klima-Sozialfonds
Zusammenfassung
Der Klima-Sozialfonds ist ein zentrales EU-Instrument zur Abfederung der sozialen Folgen des neuen Emissionshandelssystems (EU-ETS II) und verfügt über ein Gesamtvolumen von 86,7 Mrd. €, das aus Zertifikatsverkäufen und nationalen Mitteln stammt. Er unterstützt einkommensschwache Haushalte, Kleinstunternehmen und Verkehrsnutzer:innen, die unter Energie- und Mobilitätsarmut leiden – in Deutschland betrifft dies laut Umweltbundesamt rund 2,3 Mio. Menschen im Bereich Wärme und 0,7 Mio. im Bereich Mobilität. Die Umsetzung erfolgt über nationale Klima-Sozialpläne mit dem Ziel, einen gerechten Übergang zur Klimaneutralität zu ermöglichen, soziale Ungleichheiten zu verringern und die gesellschaftliche Teilhabe durch bezahlbare Energie- und Mobilitätsangebote zu sichern.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
6. CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) – die internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern
Zusammenfassung
Zur Vermeidung von Carbon Leakage und zur Förderung globaler Emissionsminderungen hat die EU den CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) eingeführt. Er betrifft zunächst emissionsintensive Sektoren wie Zement, Strom, Düngemittel, Eisen, Stahl und Aluminium. Zwischen 2023 und 2025 erfolgt ein reines Emissionsmonitoring, ab 2026 sind CBAM-Zertifikate verpflichtend. Im Herkunftsland gezahlte CO2-Preise werden angerechnet. Der Zertifikatspreis orientiert sich am durchschnittlichen EUA-Auktionspreis. Zugleich endet die kostenlose Zuteilung im EU-ETS bis 2035. Ziel ist eine faire und international anschlussfähige CO2-Bepreisung
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
7. Die CO2-Bepreisung in Deutschland und der Übergang zum Nationalen Emissionshandel und zum ETS II
Zusammenfassung
Deutschland hat 2021 den nationalen Emissionshandel (nETS) eingeführt, um CO2-Emissionen auch im Gebäude und Verkehrssektor wirksam einzupreisen. Zunächst als CO2-Steuersystem mit Festpreisen gestartet, soll der nETS 2026 in ein Cap-and-Trade-System mit einem Preiskorridor von 55–65 €/t CO2 übergehen. Auf Basis eines Upstream-Ansatzes wird die CO2-Bepreisung über die Inverkehrbringer fossiler Brennstoffe an Endverbraucher:innen weitergereicht, was die Umsetzung vereinfacht. Der schrittweise Übergang erleichtert die wirtschaftliche Anpassung und bereitet die Integration in das europäische Handelssystem EU-ETS II ab 2027 bzw. 2028 vor.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
8. Ausblick & Fazit: 2038 ist morgen!
Zusammenfassung
Das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) hat seit den 2000er-Jahren wesentlich zur Emissionsminderung beigetragen und sich als zentrales, wenngleich nicht ausreichendes Instrument der EU-Klimapolitik etabliert. Reformen wie die Einführung des EU-ETS II stärken seine Rolle, doch bleibt die Balance zwischen Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit herausfordernd. Ob eine CO2-Steuer effizienter gewesen wäre, bleibt offen. Für die Klimaziele 2050 sind klare Regeln, technologische Innovationen und politische Anpassungen entscheidend.
Constanze Adolf, Marcel Linnemann
Backmatter
Metadaten
Titel
Der Europäische Emissionshandel
verfasst von
Constanze Adolf
Marcel Linnemann
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-46879-8
Print ISBN
978-3-658-46878-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-46879-8