Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind seit Anfang der 1990-Jahre weltweit im Einsatz. Dabei führte nicht erst das desaströse Ende des 20-jährigen internationalen Afghanistaneinsatzes zu der Frage, ob und inwieweit Streitkräfte bei Krisen und Konflikten eingesetzt werden dürfen und sollen. Debatten um die Legitimierung bzw. Delegitimierung militärischer Gewalt gehören seit jeher zu den zentralen Fragen jeder Friedensethik. Dafür steht die über 2000-jährige Lehre vom gerechten Krieg oder auch das heutige Leitbild des gerechten Friedens. Der Beitrag diskutiert, wo sich der gerechte Frieden in Abgrenzung zur Lehre vom gerechten Krieg verortet, welche Grundorientierungen mit ihm verbunden sind, welche Kontroversen um das dort entfaltete Konstrukt der rechtserhaltenden Gewalt bestehen und welche Konsequenzen damit für Soldatinnen und Soldaten einhergehen
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Die Lehre vom gerechten Krieg weist eine über zweitausendjährige Tradition auf. Sie ist beständig fortentwickelt worden: von der Antike (Platon, Aristoteles) und der römischen Zeit (Cicero) über Augustinus, der die Lehre wesentlich prägte zu einer Zeit, in der das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde, Thomas von Aquin, die spanische Spätscholastik (Francisco de Vitoria), die Reformation (Martin Luther) und die Anfänge des modernen Völkerrechts (Hugo Grotius) bis hin zu jüngeren Weiterentwicklungen im angloamerikanischen Raum (u. a. Michael Walzer, Jeff McMahan) (vgl. Werkner und Ebeling 2017: Teil II, Abschn. 1).