Erschienen in:
2025 | OriginalPaper | Buchkapitel
2. Der Körper als Gegenstand der Psychologie
verfasst von : Peter Michael Bak
Erschienen in: Psychologie als Wissenschaft
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
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Zusammenfassung
Der Körper, lange Zeit ein vernachlässigter Untersuchungsgegenstand in der Psychologie, rückt zunehmend in den Fokus der Forschung. Historisch betrachtet, wurde der Körper nach der kognitiven Wende in den 1960er-Jahren weitgehend aus dem wissenschaftlichen Blickfeld verdrängt. Doch neuere Studien zeigen, dass körperliche und geistige Prozesse eng miteinander verknüpft sind. Beispielsweise beeinflussen körperliche Aktivitäten wie Joggen oder das Essen bestimmter Lebensmittel unsere psychische Verfassung. Auch die Psychosomatik beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper. Experimentelle Belege, wie die Aktivierung stereotyper Informationen, die zu stereotyp-konformen Verhaltensweisen führen, unterstreichen diese Verbindung. Zudem zeigt die Epigenetik, dass psychische Faktoren wie Stress dauerhaft auf die Genwirkung einwirken können. Theorien wie die 'Grounded Cognition' und 'Embodiment' betonen die körperliche Dimension kognitiver Prozesse. Studien, die die Wahrnehmung und motorische Aktivität verknüpfen, sowie ideomotorische Bewegungen, die durch Vorstellungen ausgelöst werden, verdeutlichen die unmittelbare Beziehung zwischen Wahrnehmung und Verhalten. Auch biologische Vorgänge, die das Nerven- und Immunsystem betreffen, sind von Interesse. Die Frage, wie geistige und physische Prozesse miteinander verbunden sind, bleibt jedoch komplex und wird als Körper-Geist-Problem bezeichnet. Dieser Beitrag bietet eine umfassende Analyse dieser Themen und lädt ein, die faszinierenden Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist tiefer zu erforschen.
KI-Generiert
Diese Zusammenfassung des Fachinhalts wurde mit Hilfe von KI generiert.
Zusammenfassung
Die Vernachlässigung des Körpers in der Psychologie ist überraschend, da die Beziehung zwischen Körper und Geist zumindest für unsere Alltagserfahrung eine Selbstverständlichkeit darstellt. Wir gehen joggen, bewegen also unseren Körper, wenn es uns danach ist oder wir uns aus Gründen einer besseren Fitness dazu verpflichtet fühlen, und wir gehen zum Bäcker, wenn wir Lust auf eine Puddingschnecke haben. Waren wir joggen, dann fühlt sich unser Körper und wir uns insgesamt gut, nach der kalorienreichen Puddingschnecke dagegen vielleicht schlecht, weil wir ein schlechtes Gewissen haben und wir uns satt fühlen. Mancher Gedanke liegt uns im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Magen, andere beflügeln uns. Unser Denken beeinflusst also unser Verhalten und unser Verhalten beeinflusst unser Denken, ganz zu schweigen von den berühmten „Schmetterlingen im Bauch“, wenn wir uns verlieben. Und auch der gesamte Bereich der Psychosomatik beschäftigt sich, der Name legt es bereits nahe, mit den Wechselwirkungen zwischen der Psyche und dem Körper (Soma). Selbstverständlich sind auch unsere Wünsche, Absichten und Ziele mit unseren Bewegungen und Handlungen assoziiert und bilden den Startschuss für komplexe Verhaltensabläufe. Es ist daher erstaunlich, dass der Körper so lange in der wissenschaftlichen Psychologie eine eher untergeordnete Rolle gespielt hat und es erst in den letzten Jahren zu einer Renaissance des Körperlichen gekommen ist. Mittlerweile gibt es für die Wechselwirkung zwischen Psychischem und Körperlichen zahlreiche experimentelle Belege. So führt z. B. das Aktivieren stereotyper Informationen zu stereotyp-konformen Verhaltensweisen. Umgekehrt folgen einem bestimmten Verhalten entsprechende mentale Zustände. Einige Beispiele: In einer Studie von Mussweiler (Mussweiler, 2006) schrieben die Versuchspersonen, die unauffällig veranlasst wurden, sich auf die für übergewichtige Menschen stereotype, korpulente Art und Weise zu bewegen, einer mehrdeutigen Zielperson anschließend beispielsweise mehr stereotyp-übergewichtige Merkmale zu als Personen aus einer Kontrollgruppe. Eine Erklärung dafür ist, dass das Verhalten entsprechende Wissensbestände im Gedächtnis salienter (zugänglicher) macht. In einem anderen Experiment reagierten Teilnehmer in einer lexikalischen Entscheidungsaufgabe, wenn sie vorher dazu veranlasst wurden, sich langsam zu bewegen, schneller auf altersstereotypische Wörter als Teilnehmer einer Kontrollgruppe (Mussweiler, 2006). Und auch das Transaktionale Stressmodell (Lazarus & Folkman, 1984) geht von Wechselwirkungen zwischen psychischen und physischen Prozessen aus. Stress, der sich körperlich bemerkbar machen kann, hängt danach von unseren kognitiven (mentalen) Bewertungen ab. Neuere Erkenntnisse zur Epigenetik legen darüber hinaus nahe, dass sich psychische Faktoren wie Stress sogar dauerhaft auf die Wirkung bestimmter Gene auswirken können ( Binder, 2019). Und unter den Stichworten „Grounded Cognition“ oder „Embodiment“ lassen sich Studien und Theorien zusammenfassen, die dem Körper bei kognitiven Prozessen eine prominente Rolle zuschreiben. Mentale Repräsentationen, unser Wissen und unsere Erfahrungen sind danach nicht auf kognitive Prozesse reduzierbar, vielmehr besitzen Begriffe und Konzepte, unser Gedächtnis auch eine körperlich-sinnliche Repräsentation (zur Übersicht siehe Barsalou, 2008, 2020; vgl. auch Gallese & Lakoff, 2005). Was damit gemeint ist, lässt sich an einer Studie von Tucker und Ellis (1998) illustrieren. Sie präsentierten ihren Versuchspersonen aufrechte oder auf dem Kopf stehende Alltagsobjekte. Die Aufgabe bestand darin, mittels Tastendruckes der rechten oder linken Hand diese Objektorientierung zu klassifizieren. Bei allen Objekten handelte es sich um Gegenstände mit Griffen (z. B. Teekanne, Bratpfanne), die so präsentiert wurden, dass der Griff in der Hälfte der Versuche nach rechts, bei den anderen Versuchen nach links ausgerichtet war. Es zeigte sich nun, dass die Antwortlatenz in den Fällen kürzer war, in denen der Griff mit der Seite der antwortenden Hand übereinstimmte. Dieses Ergebnis wird als Beleg dafür angesehen, dass die Objektwahrnehmung (kognitiv) bereits eine Form von motorischer Aktivität (körperlich) auslöste, die auf die Griffe gerichtet war, obwohl die manuelle Interaktion mit den Objekten gar nicht Teil der Klassifikationsaufgabe war. Wahrnehmung (kognitive Prozesse) und Verhalten (Körper) sind aus dieser Perspektive keine getrennten Systeme, sondern stehen in unmittelbarer Beziehung zueinander. Noch deutlicher wird dieser Zusammenhang bei den ideomotorischen Bewegungen (auch als Carpenter-Effekt bekannt; Carpenter, 1852). Darunter versteht man unwillkürliche Bewegungen, die allein durch Vorstellungen oder Beobachtungen ausgelöst werden.
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