In diesem einführenden Kapitel wird der historische, soziokulturelle und literarische Hintergrund der 'Villenbriefe' erläutert. Deren Bedeutung in Leben und Werk ihres Autors Plinius wird ebenso umrissen wie ihre Stellung innerhalb der Gattung der antiken Briefliteratur. Vor allem wird ein Überblick über die Villenkultur der römischen Kaiserzeit gegeben, der sowohl die architektonischen Befunde als auch die Zeugnisse über das Leben der römischen Oberschicht auf ihren Landgütern berücksichtigt. In diesem weiten Kontext wird Plinius' Konzept einer ästhetisch-intellektuellen Lebensweise und Selbstdarstellung in seinen Villen verständlich, wie er es in den 'Villenbriefen' zeichnet.
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So war er Militärtribun in Syrien, consul suffectus in Rom im Jahr 100 n. Chr., und etwa elf Jahre später kaiserlicher Legat in Bithynien; zu seinem Lebenslauf siehe Belege und Details bei von Albrecht (2012, S. 969 f.).
Vgl. insbesondere Ludolph (1997); Marchesi (2008, S. 12–53); Gibson und Morello (Hg., 2012, bes. S. 9–74 und S. 234–264); Whitton (2013, S. 11–20, allgemein und zu Buch 2).
Vgl. von Albrecht (2012, S. 972): „Die Episteln sind an reale Personen gerichtet und gehen vielfach von konkreten Anlässen aus; dies spricht dafür, daß es sich um echte briefliche Mitteilungen handelt. An literarische Ausgestaltung lassen andererseits vor allem zwei Tatsachen denken: die feine stilistische Ausarbeitung und die Beschränkung jedes Briefes auf ein Thema. Beides kann man freilich bei einem gebildeten Autor auch in wirklichen Briefen nicht ausschließen. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, Plinius habe aus seiner tatsächlichen Korrespondenz eine Auswahl getroffen und in überarbeiteter Form herausgegeben. Daß einzelne Stücke erst für die Edition geschrieben wurden, ist möglich.“ Vgl. Marchesi (2008, S. 12 f.).
Die Selbstdarstellung des Plinius in diesen acht sogenannten ‚Paradebriefe‘ hat Ludolph (1997) eingehend untersucht. Marchesi (2008, S. 2 f.) fasst seine Ergebnisse so zusammen: „According to Ludolph, the strategy of publishing a collection of private letters as a literary artifact serves two purposess. First, it situated Pliny’s activity in a field (literary otium) in which the striving for glory did not engage with the preeminence of the Princeps, to whom all initiatives in the traditional sphere of public life now belonged. Second, by always conveying his desire for glory only obliquely, Pliny preempted the envy elicited in his peers by any act of self-promotion. By diminishing the figure of their author, Pliny’s letters covertly convey a literary self-portrait. By practicing what Ludolph calls the rhetoric of understatement and redirecting the search for glory away from political self-promotion and into the sphere of literature, Pliny successfully negotiated the tensions of his culture. In Ludolph’s view, Pliny’s collection is designed to promote its author’s claim to fame, a fame that must reckon both with the priority of the Emperor and with the atmosphere of bitter competition among members of the senatorial aristocracy.”
Zu Konzeption, Anlage und Architektur römischer Villen generell siehe vor allem Drerup (1959), Mielsch (1987),Bergmann (2002), Mayer (2005), Zarmakoupi (2014a, b); mit Bezug auf die Villen des Plinius auch Förtsch (1993), Du Prey (1994), Bergmann (1995), Mielsch (2003).
Vgl. Cicero, de oratore 2,20; dazu Zarmakoupi (2014a, S. 76 f.) und Dewar (2014). Für Plinius Mayer (2005, S. 210–217), Hindermann (2016), Neger (2016) und vor allem Lefèvre (2009), der in diesem Sinne die Villa als einen ‚geistigen Lebensraum‘ deutet.