Die Inspiration für die Welt von Game of Thrones schöpft unbestreitbar aus dem europäischen Mittelalter. Vor allem die Geschichte Englands im Hoch- und Spätmittelalter und die Herrschaft der Dynastie der Plantagenets sowie ihrer Nebenlinien (1154–1485) bilden den Hintergrund für Handlung und Herrschaftsstrukturen. Auch einige historische Persönlichkeiten lassen sich mit fiktiven Figuren aus der von George R. R. Martin erschaffenen Fantasywelt vergleichen. Die Parallelen werden besonders deutlich, wenn man einen einzigen Aspekt als Vergleichsfolie untersucht, wie etwa den Herrscherhof. Ob im „realen“ Mittelalter oder in der fiktiven Welt von Westeros, der Hof übt dieselben zentralen Funktionen aus: So ist er nicht nur Medium der Selbstdarstellung/Repräsentation, sondern gleichzeitig höchste politische Entscheidungsinstanz, Sozialverband und Kommunikationszentrum. Schlüsselbegriffe der historischen Forschung wie Macht oder kommunikative Strukturen sind deshalb gut geeignet, um sich der fiktiven Hofgesellschaft von Königsmund analytisch zu nähern.
Hinweise
Für tatkräftige Mitarbeit und Unterstützung bei der Erstellung des Aufsatzes danke ich meinem Mitarbeiter Felix Schulz, M.A.
Der Eindruck, dass die fiktive Welt, in der die Handlung der Serie Game of Thrones angesiedelt ist, dem europäischen Mittelalter (oder das, was man gemeinhin darunter versteht) ähnelt, ist bereits häufiger mitgeteilt und begründet worden. In der Tat: Die Ansicht scheint kaum von der Hand zu weisen. Nicht verwunderlich, dass es bereits zahlreiche, durchaus lesenswerte Bücher darüber gibt, unter denen Carolyne Larringtons „Winter is coming. Die Mittelalterliche Welt von Game of Thrones“ von 2016 in meinen Augen als ganz besonders hilfreich hervorzuheben ist.1 Das Faktum als solches, d. h. die große Ähnlichkeit oder die Nähe der Serie zu den 1000 Jahren europäischer Geschichte, die wir nach landläufiger Übereinkunft als „Mittelalter“ zu bezeichnen pflegen,2 ist also evident – so unterschiedlich diese 1000 Jahre insgesamt gewesen sein mögen und so nahe bzw. so weit etwa ein völkerwanderungszeitlicher Vandale oder Langobarde von einem spätmittelalterlichen Stiftsherrn am Mittelrhein oder der Bürgerin bzw. dem Bürger einer reichen deutschen Stadt entfernt gewesen sein mag.3 Dass ‚das Mittelalter‘ in der landläufig verstandenen Form eine Fiktion, das heißt, vor allem eine Erfindung der Humanisten und ihrer modernen Adepten ist, darüber braucht man kein Wort mehr zu verlieren. Es gibt, von der historischen Logik her gesehen, weitaus bessere, einsichtigere Möglichkeiten zur Periodisierung („Das Mittelalter endet erst bei Goethe“4). Der große Propagator eines solchen langen Mittelalters vom 3. bis zum 19. Jahrhundert war vor allem der französische Mittelalterhistoriker Jacques Le Goff (1924–2014)5 – und in der Adaption, wenn auch etwas abgewandelt, der italienische Semiotiker und Bestsellerautor Umberto Eco (1932–2016).6 Das Modell ist fast unbezwingbar; ein unausgesprochener Konsens indessen verhindert seine Durchsetzung. So bleiben wir also beim ‚Mittelalter‘. Dann aber: Wenn man, ohne Wissen um den Gegenstand und seinen fiktiven Charakter, ein paar Sequenzen aus der Serie sieht, dann könnte man in der Tat meinen, eine (wie frei auch immer umgesetzte) höfische Gesellschaft des englischen Mittelalters vor Augen zu haben, vergleichbar etwa dem Film „Der Löwe im Winter“ des englischen Regisseurs Anthony Harvey von 1968, mit dem das gleichnamige Theaterstück von James Goldman meisterhaft umgesetzt wurde, in dem es um durchaus reale (wenn auch in den konkreten Dialogen frei erfundene) Machtkonstellationen innerhalb der Herrscherfamilie der Plantagenets im Zeitalter Heinrichs II. (1154–1189) geht.7
Zusammenfassend lässt sich aus Sicht der mittelalterlichen Geschichte sagen, dass ein differenzierter Blick auf den Thron als Herrschaftszeichen unumgänglich ist. Der Thron wird einerseits vielfach überschätzt, andererseits in seiner präzisen juristischen Bedeutung nicht selten aber auch unterschätzt bzw. falsch wahrgenommen. Es gibt Momente in der Geschichte des Rechts und des Rechtsbrauchs im Mittelalter, in denen der Thron z. B. die Krone und andere Insignien in seiner legitimitätsstiftenden Bedeutung bei weitem überragt. Das hat in einem Beitrag über „echte“ und „falsche“ Insignien im deutschen Krönungsbrauch des Mittelalters Jürgen Petersohn eindrucksvoll gezeigt.22
Obwohl es sich bei Game of Thrones um eine – vordergründig betrachtet – fiktive Welt handelt, lassen sich eine Reihe von Anklängen an das Mittelalter bzw. die mittelalterliche Geschichte feststellen – auch an den Hof als dem zentralen Ort der Machtverwaltung und Machtvergabe in der Vormoderne. Das führt unmittelbar zur Gliederung unseres Gegenstands: Wir wollen kurz nachdenken über die Frage: 1) Was war der Herrscherhof des Mittelalters? Wir möchten sodann reflektieren über 2) Der mittelalterliche Herrscherhof als Vorbild? Macht und Machtstrukturen in Game of Thrones und die mittelalterliche Geschichte. Und wir wollen 3) das zuvor Betrachtete bündeln in einigen Folgen und Folgerungen.
1 Was war der Herrscherhof des Mittelalters?
Der Herrscherhof des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ist ein komplexes und schillerndes Phänomen. Er hat sich bislang jeder schlüssigen Definition hartnäckig entzogen. Auf alle Meinungen folgten mindestens zwei bis drei Gegenmeinungen – oder noch mehr. Auch alle Theorien und Modelle wurden weniger akzeptiert als – was in der Wissenschaft nicht das Schlechteste ist – kontrovers diskutiert.23 Einen Konsens gibt es nicht. Der Kieler Mittelalterhistoriker (und langjährige Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Paris) Werner Paravicini hat in seinem Standardwerk über die ritterlich-höfische Kultur den Hof einmal als „unfassliche Erscheinung“ bezeichnet.24 Paravicini schrieb damit letztlich nur fort, was bereits im Hochmittelalter der englische Kleriker Walter Map so ausgedrückt hat: Er – so Map – lebe am Hof, und er rede vom Hof, aber was der Hof sei, das wisse er nicht. Er schreibt weiter: „Ich weiß, dass der Hof nicht die Zeit ist, aber er ist zeitlich, wandelbar und vielgestaltig; er ist an einen Ort gebunden und irrt doch umher, niemals bleibt er im gleichen Zustand. Wenn ich ihn verlasse, kenne ich ihn genau; bei der Rückkehr finde ich nichts oder wenig von dem, das ich verließ. Das Äußere sehe ich, der ich ein Fremder geworden bin. Der Hof ist derselbe, aber die Glieder haben gewechselt. Wenn ich den Hof beschreiben sollte, wie Porphirius das genus definiert, so werde ich nicht lügen, wenn ich sage, dass er eine Menge darstellt, die auf ein Prinzip ausgerichtet ist. Wir sind eine nicht begrenzte Menge, die einem Einzigen zu gefallen sich bemüht“.25 Natürlich: Das Zitat ist quellenkritisch zu betrachten. Es ist zu großen Teilen eine Schutzbehauptung bzw. es war eine ganz bestimmte Strategie damit verbunden. Dennoch ist es nicht nur topisch zu verstehen. Nur literarisch auflösbar ist der Satz nicht.
Seit mehreren Jahrzehnten schon steht der Hof im Zentrum der historischen Forschung. Seine Untersuchung hat sich dabei immer weiter ausdifferenziert und ist mit immer größerer methodischer Stringenz behandelt worden. Seit den Forschungen des deutsch-britischen Soziologen Norbert Elias (1897–1990), kulminierend in seinem epochemachenden Werk über die höfische Gesellschaft, wird der Hof von der historischen Forschung vor allem als soziale Figuration verstanden.26 Der Hof ist nach Elias dadurch gekennzeichnet, dass in ihm viele Menschen unterschiedlichster Herkunft und mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen zusammengekommen sind und sie dort unter den verschiedensten Bedingungen miteinander auskommen mussten. Zurecht hat 2006 der Freiburger Historiker Dieter Mertens (1940–2014), selbst ein wichtiger Repräsentant der neueren Hofforschung,27 die Arbeit von Norbert Elias forschungsgeschichtlich als „Wasserscheide“ zwischen einer älteren Kultur- und Sittengeschichte und einer modernen Sozial- und Kulturgeschichte des Hofes bezeichnet.28 „Fürstenhof und höfische Gesellschaft“, so Elias, „sind […] spezifische Figurationen von Menschen, die der Aufhellung nicht weniger bedürfen als Städte oder Fabriken.“29 Elias betont dabei die Langlebigkeit der jeweiligen Figuration – über das Individuum, das diese in ihrem jeweiligen Augenblick konstituiert, hinaus. Er nimmt den Personen das Detail und lässt sie in ihrer generellen Bedeutung hervortreten: „Jedes der Individuen, die solche Figurationen miteinander verbinden, ist einmalig und einzigartig. Aber die Figuration selbst kann sich in einem relativ geringen Wandlungstempo über viele Generationen hin erhalten.“30 Ein besonderes Gespür besaß Elias für Rangfragen – und für die Veränderung von Rangordnungen: „Die aktuelle Rangordnung innerhalb der höfischen Gesellschaft schwankte fortwährend hin und her. Die Balance innerhalb dieser Gesellschaft war […] sehr labil. Bald kleine und fast unmerkliche Erschütterungen, bald große und sehr merkliche Erschütterungen veränderten ununterbrochen die Stellung und die Distanz der Menschen innerhalb ihrer.“31 Die Erkenntnisse Elias’, gewonnen aus der Untersuchung des französischen Königshofes im Ancien Régime, sind Ableitungen eines Einzelfalls. Dennoch liefern sie, auch unabhängig von diesem Einzelfall, wertvolle Hilfen zum Verständnis des Phänomens.
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Seither ist in der Forschung noch einmal viel geschehen; weitere, wichtige Differenzierungsarbeit ist geleistet worden. Die Literatur zum Gegenstand, die jährlich anwächst, scheint kaum noch zu überschauen. Ganz besonders repräsentativ für die moderne Hofforschung erscheinen mir die Arbeiten des Kieler Historikers Jan Hirschbiegel über die Bedeutung des Faktors „Vertrauen“ im Rahmen von Nahbeziehungen am Hof.32 Für Hirschbiegel ist „der Vertraute“, den er bei aller semantischen Bandbreite des Begriffs vom eher negativ besetzten „Günstling“ bewusst absetzen möchte, eine der Schlüsselfiguren des Hofes überhaupt. Wir kennen ihn – so Hirschbiegel – alle: meistens sei er unbeliebt; er sei der Speichellecker der Großen und der Mächtigen, der Strippenzieher hinter den Kulissen oder der Kriecher in den Augen der Aufrichtigen.33 Unter den neuesten Forschungen zum Hof möchte ich besonders auf die noch ungedruckte Arbeit von Markus Debertol aus Innsbruck, einem Schüler von Stefan Ehrenpreis, über Stereotype am Hof um 1500 hinweisen, ein Phänomen, das den Gegenstand nicht unwesentlich erhellt.34 Letztlich war, was das Regieren anbelangt, der Hof im Mittelalter alles – oder doch so gut wie alles. Unter den konkreten Funktionen, die man dem mittelalterlichen Herrscherhof zugeschrieben hat, haben mir immer ganz besonders diejenigen eingeleuchtet, die Karl-Friedrich Krieger 2002 in einem Tagungsband zum Thema „Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter“ in vier Punkte zusammengefasst hat: 1) Medium der Selbstdarstellung des Herrschers, 2) Höchste Entscheidungs- und Legitimationsinstanz, 3) Sozialverband, 4) Kommunikations- und Nachrichtenzentrum.35
2 Der mittelalterliche Herrscherhof als Vorbild? Macht und Machtstrukturen in Game of Thrones und die mittelalterliche Geschichte
Es ist unverkennbar, dass es sich bei der Serie Game of Thrones vielfach um ein imaginiertes patchwork-Mittelalter handelt, d. h. verschiedene Phänomene aus unterschiedlichen Zeiten und Räumen des Mittelalters werden mehr oder weniger passend zusammengefügt. Es ist, aus historischer Sicht, ein Flickenteppich (was in einer Fantasy-Welt kein Vorwurf sein darf). Andererseits scheint evident, dass bestimmte Konstellationen vor allem der spätmittelalterlichen Geschichte Englands für die Serie Game of Thrones Pate gestanden haben. Unverkennbar – und überzeugend herausgearbeitet in dem bereits erwähnten Buch von Larrington – stehen dabei die sogenannten „Rosenkriege“ (wars of the roses) im Mittelpunkt, eine jahrzehntelange Auseinandersetzung im englischen Hochadel um die Königsherrschaft im Land,36 die im weiteren Sinne mit der Absetzung König Richards II. 1399,37 dem Enkel des 1377 gestorbenen Über-Vaters Eduard III.,38 begonnen hat. Im engeren Sinne begreift man damit den Zeitraum von 1455–1485, eingegrenzt durch die beiden Schlachten von St. Albans 1455 und Bosworth 1485.39 Durch eine spätere, höchst geschickte Rezeption wurde die Zeit auf einen Zweikampf der zwei „Häuser“ – über die Berechtigung des „Hausbegriffs“ ließe sich hier lange nachdenken – Lancaster und York – Lancaster = rote Rose, York = weiße Rose – dramaturgisch geschickt zugeschnitten (siehe Abb. 1).
Ein Blick auf die entscheidenden Eckpunkte des Geschehens vermag die Entwicklungen noch einmal zu verdeutlichen: Wir haben das im 12. Jahrhundert begründete Haus der Anjou-Plantagenets, durch die Launen der Geschichte über Jahrhunderte hinweg mit nur wenigen Ausnahmen in der Abfolge Vater-Sohn regierend. 1377 stirbt Eduard III. Die Erbfolge wurde in Unordnung gebracht durch den frühzeitigen Tod seines Sohnes, des Schwarzen Prinzen, sodass die Königsherrschaft auf den Enkel Richard II. überging. Nach dessen Absetzung und mutmaßlicher Ermordung 1399 kam das Haus Lancaster mit Heinrich IV. zum Zug – von vielen als Usurpation betrachtet, doch sich durch beträchtliche Erfolge im Hundertjährigen Krieg – errungen vor allem von Heinrich V. in der legendären Schlacht von Azincourt 141540 – etablierend. Unter dem geistesschwachen Heinrich VI. geriet das Lancasterkönigtum in die Krise, das Argument der einstigen Usurpation wurde von der Gegenpartei bewusst instrumentalisiert.41 Nachdem das Haus York unter Eduard IV. die Königsherrschaft hat übernehmen können, folgte nach dem frühzeitigen Tod Eduards die Übernahme der Herrschaft durch dessen Bruder Richard III. – unter Umgehung der Thronansprüche von Eduards IV. Kindern Eduard V. und Richard.
Die Verbindung von Game of Thrones explizit zu dieser Epoche der Rosenkriege bzw. richtiger zu dem, was das kulturelle Gedächtnis oder noch genauer: was populäre Vorstellungen mit dieser Epoche verbinden, ist geradezu omnipräsent. Um es auf den Punkt zu bringen: Game of Thrones kann, wenn man will, über weite Strecken nichts anderes als eine Auslegung der englischen Rosenkriege ohne realen geschichtlichen Hintergrund gesehen werden. Wenn an entscheidenden Stellen der Serie immer wieder geheimnisvoll geraunt wird: „Winter is coming“, so ist es, eine gewisse Geschichts- bzw. Literaturkenntnis vorausgesetzt, an diesen Stellen nahezu unvermeidlich, an eines der bekanntesten Rosenkriegszitate der Literatur zu denken: an den berühmten Monolog Richards III. zu Beginn des gleichnamigen Königsdramas von William Shakespeare: „Now the winter of our discontent made glorious summer by this son of York“.42
Zu betonen ist, dass die Rosenkriege im Geschichtsmythos sowie in populären Vorstellungen in der Regel übertrieben dargestellt werden; sie waren, entgegen weitverbreiteten Annahmen, keine Abfolge von jahrzehntelangen, menschenverschlingenden Materialschlachten, sondern eher eine punktuell sich immer wieder zuspitzende Hochadelsfehde.43 Die Rosenkriege endeten – zumindest in einem von der Tudor-Geschichtsschreibung des 16. Jhs. meisterhaft erzählten Narrativ – im großen Showdown zwischen dem „Erzschurken“ Richard III.44 und dem „Heilsbringer“ Henry Richmond alias König Heinrich VII.45 aus dem Hause Tudor, dem Vater des noch berühmteren Heinrich VIII. Fester Bestandteil der geradezu unbezwingbaren Erzählung von Schuld und Sühne, von Verbrechen und von Wiederherstellung der Gerechtigkeit ist dabei die in der Rezeption des Historismus fast schon rührselige Geschichte der beiden Prinzen im Tower, Eduard und Richard, der zwei Söhne des 1483 gestorbenen Königs Eduards IV. aus dem Hause York. Nach dem plötzlichen Tod Eduards IV. verschwanden die beiden, damals zwölf bzw. neun Jahre alt, unter ungeklärten Umständen im Tower.46 Die Prinzen standen damals unter der Obhut ihres Onkels väterlicherseits, des späteren Königs Richard III. Auch wenn Bran und Rickon nie unter den Erbfolgeberechtigten des Eisernen Thrones gewesen sind (obwohl Bran immerhin zum Erben von Winterfell aufsteigt), ist es richtig, dass sich – worauf bereits Larrington hinweist – das Motiv des mutmaßlichen Todes zweier unschuldiger Kinder mehr als nur einmal in der Serie spiegelt.47
Die englischen Rosenkriege stellen einen kaum zu überbietenden Entstehungshintergrund für geschichtliche bzw. pseudo-geschichtliche Beschäftigung bzw. Vermarktung jeglicher Art dar – von William Shakespeare, über Robert Louis Stevenson (1850–1894)48 über (immer wieder in neuen Formen) Rebecca Gablé bis hin zu Game of Thrones. Es war die Unsicherheit in Sachen Thronfolge nach dem Tode Eduards III., die in vielen Kreisen als Usurpation empfundene Übernahme der Königsherrschaft durch das Lancasterkönigtum, das den Grundstein für den Zerfall des Hauses Plantagenet und die Rosenkriege legte. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht weiter darauf eingehen, dass selbstverständlich auch der Vergleich zwischen Cersei und Königin Margreth von Anjou (1430–1482), der Gattin des jugendlichen, später immer wieder geistig umnachteten Lancaster-Königs Heinrichs VI. längst gezogen worden ist. Und auch nicht darauf, dass in der Suche nach Vorbildern und Analogien Zeiten und Räume scheinbar spielerisch überwunden wurden. Das unübertroffene Urbild der Königin-Mutter, die berühmte Eleonore von Aquitanien (ca. 1122–1204),49 Ehefrau zweier Könige, zunächst des französischen, dann, nach Scheidung, des englischen, und Mutter zweier englischer Könige, wird immer wieder zurecht genannt (Abb. 2).50
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Ebenso Isabella, Tochter des französischen Königs Philipp IV., die Gemahlin des von seinen Günstlingen beherrschten englischen Königs Eduard II. (1295–1358), der, einer weitverbreiteten Erzählung zufolge, einen unüberbietbar schmachvollen Tod gestorben sein soll. Die Geschichte der Plantagenets kann also mit einigem Recht als Vorlage für Game of Thrones angesehen werden, worauf etwa der britische Historiker Dan Jones verweist.52
Entgegen einem immer noch verbreiteten Klischee wissen wir mittlerweile sehr genau, dass die mächtige Königin – oder auch die mächtige Frau ganz generell – in der Geschichte des Mittelaltersalles andere als die Ausnahme war. Das einzig Bemerkenswerte, so hat Kimberly A. LoPrete im Rahmen einer biografischen Beschäftigung mit Adela von Blois (†1138), der jüngsten Tochter des englischen Königs Wilhelms des Eroberers, richtig gesagt, seien vielmehr diejenigen Männer gewesen, die es in ihrem Leben nicht wenigstens einmal mit einer solchen mächtigen Frau zu tun bekommen hätten.53 Das Zitat hat geradezu etwas Programmatisches. Es wird angeführt von der deutschen Mittelalterhistorikerin Claudia Zey am Beginn der Einführung des 2015 von ihr herausgegebenen Bandes über „Mächtige Frauen? Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11.–14. Jahrhundert)“, ein Band, der in seinen unterschiedlichen Beiträgen dutzendfach und in zahllosen Facetten von der Macht der Königin im Mittelalter handelt.54
Was aber ist mit dem Hof im engeren Sinne, mit dem Hof als Mikrokosmos, als Sozialgebilde? Parallelen zum mittelalterlichen Herrscherhof sind in der Serie Game of Thrones stets mit Händen zu greifen. Der Hof von Königsmund ist ein vielfältiges Gebilde, das ein großes Personal umfasst. Adlige, Verwaltungsexperten, höhere und niedere Bedienstete, Spaßmacher, Gaukler (Spaßmacher und Gaukler erscheinen mir freilich, wie ich als Historiker hinzufügen muss, im Vergleich zur Bedeutung an den realen Höfen überproportional wichtig – so bemerkenswert sie auch sind). Wirklich relevant sind am Hof von Game of Thrones am Ende nur eine Handvoll Akteurinnen und Akteure. Das entspricht 1:1 unserem Bild der Höfe des Mittelalters der unterschiedlichsten Art. Ich zum Beispiel kann diesen Eindruck von meiner eigenen, langjährigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Habsburgerhof des späten Mittelalters exakt bestätigen. Im riesigen Personal des Gesamtbestands dieses Hofes – minutiös erfasst im dreibändigen Werk von Paul-Joachim Heinig von 199755 – ragt stets ein „inner circle“ der eigentlich Mächtigen hervor, vielleicht vier, fünf Personen, mehr nicht.56 Es sind die Wetterherren und großen Propheten. Nur diese sind im Kern entscheidend, wie weit sich der Fächer des Personenbestandes auch immer weitet.57
Dem Mittelalter unbekannt ist hingegen das Amt der Hand des Königs. Am ehesten lässt sich diese Stellung vielleicht mit dem Kanzler der römisch-deutschen Könige und Kaiser vergleichen. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa Rainald von Dassel (†1167), der Kanzler Kaiser Friedrichs I.58 Doch Befugnisse, wie etwa in Abwesenheit des Herrschers mit dessen Stimme zu sprechen oder gar vom Thron herab weitreichende politische Entscheidungen zu fällen, wie es in George R. R. Martins Fantasywelt möglich ist, waren der Vorstellungswelt des Mittelalters weitgehend fremd.
Ferner: Beim Rat in Game of Thrones handelt es sich um die Versammlung einflussreicher Höflinge und Adeliger. Der Rat kann in kleiner und großer Form tagen. Seine Aufgabe ist es, den König zu beraten und ihn beim Regieren zu unterstützen. De facto übernimmt er oftmals die Regierungsgeschäfte, das Ausmaß der Eigenmächtigkeit ist immer wieder neu zu bestimmen. Im Kleinen Rat sitzen jeweils die Meister der verschiedenen Aufgaben. Auch das hat Heinig uns gelehrt, auch das trifft im Wesentlichen zu auf den Rat in Game of Thrones. Zentrale Verwaltungsinstitutionen, wie sie sich z. B. im Königreich Frankreich ab dem 13. Jahrhundert herausgebildet haben (Rechenkammer, Kanzlei und Oberster Gerichtshof), sucht man am Hof von Königsmund hingegen vergeblich.59
Auch ein anderer Aspekt scheint mir wesentlich zu sein. Am Hof in Königsmund tragen alle wichtigen Mitspielenden ihr öffentliches Bild zur Schau, während sie insgeheim ihre eigenen Zwecke verfolgen – das ist nichts anderes als das, was Krieger meinte, wenn er vom Hof als „Medium der Selbstdarstellung“ sprach. Es ist richtig, wenn Larrington schreibt, dass die Rolle des Höflings als eine hochspezialisierte, letztlich unnatürliche Lebensform an den mittelalterlichen Höfen entstand – am Hofe der Tudors etwa im 16. Jahrhundert war sie schon voll ausgebildet.60 Entscheidend sind die Begriffe Selbstdarstellung, Inszenierung, Schauspiel. „Einst“, so sagt Varys zu Ned, „reiste ich mit einer Gruppe Bühnenkünstler durch die Freien Städte. Sie lehrten mich, dass jeder Mensch eine Rolle zu spielen hat. Genauso verhält es sich mit dem Hof“.61
Unverzichtbar für die Selbstdarstellung des Königs ist zudem eine opulente Prachtentfaltung, sowohl in der Serie, als auch in der Buchvorlage. Auch darin gleicht der Hof in Königsmund den historischen Vorbildern, insbesondere den Höfen des Spätmittelalters. Als Beispiel sei das Hochzeitsmahl König Joffreys mit Margaery Tyrell im Thronsaal des Roten Bergfrieds genannt: Das frischgetraute Herrscherpaar reitet auf weißen Schlachtrössern in den mit zahlreichen Bannern und teurem Dekor ausstaffierten Saal; vor ihnen streuen Pagen Rosenblüten vor die Hufe der Pferde; während des 77 extravagante Gänge umfassenden Mahls werden die hohen Gäste durch zahlreiche Gaukler und Musiker unterhalten; zwei Zwerge, auf einem Hund und einer Sau reitend und die Wappen der Feinde König Joffreys tragend, stellen einen Tjost nach (Martin 2011, S. 817–825). Diese Schilderungen erinnern an die Berichte über die Festkultur am Hof der spätmittelalterlichen Herzöge von Burgund, z. B. an das sog. „Fasanenfest“ von Lille 1454 oder die Hochzeit Karls des Kühnen mit Magarete von York 1468: Eine Kultur, die Johan Huizinga in seinem berühmten Werk „Herbst des Mittelalters“ als „Äußerungen barbarischen Fürstenprunkes“ bezeichnet hat.62 Die moderne Forschung nimmt eine differenziertere Haltung ein: Zur Inszenierung von Rang, Reichtum und Magnifizenz des Herrschers sowie zur Förderung der fama (des überregionalen Diskurses über diese Feste) war die ostentative Zurschaustellung von Luxus und außergewöhnlichen entremets (Tafelspiele ähnlich wie der Tjost der Zwerge bei George R. R. Martin) ein bewährtes Mittel und diente letztendlich der Herrschaftssicherung.63 Das gleiche gilt für das Turnier, das Robert Baratheon zu Ehren von Eddard Stark ausrichten lässt, obwohl die Kassen eigentlich leer sind (Martin 2011, S. 293–301).
Noch ein letzter Gedanke zur Rezeption bzw. zur Vermarktung der Serie: Die Darstellung des Sieges von Daenerys Targaryen in der Schlacht auf dem Goldweg über ein Lannister-Heer auf dem offiziellen Game-of-Thrones-Wandteppich, der im Ulster Museum in Belfast in Nordirland ausgestellt ist (Abb. 3), gilt mit ihrer unverhohlenen Bezugnahme auf den berühmten, im 11. Jahrhundert an einem unbekannten Ort hergestellten „Teppich von Bayeux“ als Beleg für den eminenten Mediaevalismus, die Mittelalter-Staffage der Serie.64
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Der Teppich, mit seinen eminenten Aussagen über die verschiedensten Bereiche der Gesellschaft des Mittelalters, mit seinen faszinierend genauen Informationen über Alltag und Kultur der damaligen Zeit, ist uns Mediävistinnen und Mediävisten sozusagen heilig. Er ist eine Ikone. Nicht umsonst prangt der Teppich auf dem Schutzumschlag unseres – trotz Wikipedia – immer noch mit Abstand wichtigsten Nachschlagewerks, des neunbändigen Lexikons des Mittelalters.66 Der Teppich bzw. die Anspielung auf den Teppich verweist aber, wie ich meine, implizit auch auf vielleicht den Thronkampf in der englischen Geschichte des Mittelalters schlechthin: auf die Thronwirren des Jahres 1066, die nach dem kinderlosen Tode Eduards des Bekenners, des vorletzten angelsächsischen Königs der englischen Geschichte, am 5. Januar 1066 ausgebrochen waren.67 Er verweist insofern auch auf das klassische Thema der Serie. Die Wirren zogen sich in akuter Form das gesamte Jahr 1066, d. h. bis zur Krönung Wilhelms des Eroberers am 25. Dezember 1066 in Westminster Abbey, hin. Noch Jahre später ist es zu schweren Aufständen gegen die neue Herrschaft gekommen.
Der Teppich von Bayeux aber, was selten deutlich genug herausgestellt wird, stellt keineswegs ausschließlich eine Erzählung der Normannischen Eroberung Englands als ein militärisches Ereignis dar. Der Teppich hat im Grunde ein alles überragendes Thema: das Problem der legitimen Nachfolge Eduards des Bekenners, der großen, alle anderen Personen überragenden Figur des Anfangs. Es geht insofern auf dem Teppich weniger als gemeinhin angenommen wird nicht um Eroberung in einem militärischen Sinne – so spektakulär die entsprechenden, im kulturellen Gedächtnis unverwischbar eingegrabenen Szenen auch dargestellt sein mögen. Auch die vieldiskutierte Darstellung des Todes Harold Godwinsons in der Schlacht von Hastings vom 14. Oktober 1066 ist viel weniger Hauptsache als man gemeinhin glauben mag. Es geht vielmehr im Kern um die Frage, wer das Recht und die Rechtmäßigkeit hat, dem Über-Vater Eduard nachfolgen zu dürfen – insofern kann kein Zweifel daran bestehen, dass man gerade im Teppich von Bayeux die zentrale Geschichte von Game of Thrones erzählt: die Geschichte eines Thronkampfes und seine Verflechtungen im Hof.
3 Folgen und Folgerungen
Die moderne Mediävistik hat ein Bild des mittelalterlichen Hofes vorgeschlagen, dass die Topoi antiker und moderner Hofkritik – etwa an informellen Hofstrukturen wie Intrigen und Cliquenbildungen – nicht endlos wiederholt, sondern vor allem die kommunikativen Strukturen an Höfen – auch die informellen – als solche ernstnimmt und weiterhin untersucht. In den Mittelpunkt gestellt hat sie dabei den Faktor Macht in all seinen Facetten. Um noch einmal mit Jan Hirschbiegel zu reden: wie auch immer sie auftritt, wie auch immer sie begründet ist, wer auch immer sie hat. Es gibt kein klares Bild von Macht, sie kommt immer in überraschender Gestalt. Hirschbiegel hat dabei im Rahmen einer Beschäftigung mit dem Achämenidenhof vom Hof gesprochen als von der „Überzeitlichkeit eines zeitgebundenen Phänomens“.68 Das scheint mir gut gesagt. Und ich möchte diesen Begriff auch als einen Schlüssel sehen für das Verständnis des Hofes in Game of Thrones – auch wenn es sich hierbei um eine reine Fantasy-Welt handelt.
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(Larrington 2016). Weitere wichtige Titel, die es in diesem Zusammenhang zu nennen gilt, sind z.B. Busch und Velten (2018), Friedrich und Kopp (2019), Larrington (2019), May, Baumann, Baumgartner und Eder (2016) sowie Rohr und Benz (2020). Die im Text und in den Fußnoten angeführten Zitate beziehen sich auf die englischssprachigen Romanvorlagen von George R. R. Martin (A Game of Thrones,A Clash of Kings,A Storm of Swords,A Feast for Crows,A Dance with Dragons). Verwendete Ausgaben: 2011, New York: Bantam Books Mass Market Edition.
Die moderne Mediävistik hat sich von der ‚Einheit‘ des Mittelalters (vgl. Heimpel 1957) längst verabschiedet. Eine homogene Auffassung der Epoche existiert nicht bzw. wird nicht mehr herzustellen versucht, ‚Mittelalter‘ ist in der Wissenschaft zu einem reinen Verständigungsbegriff geworden; (vgl. nur Fried 2008, S. 8). Zum Begriff Mittelalter (medium tempus), der in seiner ältesten bekannten Form als Epochenbegriff am frühesten 1373 von Francesco Petrarca und als mittleres Glied der Abfolge Antike – Mittelalter – Neuzeit erstmals 1688 von dem Hallenser Professor für Geschichte und Beredsamkeit Christoph Cellarius gebraucht wurde (vgl. Goetz 1999, S. 36–39 mit älterer Literatur; Moos 1993).
Zur Bandbreite der Lebensformen im Mittelalter der Klassiker von Borst (1973, vgl. bes. den Abschnitt „societas humana“ S. 347–659); ebenfalls bereits klassisch Reinhard (2004, vgl. bes. das Kapitel II: Mitmenschen).
Vgl. beispielsweise Doran Martell im Gespräch mit seiner Tochter Arianne, „Dorne cannot hope to win a war against the Iron Throne.“ (Martin 2011, S. 855).
Siehe z. B. die Aussage von Stannis Baratheon im Gespräch mit Davos Seaworth in (Martin 2011, S. 496): „Have you ever seen the Iron Throne? The barbs along the back, the ribbons of twisted steel, the jagged ends of swords and knives all tangled up and melted? It is not a comfortable seat, ser. Aerys cut himself so often men took to calling him King Scab, and Maegor the Cruel was murdered in that chair. By that chair, to hear some tell it. It is not a seat where a man can rest at ease. Ofttimes I wonder why my brothers wanted it so desperately.“
„Cumque illo ventum esset, duces ac prefectorum principes cum caetera principum militum manu congregati in sixto basilicae Magni Karoli cohaerenti collocarunt novum ducem in solio ibidem constructo, manus ei dantes ac fidem pollicentes operamque suam contra omnes inimicos spondentes, more suo fecerunt eum regem.“ (Bauer und Rau 1990, S. 86, Z. 2–6). Zur Aachener Krönung 936 als einem der traditionellen Großbaustellen der deutschen Mittelalterforschung siehe Fried (1995) und Keller (1995).
„Sequenti die, id es ea dominica, qua Laetare Jerusalem canitur, ab episcopis a palatio in ecclesiam beate Marie semper virginis deductus cum omnium qui aderant applausu ab Arnaldo Coloniense archiepiscopo, aliis cooperantibus, coronatus in sede regni Francorum, que in eadem ecclesia Karolo Magno posita est […].“ (Schmale 1986, S. 286 Z. 21–26).
Vgl. Petersohn (1993), der (als Teil eines rechtlichen Ensembles) auf die Bedeutung der (Aachener) Thronsetzung des gewählten römisch-deutschen Königs hinweist.
„Ego simili possum admiratione dicere quod in curia sum, et de curia loquor, et nescio, Die scit, quid sit curia. Scio tamen quod curia non est tempus; temporalis quidem est, mutabilis, et varia, localis et erratica, nunquam in eodum statu permanens; in recessu meo totam agnosco, in reddito nihil aut modicum invenio quod dereliquierim, extraneam video factus alienus. Eadem est curia, sed mutata sunt membra. Su descripsero curiam, ut Porphyrius diffinit genus, forte non mentiar, ut dicam eam multitudinem quodammodo se habentam ad unum principium. Multitudo certe sumus infinita, uni soli placere contendens.“ (Map und James 1983, S. 2 f.)
Zu Map siehe Gransden (1974, S. 242–244) und Uhlig (1973).
Zu den Rosenkriegen im konzisen Überblick siehe Krieger (2009, S. 219–235), Meuthen (2012, S. 61), Sarnowsky (2002, S. 184–195); guter Überblick bei Brodt (2004, S. 186–226) und Carpenter (2002).
Zu Heinrich VII. als Heilsbringer vgl. mit den dort wiedergegebenen Zitaten von Francis Bacon: „founder of the new England of the sixteenth century“, „a wonder for wise men“ (Breverton 2015, S. 57).
Zu Eleonore, die aus einem einflussreichen Herrschergeschlecht, das im Westen Frankreichs beheimatet war, stammte, vgl. die kompakte und wissenschaftlich genaue Biographie von Turner (2012). Der wuchtige Einstiegssatz ist bezeichnend: „Eleonore von Aquitanien ist die berühmteste Königin des gesamten Mittelalters und eine der Frauengestalten der Geschichte, um die sich die meisten Sagen ranken“ (Turner 2012, S. 7); klassisch die Darstellung von Pernoud (2012). Der Einstieg wirkt wie eine Steilvorlage für jegliche Form der literarischen Aufnahme bzw. Inspiration: „Eleonore von Aquitanien ist gelegentlich mit Messalina, manchmal auch mit Melusine verglichen worden. Über Messalina braucht man weiter nichts zu sagen, aber auch der Vergleich mit Melusine ist nicht gerade schmeichelhaft. Sie ist jene Figur aus dem poitevinischen Sagenkreis, deren Gatte, beunruhigt über ihr häufiges Verschwinden, ihr eines Nachts folgt und zu seinem namenlosen Entsetzten sieht, wie sie sich in eine Schlange verwandelt.“ (Pernoud 2012, S. 7). In sachgerechter Einordnung der Figur als Herrscherin im Kontext der Zeit grundlegend: Van Houts (2012, bes. S. 203–208, 210–214, 218–222).
Die Parallelen zwischen der Figur der Cersei Lannister und Eleonore von Aquitanien werden z. B. durch die gemeinsame Wappenfigur unterstrichen: Denn der steigende, goldene Löwe auf rotem Grund des Hauses Lannister scheint das Wappen der hochmittelalterlichen Herzöge von Aquitanien zum Vorbild zu haben. In der Belletristik ist die Löwen-Metapher für Eleonore deshalb sehr beliebt, siehe z. B. den Roman Die Löwin von Aquitanien von Tanja Kinkel (1991). Auch Cersei Lannister vergleicht sich selbst mit einer Löwin: „I am a lioness. I will not cringe for them“(Martin 2011, S. 934).
Wie schwierig der Umgang mit den vielen Akteurinnen und Akteuren am Hof von Königsmund sein kann, erfahren wir von König Robert Baratheon: „[…] And the people…there is no end of them. I sit on that damnable iron chair and listen to them complain until my mind is numb […]. They all want something, money or land or justice. The lies they tell…and my lords and ladies are no better. I am surrounded by flatterers and fools, Ned. Half of them don’t dare tell me the truth, and the other half can’t find it. […]“ (Martin 2011, S. 47).
Vgl die etwas anders ausfallende Aussage in der Romanvorlage: „I was an orphan boy apprenticed to a traveling folly. Our master owned a fat little cog and we sailed up and down the narrow sea performing in all the Free Cities and from time to time in Oldtown and King’s Landing.“ (Martin 2011, S. 646).
Huizinga (2006, S. 370). Zum Fasanenfest siehe die Beschreibung bei Beaune und d’Aubremont (1884, S. 340 ff.). Zur Hochzeit Karls des Kühnen mit Margarete von York siehe Beaune und d’Aubremont (1888, S. 95 ff.).
Stellvertretend für die zahlreichen Publikationen hier nur Kamp (2012, S. 76–80). Zum Fasanenfest siehe Müller und Nowak (2003) und Goossenaerts (2013).