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2021 | OriginalPaper | Buchkapitel

11. Der „ökologische Fußabdruck“

verfasst von : Dr. Thomas Unnerstall

Erschienen in: Faktencheck Nachhaltigkeit

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Es gibt nur wenige in den Naturwissenschaften entstandene und dort klar definierte Begriffe, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen worden sind. Der Begriff „ökologischer Fußabdruck“ hat es geschafft. Er wurde vor 25 Jahren erfunden und hat sich seitdem zum wahrscheinlich prominentesten „Nachhaltigkeitsindikator“ entwickelt: An ihm wird – vor allem am bereits in der Einleitung erwähnten jährlichen „Earth Overshoot Day“ – in den Medien und in vielen gesellschaftlichen Diskussionen regelmäßig festgemacht, dass die Menschheit die Ressourcen der Erde überbeanspruche. Mehr noch: Die Tatsache, dass in den USA und der EU der ökologische Fußabdruck sogar noch einmal deutlich höher ist als im Weltdurchschnitt, ist eines der wichtigsten Argumente bei der zunehmenden Grundsatzkritik am westlichen Lebensstil und Wirtschaftssystem.

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Fußnoten
1
Die folgenden Ausführungen basieren auf der Forschungsliteratur zum ökologischen Fußabdruck, v. a. Wackernagel et al. (2005). Die Daten dieses Kapitels stammen fast ausschließlich aus der Datenbank des Global Footprint Network.
 
2
Diese Gewässer machen flächenmäßig weniger als 10 % aller Gewässer auf der Erde aus.
 
3
Es gibt eine fünfte Kategorie „Bauland“; sie bezeichnet die Biomasse, die theoretisch von der Landwirtschaft auf den faktisch für Gebäude und Verkehr genutzten Flächen produziert werden könnte. Aufgrund der quantitativ geringen Bedeutung werde ich sie hier nur am Rande berücksichtigen.
 
4
Zur näheren Erläuterung: Für die jährlichen CO2-Emissionen des Menschen gibt es drei Pfade:
  • Ein Teil wird von den Ozeanen aufgenommen (Photosynthese des Plankton).
  • Ein Teil wird von den Pflanzen auf der Landoberfläche des Planeten aufgenommen.
  • Das restliche auf diese Weise nicht per Photosynthese gebundene CO2 bleibt in der Atmosphäre, führt dort zu einer erhöhten CO2-Konzentration und trägt damit entscheidend zum Treibhauseffekt, d. h. zum Klimawandel bei.
Man kann auf dieser Basis die Frage stellen, wie viel Wald (als die mengenmäßig bedeutendste Form der Landpflanzen) denn erforderlich wäre, um statt des oben genannten Anteils das gesamte (nicht von den Ozeanen aufgenommene) CO2 zu binden. Diese Waldfläche ist definiert als der „ökologische Fußabdruck Kohlenstoff“.
 
5
Jürgen Randers hat in seinem Buch „2052“ (Randers 2013) hierfür den Begriff „nichtenergetischer ökologischer Fußabdruck“ geprägt, der durchaus treffend ist.
 
6
In der konkreten Durchführung sind diese Berechnungen sehr aufwändig, weil bei der Umrechnung auf die eine Maßzahl GHA viele Faktoren zu berücksichtigen sind: u. a. die unterschiedlichen Erträge pro Hektar in den Regionen/Ländern, die unterschiedlichen Holz-Wachstumsraten und vieles andere.
 
7
Die Zahlen für die EU sind aus der Datenbank des Global Footprint Network nicht ohne weiteres ersichtlich; daher lege ich hier die Zahlen von Europa (ohne Osteuropa) zugrunde.
 
8
Der Grund für die ca. 160 % bei der Nutzung von Weideflächen – d. h. beim Verbrauch von Produkten, die von Viehherden stammen (v. a. Rindfleisch, Schaffleisch, Milchprodukte, Wolle) – ist anhand der veröffentlichten Daten leider nicht nachvollziehbar. 160 % bedeuten eigentlich, dass erhebliche Mengen dieser Produkte importiert werden. Der Westen hat aber eine ausgeglichene Bilanz beim Export/Import von Rind- und Schaffleisch und er exportiert (netto) in erheblichem Umfang Milchprodukte (vgl. Fußnote 7, Kap. 7)
 
9
Der aufmerksame Leser wird sich vielleicht fragen, warum ich hier nicht – wie bei den Rohstoffen – die Pro-Kopf-Werte des Westens für die Zukunftsprognose heranziehe. In der Tat kann man für die Welt und natürlich für Regionen und Länder den ökologischen Fußabdruck pro Kopf ausrechnen. Das Problem ist jedoch, dass diese Werte aufgrund der angewendeten komplexen Methodik nicht miteinander vergleichbar sind (anders als z. B. der Stahlverbrauch pro Kopf). Beispiel: Der Nahrungsmittelverbrauch pro Kopf im Westen liegt etwa 20 % über dem Weltdurchschnitt, der ökologische Fußabdruck pro Kopf in der Kategorie „Ackerprodukte“ liegt jedoch 70 % über dem globalen Wert; entsprechend wird auch die Biokapazität „Ackerprodukte“ im Westen relativ gesehen höher bewertet. Aus diesem Grund muss man für diese Prognose den hier gewählten Weg gehen.
 
10
Andere ökologische Effekte der Landwirtschaft – vor allem Bodenverschlechterung, Nährstoffüberschüsse mit Folgen für die Meere, Pestizide mit Folgen für die Tierwelt usw. – könnten dieses Urteil modifizieren, werden aber eben durch das Konzept „ökologischer Fußabdruck“ nicht erfasst.
 
Metadaten
Titel
Der „ökologische Fußabdruck“
verfasst von
Dr. Thomas Unnerstall
Copyright-Jahr
2021
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-62601-6_11