Der Wandel des Wohlfahrtskorporatismus: Staat-Verbände-Beziehungen zwischen Kooperation und Konfrontation

Der Beitrag analysiert die Veränderungen in den Beziehungen zwischen Staat und Wohlfahrtsverbänden im Pflegesektor seit der Reform von 1995. Diese Reform führte zu einer Umstrukturierung der Pflegesysteme und einer Aufhebung der traditionellen korporatistischen Beziehungen. Der Text untersucht, wie die Einführung der Pflegeversicherung und die damit verbundenen Marktöffnungen die Rolle der Wohlfahrtsverbände verändert haben. Trotz der Auflösung der exklusiven Vorrangstellung der Wohlfahrtsverbände bestehen weiterhin institutionelle Elemente des Korporatismus, wie die Pflegesatzkommissionen. Darüber hinaus haben die Wohlfahrtsverbände ihre Organisationspotenziale genutzt, um informelle Beziehungen zur Politik aufrechtzuerhalten. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung konfrontativer Beziehungen zwischen Wohlfahrtsverbänden und Staat, die als stabilisierend für das politische System betrachtet werden. Der Text zeigt auf, wie die Wohlfahrtsverbände ihre Rolle als Sozialanwalt genutzt haben, um gesellschaftlich brisante Themen wie Armut und Pflegebedürftigkeit in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Diese Analyse bietet einen tiefgehenden Einblick in die komplexen Dynamiken des modernen Wohlfahrtskorporatismus und seine Auswirkungen auf das politische System.