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Der Wille zur Wiederholung II

Der Doppelgänger in Literatur und Film

  • 2025
  • Buch
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Über dieses Buch

Der Band knüpft an den ersten Teil von Der Wille zur Wiederholung an, der den Untertitel Entzauberung und Faszination des Immergleichen in Literatur und Film trägt. Er widmet sich der Fiktion einer Spaltung: dem Widerspruch der Wiederholung eines Bildes in seinem Gegenbild ein und derselben Figur. Roman, Theater, Film und Fernsehen erzählen immer wieder und immer anders vom „Doppelgänger“. Sein Name ist Programm und ein Generikum, das unter der Bezeichnung Doppelganger ebenso im Englischen, Spanischen, Italienischen, Rumänischen und vielen anderen Sprachen geläufig ist. Der Germanismus steht keineswegs für kulturelle Exklusivität. Denn mit dem Aufkommen des Individualismus im 17. Jahrhundert lässt sich vielerorts ein wachsendes Interesse am Selbst und der eigenen Erfahrung beobachten wie die Erforschung des „Moi“ in Montaignes Essays. Später kreisen Psychoanalyse und Surrealismus nebst ihren postmodernen Surrogaten um das Epizentrum unbewusster Triebe mit seinem Kräftefeld aus Wünschen und Träumen. Der Doppelgänger bietet eine mögliche Darstellung eines Subjekts, das als komplex und vielschichtig verstanden wird. Im Kontext von Denkströmungen wie der Transhumanismus und die Entwicklung neuer Technologien (ChatGPT, Metaversen usw.) gewinnt dieses Thema nicht zuletzt an Aktualität, weil die digitalen Werkzeuge Strategien ermöglichen, die im Alltag die Rituale und Routinen prägen, die schon Henri Lefebvre beschreibt. Was einst eine romantische (Künstler‑)Fantasie war, kann potenziell mit den Mitteln digitaler Technik realisiert werden. Auf der einen Seite erweitern die Technologien den Subjektbegriff, auf der anderen Seite stoßen sie an die Grenzen des Bewusstseins, markiert als das Geheimnis des Menschseins. Meist bleibt es also bei einer Fantasie, die Literatur und Film gerne aus- und durchspielen. In der Fiktion ist unbestritten, dass Alltagsmenschen durch übermenschliche Kräfte zu Superhelden oder durch einen Fluch zu Monstern werden können. Angesichts dieser Fülle an figuralen Dublüren bieten die Autorinnen und Autoren dieses Bandes auf höchst anregende und abwechslungsreiche Weise Einblicke in die Diversität von Wi(e)dergänger*innen und die Synchronizität ihrer Spaltungen, Spiegelbilder, Schatten und Simulakren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Psychoanalyse und Begriffsgeschichte

Frontmatter
Performative Aspekte von Spaltungsphantasien: vom Doppelgänger zum Avatar. Eine literaturhistorische und terminologische Problematisierung verwandter Begriffe
Zusammenfassung
Mein Beitrag basiert auf mehreren meiner Veröffentlichungen zum Thema „Der Doppelgänger in Literatur und Film“, bietet eine literaturhistorische Einordnung und terminologische Problematisierung verwandter Begriffe und stellt verschiedene Ansätze zur Theorie des „Doppelgängers“ vor. Dabei werden besonders literatur- und film-, bzw. medientheoretische Ansätze von Spaltungsfantasien berücksichtigt, welche das Auftauchen des Doppelgängers in literarischen Werken und im Stummfilm analysieren. Anschließend werden auch die inhärenten performativen Aspekte des Motivs untersucht, um seine Entwicklung und seine Erscheinungsformen vom Mythos bis zum Avatar im digitalen Zeitalter zu charakterisieren.
Gerald Bär
Zwischen Unsterblichkeitssehnsucht und Verfolgungswahn
Psychoanalytische und literarische Annäherungen an Spiegel, Schattenexistenzen, Heimliches und Unheimliches, Sterbliches und Unsterbliches
Zusammenfassung
Sowohl fachwissenschaftliche Diskurse als auch literarische Texte verhandeln Probleme personaler Identität. Das Ich und sein Doppelgänger stehen in einem ambivalenten Verhältnis zueinander, das von narzisstischer Bewunderung bis hin zur obsessiven Verfolgung reicht. Psychoanalytische Ansätze von Freud und Rank interpretieren diese Phänomene als Abwehrmechanismen gegen die Angst vor dem Tod und als Manifestationen innerer Konflikte. Zeitgenössische Repräsentationen des Doppelgängers scheinen zum einen durch Künstliche Intelligenz, Gentechnologie und Reproduktionsmedizin ‚Unsterblichkeitsprothesen‘ zu generieren, zum anderen speisen sie auch die Kulte des Identischen: die Tyrannei des Selben über die Alterität des Anderen.
Bettina Rabelhofer

Subjektkrise und populärer Mythos in der Literatur

Frontmatter
Doppelgängerscheu und Doppelgängerlust
Drei Fälle von Selbsterkennung in anderen Autoren: Ralph Waldo Emerson, Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche
Zusammenfassung
In diesem Artikel sollen divergierende Reaktionen auf die Identifizierung eines Autors mit einem anderen erörtert werden. Zu diesem Zweck werden zwei entgegengesetzte Begriffe vorgeschlagen: Doppelgängerscheu und Doppelgängerlust. Im Zusammenhang mit dem ersten Begriff werden in Kürze Briefe bzw. Marginalien von Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche besprochen; im Zusammenhang mit dem zweiten Begriff werden einige Passagen aus dem Werk von Ralph Waldo Emerson diskutiert. Der Fokus dieses Artikels liegt dabei auf Emerson.
Santiago Contardo
Gottfried Benns Alter Ego-Figuren als transfiktionaler Sonderfall des Doppelgängers
Zusammenfassung
In Gottfried Benns Werk treten zahlreiche Alter-Ego-Figuren auf. Zwischen einem modifizierten autofiktionalen Pakt und dem literarischen Motiv des Doppelgängers als allegorisches Dividuum konstruiert Benn transfiktionale Widergänger des problematischen Künstlersubjektes in der Subjektkrise, deren Spezifik in diesem Beitrag konturiert werden soll. Das neuere Konzept der Autofiktion einerseits und die Motivgeschichte des Doppelgängers andererseits bilden das theoretische Paradigma für eine exemplarische Lektüre der Figuren Rönne aus Ithaka (1914) und den Gehirne-Novellen (1916) und Pameelen aus Der Vermessungsdirigent. Erkenntnistheoretisches Drama (1916).
Alina Antonov
Psycho-Logik des culture clash – Bram Stokers Dracula als Doppelgänger-Roman
Zusammenfassung
Der Artikel zeigt, wie Bram Stokers Dracula eine Doppelgänger-Konstellation zwischen den Kulturen entfaltet. Entscheidend ist dabei die Psycho-Logik des Schattens nach C.G. Jung: Der Graf verkörpert all das, was die viktorianischen Gentlemen aus ihrem Selbst-Bild exiliert haben. Während Dracula als „Monster“, „Scheusal“ oder „Teufel“ distanziert wird, offenbart sich auf symbolischer, sinnlicher und struktureller Ebene eine initiale Verbindung. Schließlich kommt es dabei zu einer negativen Integration des Schattens: Der Graf verschwindet als Mittler, wo die Gentlemen seine Züge ganz angenommen haben.
Stefan Sonntagbauer

Literarische Anverwandlungen in französischer Sprache

Frontmatter
Car Je est un autre
Das andere Ich bei Arthur Rimbaud
Zusammenfassung
Dieser Beitrag verfolgt das Ziel einer Illustration der identitären Persönlichkeitserweiterung des modernen Individuums auf der Ebene der poetologischen Imagination. Arthur Rimbaud charakterisiert sein erweitertes Ich als etwas Multiples und vom eigenen Selbst entkoppelt. Zwischen Wahnsinn, Ekstase, Glück und Wut generiert sich Arthur Rimbauds Poetologie und konstruiert das vervielfachte Individuum der Moderne auf bemerkenswerte Art und Weise. Durch eine poetologische Auseinandersetzung und Präsentation der rimbaud’schen Seher-Briefe soll durch diesen Beitrag das für den Sammelband wichtige Zitat im Titel erklärt und genauer definiert werden, um im Kontext des Motivs der erweiterten Persönlichkeit als wirksames Fugenelement zu dienen (An dieser Stelle möchte ich Hermann H. Wetzel ausdrücklich für den intensiven Austausch über die beiden Briefe Arthur Rimbauds danken. Jener hat mich dazu gebracht, einige Thesen, die ich entwickelt habe, zu modifizieren und zu hinterfragen. Auch danke ich Christine Ott, die mich v. a. auf die rimbaud’sche Grundprovokation in seiner Literatur hingewiesen hat, die Arthur Rimbaud zwar lesenswert macht, keineswegs jedoch dazu führen sollte, seine Dichtung unhinterfragt zu glorifizieren. Mit diesem zweiseitig geschärften Blick durfte ich Arthur Rimbauds voyance dementsprechend nicht nur durch meine eigenen beiden Augen, sondern durch gleich sechs Augen sehen.).
Simon Prahl
Zwillingstexte, Doppelgänger und autobiografische Projektionen bei Alain Fleischer
Zusammenfassung
Der Aufsatz beschäftigt sich mit Fragen der Identität bei Alain Fleischer, ausgehend von der fiktiven Autobiografie Moi, Sàndor F., deren Inhalt und Form durch frühere literarische und fotografische Werke sowie durch den paratextuellen Diskurs des Autors antizipiert werden. Mit Bezug auf die jiddische Figur des Dibbuks (Bayard) und auf das Konzept der Postmemory-Generation (Hirsch) werden die Bedeutung des wiederkehrenden Doppelgängers, das paradoxe Erzähldispositiv und der Prozess der autobiografischen Projektion analysiert.
Jutta Fortin
Gekreuzigt, gestorben und neu ausgelegt. Die Passion Christi aus dem Blick des Schriftstellers Michel Houellebecq
Zusammenfassung
In La carte et le territoire (Karte und Gebiet) enthüllt Michel Houellebecq, figurativ durch die Malerei Jed Martins, wie sein literarisches Werk eigentlich ästhetisch konzipiert ist, warum er sich in seinem eigenen Werk entäußert und schließlich umbringen lässt. Insofern ist dieser Roman die Crux im wortwörtlichen und übertragenen Sinn, denn er erklärt meines Erachtens das Desiderat des gesamten Romanwerks das Kreuz zeitgenössisch zu aktualisieren, das heißt den notwendigen Widerspruch zwischen christlichem Moralideal und Welt, von der sich der Schriftsteller nicht ausnimmt, darzustellen. Die elementare Art und Weise der Lebenserfahrung kommt die transzendentale Wahrheit erfüllen, aber gerade dadurch wird ihre Wahrhaftigkeit unbestreitbar und das ist entscheidend.
Noëlle Miller
Das doppelte Ich – Simulation von Identität und Authentizität im Roman L’anomalie von Hervé Le Tellier
Zusammenfassung
Der Roman Lʼanomalie (2020) von Hervé Le Tellier exemplifiziert die philosophischen Theorien René Descartes’ und Nick Bostroms, die Realität als Illusion und Simulation problematisieren. Durch die Duplizierung von Identitäten reflektieren die Figuren aus der Begegnung mit ihren Doppelgängern ihre Lebensentwürfe und ordnen diese neu. Der Referenzverlust innerhalb der Simulation tangiert die simulierten Identitäten nicht. Die ästhetische Konstruktion des Romans konterkariert diese narrative Versuchsanordnung, sodass Authentizität im Umfeld von Simulation als obsolete Kategorie inszeniert wird, denn sie ist in einer selbstreferenziellen Simulation nicht nur unmöglich, sondern gänzlich unnötig.
Nicole Brandstetter
Mehrfache Identitäten in Charly Delwarts Que ferais-je à ma place?
Zusammenfassung
In seinem Buch Que ferais-je à ma place (2023) stellt Charly Delawart mit Hilfe von grafischen Illustrationen Fragen, die unter anderem die Situation der Menschenrechte, die virtuelle Realität, seiner Arbeit als Schriftsteller und seine Familie betreffen. In diesem Artikel werden die alternativen Antworten auf diese Fragen anhand der von Eran Dorfman eingeführten Idee der multiplen Identität analysiert, die das klassische Motiv des Doppelgängers herausfordert. Delwarts Herangehensweise an zeitgenössische mediale und gesellschaftliche Entwicklungen zeigt eine kritisch-ironische Tendenz, die schließlich mit Gerhard Schulzes soziologischen Konzepten zum Projekt des schönen Lebens und der Erfahrungsrationalität diskutiert wird.
Leena Eilittä

Medienvergleich und ästhetische Kopplung von Literatur und Film

Frontmatter
Doppelgänger bei Italo Calvino und im Märchen
Zusammenfassung
Doppelgänger weisen als rekurrentes Motiv der Kultur eine große Variationsbreite auf, konstitutive Definitionselemente für diesen Beitrag sind die unheimliche bedrohliche Begegnung mit einer extrem ähnlichen Person mit nachfolgender Identitätskrise. Im Zentrum der Analyse steht Italo Calvinos phantastischer Roman Il visconte dimezzato (1952), in dem der Protagonist in zwei manichäisch in böse und gut differenzierte Hälften geteilt und am Ende wiedervereint wird. Mit seiner speziellen Variante bezieht sich Calvino intertextuell auf die reiche Motivtradition, architextuell auf die Gattungskonventionen des Märchens und metapoetisch auf literaturtheoretische Debatten der ideologisch geprägten Nachkriegszeit. Dies macht den Visconte dimezzato als Schwellentext sowohl des Doppelgänger-Motivs als auch der poetologischen Entwicklung des Autors lesbar, als ästhetische Aufwertung nicht-realistischer Literatur. Im Märchen sind Doppelgänger deutlich weniger verbreitet, exemplarische Texte aus Calvinos Märchensammlung Fiabe italiane (1956), aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm (Die Gänsemagd und Die zwei Brüder) und Hans Christian Andersens Kunstmärchen Der Schatten (1847) präsentieren unterschiedlich lose Anknüpfungen an den Motivkern und die literarische Tradition. Abschließend zeigt ein Ausblick auf Doppelgänger im Film, vor allem Jordan Peeles Horrorfilm Us (2019), das anhaltende Aktualisierungspotenzial des Motivs.
Ludger Scherer
Doppelgänger:innen? Narrative der Fragmentation und Kooperation zwischen 1800 und 2000
Zusammenfassung
In der Literatur seit 1800 bringt der Anbruch des bürgerlichen Zeitalters ein Doppelgänger-Narrativ von Ich-Spaltung und -Wiedervereinigung hervor, das zwei Jahrhunderte später noch aktuell ist: Vorstellungen vom Verlust ursprünglicher Ganzheit des (standardmäßig: männlichen) Individuums sind im 19. Jh. von Binäroppositionen strukturiert, die bis heute Gender konstituieren; die Selbstbegegnung wird als eine gewaltsame Aushandlung der Positionen von Subjekt und Objekt erzählt. Das westliche Kino an der Wende zum 21. Jahrhundert setzt diesen Konflikt als Transgression von Körpergrenzen nach wie vor wirkungsvoll ins Bild. Heinrich von Kleists Drama Amphitryon (1807) und David Finchers Buchverfilmung Fight Club (1999) sind prototypisch für das heteronormative Narrativ, dessen Übertragung auf weibliche Figuren der Beitrag anhand von zwei zeitgenössischen Beispielen überprüft. Während Darren Aronofskys Black Swan (2010) der destruktiven Logik des heteronormativen Narrativs folgt, passiert in Jason Reitmans Tully (2018) eine Umformulierung der Doppelgänger:innen-Begegnung.
Martina Schönbächler
Doppelgänger intermedial: José Saramagos Roman O Homem Duplicado (2002) und Denis Villeneuves Film Enemy (2013)
Zusammenfassung
Wenige Werke behandeln das Doppelgänger-Thema so zentral wie José Saramagos Roman O Homem Duplicado (2002). Der folgende Aufsatz analysiert den Roman im Vergleich zu seiner Verfilmung. Dabei rückt er insbesondere die intermediale Dimension zwischen, aber auch in beiden Werken in den Fokus und beschreibt den Doppelgänger nicht nur als eine mediale Figur in Literatur und Film, sondern auch als Medienfigur, insofern die Verfilmung eine Art ‚dunkles Double‘ des Romans bildet.
Jan Rhein

Doppelgänger in Film und Fernsehserie

Frontmatter
Die Doppelgängerin im Film
Bevorzugte Themen, Klischees, Vorurteile
Zusammenfassung
Der Beitrag befasst sich mit dem Thema der Doppelgängerin, die u. A. in folgenden Filmgenres zu erkennen ist: im Thriller, im Action-Movie, in der Komödie mit Rollentausch, im Horror-Film, im Animationsfilm. Die Doppelgängerin nimmt mehrere Formen ein: reale oder imaginäre Doppelgängerin, Alter Ego, Zwilling. Ihre Entstehung ist oft von den Bedürfnissen oder Traumata einer männlichen Figur hervorgerufen. Oft bedingen eine Rolle als Schauspielerin, das Streben nach Perfektion, die Erschöpfung als Folge des künstlerischen Prozesses die Entstehung der Doppelgängerin. Der Beitrag umfasst zahlreiche Filmbeispiele, die den jeweiligen Filmgenres und der Art der Doppelgängerin entsprechen.
Laura Lăzărescu-Thois
Zwischen Zufälligkeit und Notwendigkeit: Zur Synchronizität und Funktion des Doppelgängers in Krzysztof Kieślowskis
La double vie de Véronique
Zusammenfassung
Krzysztof Kieślowskis La double vie de Véronique (1991) gilt als einer der bekanntesten Filme über Doppelgänger/innen überhaupt. Im folgenden Aufsatz soll zuerst die Doppelgängergeschichte von Weronika und Véronique als Synchronizitätsfall im Sinne Carl Gustav Jungs gedeutet werden. Danach wird der Funktion der Doppelgängerin im Film nachgegangen: Als Figur des ‚Schicksalszufälligen‘ (Odo Marquard) liegt das Double an der Schnittstelle von Zufälligkeit und Notwendigkeit und kann – wenn bewusst wahrgenommen – dem Ich zur Freiheit und Selbsterkenntnis verhelfen. Der Film steht somit nicht im Zeichen eines Fatalismus, sondern einer fruchtbaren Spannung zwischen Willensfreiheit (dem Transzendentalen) und der Macht des Transzendenten (Gott, Fatum).
Traian-Ioan Geană
„The Children of Her Rage“: Mutterschaft und Doppelgängerinnen im Horrorfilm
Zusammenfassung
Werden weibliche Charaktere im Horrorfilm als monströs markiert, so liegt die Konstruktion ihrer Monstrosität in ihrer Weiblichkeit. In The Brood und Verónica wird somit mittels Doppelgängerinnen Mutterschaft problematisiert. Im Verlauf der Filmhandlungen tauchen mysteriöse Erscheinungen und Wesen auf, die versuchen, den Kindern der Protagonistinnen Schaden zuzufügen. Letztlich stellen sich diese Gestalten als Abspaltungen der Protagonistinnen heraus, welche nur in Abhängigkeit zu ihnen existieren und agieren können. Die Filme suggerieren stark eine psychoanalytische Lesart, nach der die Gestalten als Manifestationen der unterdrückten Wut und Frustration ihrer Erzeugerin fungieren. Die Kinder können nur durch den Tod der Mutter gerettet werden.
Charleena Schweda
Reinkarnation in Film und Serie
Zusammenfassung
Die Reinkarnation ist ein mystisches Sujet im Film. Sie unterscheidet sich von der Zeitschleife und dem Paralleluniversum durch die metaphysische Sinnstiftung einer Wiederholung. In der religiös gefärbten Reinkarnation begegnen die Wiedergeburten ihrem Wirt nicht, aber es affizieren sich ihre Welten spirituell. In der dystopischen Version stehen die Wiedergänger für eine Heimsuchung und sorgen für Verschwörungstheorien. In allen Fällen liegt ein Anachronismus vor. So treten etwa Objekte vor ihrer Entstehung in einem anderen Universum auf. Oft weiß nur das Filmpublikum von den Wiedergängern und den zeitwidrigen Dingen. Möglich ist die Einsicht in dieses Panorama durch den auktorialen Willen zur Gegenüberstellung von Doppelgänger und Original. Die Verfahren, die durch eine solche Kontrastierung künstlerisch motiviert sind, zeigen sich exemplarisch in den Filmen Little Buddha von Bernardo Bertolucci und Café de Flore von Jean-Marc Vallée.
Jörg Türschmann
Titel
Der Wille zur Wiederholung II
Herausgegeben von
Jörg Türschmann
Noëlle Miller
Santiago Contardo
Copyright-Jahr
2025
Electronic ISBN
978-3-658-48226-8
Print ISBN
978-3-658-48225-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-48226-8

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