Die Digitale Transformation hat größere ökonomische und soziale Implikationen als jede bisherige industrielle Revolution. Denn die in Kap. 2 beschriebenen technischen Fortschritte als Ursachen der Transformation liegen nicht nur punktuell in einer Produktionstechnik wie der Dampfmaschine, sondern finden parallel auf vielen Gebieten statt, beschleunigen sich gegenseitig und – als wichtigster Unterschied – liegt ihr Ausgangspunkt erstmals nicht bei den Produzenten, sondern bei den Konsumenten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten, die im Buch als erste Halbzeit der Digitalisierung bezeichnet werden, war vor allem die Digitalisierung der Konsumenten zu beobachten. Nur zehn Jahre hat es gedauert, bis eine Milliarde Menschen das Internet nutzten, ein Smartphone besaßen, in einem sozialen Netzwerk aktiv waren oder Daten in der Cloud ablegten. Die neue Technik löste viele alte Verbindungen zwischen Verbrauchern und Unternehmen in oft fragmentierten Märkten auf, weil Digital‐Firmen mit dem Plattform‐Modell Wünsche der Verbraucher wie der Kauf eines Buches oder die Buchung einer Reise günstiger und/oder schneller erfüllten. Diese Plattformen haben den Kontakt zu Kunden in kurzer Zeit an sich gezogen und können ihn nun ohne weitere Kosten auf immer mehr Produkte ausweiten. Amazon wäre in der Lage, ohne einen einzigen Marketing‐Dollar einen Handel mit Gebrauchtwagen aufzuziehen; Facebook wäre als Bank mit einem Bruchteil der Kosten aus dem Stand ein ernstzunehmender Wettbewerber der etablierten Institute. Diese Plattformen haben meist globale Ambitionen und sind heute fast ausschließlich in der Hand amerikanischer und asiatischer Unternehmen. Deutschland spielt mit wenigen kleinen Ausnahmen keine Rolle in diesen Märkten.
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