2011 | OriginalPaper | Buchkapitel
Deutschlands Rolle in Afghanistan: State-Building-Dilemmata einer Zivilmacht
verfasst von : Prof. Dr. Sebastian Harnisch
Erschienen in: Zehn Jahre Deutschland in Afghanistan
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Beitrag analysiert die Bedeutung der Zusammensetzung außenpolitischer Rollen aus ego- und alter-Erwartungen für die deutsche Afghanistanpolitik zwischen 2001 und 2011. Auf der Grundlage von Rollentheorie und „State-Building“-Forschung fragt er zunächst, welche Auswirkungen der Einsatz ziviler und militärischer Instrumente auf die Kooperationsbereitschaft der lokalen afghanischen Eliten und Gesellschaft hatte. Es wird gezeigt, dass klassische Zivilmachtsnormen – starke Demokratisierungsforderungen und ein schwacher militärischer „footprint“ – von wichtigen afghanischen Akteuren zunehmend abgelehnt wurden. Während sich die deutsche Rolle vom „Befreier“ immer mehr zum „Besatzer“ wandelt, vergrößern sich die „State-Building“-Dilemmata, so dass im Jahr 2011 von einer „konfrontativen Konsolidierung“ gesprochen werden muss. Im zweiten Schritt werden die parlamentarischen Rechtfertigungen für die deutsche Interventionspolitik untersucht, indem parteipolitische Differenzen und Verschiebungen zwischen ego- und alter-bezogenen Argumentationen herausgearbeitet werden. Die Analyse ergibt, dass sich die Rechtfertigungen unter dem Eindruck wachsender State-Building-Dilemmata wandelten: Expansive, alter-bezogene Ziele wurden beschränkt, Konsolidierungstransfers wurden konditionalisiert und ego-bezogene Rechterfertigungen verstärkt.