2000 | OriginalPaper | Buchkapitel
Die Aufhebungstendenzen
Der Berufsbildungsgedanke seit der Mitte des 17. Jahrhunderts
verfasst von : René König
Erschienen in: Vom Wesen der deutschen Universität
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Je mehr in der neueren Geschichte der weltliche Staat an Boden gegenüber der überweltlichen Autorität der Kirche gewann, desto mehr mußten sich alle Lebensgebiete zunehmend verweltlichen. Dies müssen wir voraussetzen, wenn wir den im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts anhebenden Kampf gegen die Universitäten verstehen wollen. Die allgemeine Wendung in der Stimmung der Menschen führte von der Spekulation zur Bewältigung dessen, was unmittelbar nottat. Vor allem sah sich das durch den Dreißigjährigen Krieg schwer verwüstete Preußen vor die Notwendigkeit gestellt, seine wirtschaftliche Integrität vom kleinsten auf wiederherzustellen. Diese Beschäftigung mit den Aufgaben des Alltags wurde zudem kräftig gefördert durch den Baconschen Humanismus, der alles Wissen in die Beherrschung von Naturkräften umzusetzen suchte, und durch den Reformationsgeist, der einen handfesten Sinn für Wirklichkeit erweckt hatte. Es ist nur zu natürlich, daß dieser neue realistische Geist sich auch in der Idee der Bildung auswirken mußte. Der Idealtyp des Gelehrten wurde immer mehr verdrängt durch den des aktiven, berufstätigen Menschen, der unmittelbar an der Beförderung der menschlichen Glückseligkeit arbeitet. „Es beweist die große Bedeutung der wirtschaftlichen Tendenzen in dem Geistesleben der damaligen Zeit, daß sich Männer, deren eigentliches Geschäft im Gebrauche der Feder und des Wortes bestand, mit dem Handwerk und den Gegenständen der Industrie befaßten und sie zum Teil selbst zu erlernen suchten.